Kapitel 47: Ja, hoffentlich

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Dad war sauer. Ich konnte ihn verstehen. Ich war ohne seine Erlaubnis ins Gefängnis zu Hampton gegangen und das Ganze hätte auch anders ausgehen können. Ich hätte tot sein können und das wurde mir immer mehr bewusst als ich im Badezimmer vor dem Spiegel stand und versuchte meine Wunden zu desinfizieren. Ich hatte ein riesen Glück, das wusste ich. Er hätte den Schnitt nur ein wenig tiefer setzen müssen und mein Leben wäre vorbei.

In ein paar Wochen würde nur noch eine Narbe an meinem Hals an diesen Tag erinnern. Ich tropfte etwas Desinfektionsmittel auf einen Tupfer und säuberte die Platzwunde an meiner Stirn. Als der Tupfer die Wunde berührte, schoss ein stechender Schmerz durch meinen Körper und ich zog scharf die Luft ein. Ein Klopfen an der Tür unterbrach mich bei meinem Desinfizierungsversuch.

"Herein" Mein Vater trat herein und sah mir zu wie ich ein frisches Pflaster auf die Wunde klebte.

"Kann ich dir helfen?" Ich nickte, warf meine Haare über die Schulter und stellte mich so hin, dass er gut an meine Wunde kam. Er schnappte sich einen Tupfer und das Desinfektionsmittel und versorgte meine Wunde. Ich biss auf die Zähne um keinen Laut von mir zu geben. Als er fertig war, umarmte ich ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Brust.

"Es tut mir leid", murmelte ich. Er seufzte und legte seine Arme um mich. Sanft strich er mir über den Rücken.

"Ich weiß. Es war nicht deine Absicht. Trotzdem hättest du dir denken können, dass so etwas passiert. Aber mach dir jetzt keine Gedanken mehr darüber. Hampton ist tot und das heißt, dass es nur noch besser werden kann" Er hob meinen Kopf und strich meine Tränen weg. Er lächelte mich sanft an.

"Du musst jetzt aber nicht weinen" Ich schüttelte den Kopf.

"Ich bin einfach froh, dass es vorbei ist" Er strich sanft über die Haut ganz nah an meiner Wunde vorbei.

"Ich auch, glaub mir" Zusammen gingen wir nach unten in die Halle zu den Jungs, die uns schon erwarteten.

"Schick, die Wunden lassen dich härter wirken" Ich musste lächeln. Die Jungs konnten einen schon nerven aber sie konnten einen auch wirklich aufmuntern. Ich setzte mich auf das Sofa und die Jungs sich alle um mich.

"Jungs, ich bin im Büro falls ihr mich braucht" Er ging an uns vorbei und klopfte mir dabei leicht auf die Schulter.

"Ich weiß, du magst das nicht aber alles Gute zum Geburtstag" Er ging wieder und ließ mich mit den Jungs zurück. Diese schienen nicht überrascht zu sein.

"Herzlichen Glückwunsch", hauchte Jonah in mein Ohr. Seine Hand ruhte auf meinem Oberschenkel und meine Hand lag auf seine.

"Ich hab ein Geschenk für dich", murmelte er und überreichte mir eine kleine Schachtel. Überrascht blickte ich ihn an.

"Woher wisst ihr, dass ich Geburtstag habe?" Er grinste.

"Dein Dad hat es uns gestern erzählt. Jetzt mach es schon auf". Also riss ich das Geschenkpapier auf und öffnete die Schachtel. Es war ein einfaches Nachtlicht.

"Es erhellt das ganze Zimmer, du kannst alles sehen, aber musst nicht die große Lampe anlassen", flüsterte er, sodass die anderen es nicht mitbekamen.

"Danke", hauchte ich und umarmte ihn.

Die Jungs erzählten, was in der Schule in meiner Abwesenheit passiert war und sprachen ganz bewusst meinen Tag nicht an. Jonah hat ihnen sowieso bestimmt schon alles erzählt.

Als mein Handy klingelte, stand ich schnell auf und verließ die Halle. Es war meine Mutter, die mich anrief.

"Hallo Schatz"

"Hallo Mum"

"Ich wollte dir nur alles Gute zum Geburtstag wünschen"

"Danke Mum. Heute ist mein größter Traum in Erfüllung gegangen" Ich hörte sie am anderen Ende der Leitung lachen.

"Ach ja? Und was denn?"

"Hampton ist tot. Er ist heute gestorben" Dass ich ihn umgebracht habe, ließ ich mal außer Acht. Ich wollte sie nicht noch mehr beunruhigen.

"Das sind mal gute Neuigkeiten. Hoffentlich wird es dann mit deinen Albträumen besser werden"

"Ja, hoffentlich", murmelte ich.

"Ich wünsche dir noch einen schönen Abend und feier noch mit den Jungs. Richte deinem Vater schöne Grüße von mir"

Scars of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt