Ich hatte echt keine Ahnung, was diese Idioten jetzt wieder für ein Problem hatten. Nachdem ich mit Mum und Josh telefoniert hatte, bat Dad mich für ihn einige Akten aus der Wohnung in sein Büro zu bringen. Dies tat ich dann und seitdem sprach keiner mehr mit mir. Nicht, dass sie sonst viel mit mir gesprochen hatten, aber es kam einfach nichts mehr. Keine dämlichen Frauenwitze, keine sexuellen Anspielungen oder Bemerkungen. Einfach nichts.
Nicht einmal Jonah sprach mit mir und von ihm dachte ich noch, er wäre der Vernünftigste von diesem Haufen. Die Autofahrt verlief schweigend, jedoch nicht dieses angenehme Schweigen, das sonst bei ihm im Auto herrschte sondern ein qualvolles. Als wir nach der, schier endlosen, Fahrt endlich die Schule erreicht hatten, stieg ich peinlich berührt aus dem Wagen und trat die Flucht, Richtung Schule an. Jetzt stand ich an meinem Spind und wusste nicht wirklich was los war. Hin und wieder bekam ich einen vernichtenden oder verachtenden Blick zugeworfen.
Seufzend knallte ich die Tür meines Spindes zu. Ausgerechnet jetzt hatte ich Mathe und musste neben diesen Hornochsen sitzen. Ich gab zu, dass ich die dämlichen Kommentare von ihnen vermisste und, dass sie mir auf irgendeine Art und Weise fehlten. Wohl oder Übel musste ich mir eingestehen, dass sie mir ans Herz gewachsen waren. Missmutig machte ich mich auf den Weg in die Klasse, in der, welch ein Wunder, 3 der Volltrottel schon saßen.
Irgendwie regte mich das schon auf, da sie sonst nie pünktlich waren. Es war als wollen sie mir praktisch auf die Nase binden, dass sie nicht mehr mit mir redeten und mich ignorierten. Lustlos ließ ich meine Tasche neben meinem Platz auf den Boden fallen und nahm auch Platz. Dabei nahm ich keine Notiz von meinen Sitznachbarn. Was sie konnten, konnte ich schon lange. Ich kramte einen Stift und ein Blatt aus meiner Tasche und knallte sie auf den Tisch vor mir. Von mir aus konnten die andern ruhig wissen, dass ich schlecht gelaunt war, immerhin war es ihre Schuld.
Ich sollte aufhören mir über diese Dummköpfe den Kopf zu zerbrechen. Ich konnte nur mäßig dem Unterricht folgen, da ich andauernd Blicke auf mir spürte. Auch Dylan schien plötzlich sehr gesprächig, der drehte sich nämlich gerade zu mir um.
"Na, freust du dich schon auf unser Date?"
Ich hatte gestern noch mit ihm geschrieben. Wir hatten ausgemacht, dass wir Freitag zusammen ausgehen würden. Ich nickte bloß, da ich gerade absolut nicht in der Stimmung war um mit irgendjemanden zu sprechen.
"Nur um das jetzt klar zu stellen. Nach dem Date gehen wir zu dir oder zu mir?" Wieso wusste ich das bloß?
"Stell noch so dämliche Fragen und du kannst das Date vergessen"
"Also ganz spontan?"
Er bekam einen vernichtenden Blick von mir, bevor ich auch ihn ignorierte und mich weiter auf die Trigonometrieaufgaben vor mir konzentrierte.
-
Langsam schlenderte ich zum Parkplatz. Langsam deshalb, da ich das Treffen mit den Jungs etwas hinauszögern wollte. Ich wusste, dass ich etwas falsch gemacht haben musste. Solche Blicke hatte ich nämlich nicht mal von ihnen kassiert als ich hierhin gezogen war und sie mich noch nicht akzeptierten. Ich bog in den Parkplatz ein und da stand auch schon die ganze Rasselbande gelehnt und beobachtete mich. Die Blicke waren diesmal nicht vernichtend sondern neutral. Ich kam näher und stand nun in der Mitte.
"Okay, ich hab's ja schon gemerkt. Ich hab' was falsch gemacht. Nur leider kann ich mich nicht dafür entschuldigen, wenn mir kein Schwein sagt, was ich gemacht habe"
Ich strich mir aufgebracht durchs Haar und blickte in das Gesicht eines jeden Einzelnen. In ihren Gesichtern regte sich nichts. Es blieb eiskalt und emotionslos. Ich verschränkte die Hände vor der Brust und wartete ungeduldig auf eine Antwort. Als diese nicht kam, wurde ich wirklich wütend.
"Wisst ihr. Ihr fuckt mich so dermaßen ab!" Ich schulterte meine Tasche und drehte mich um.
"Ich geh zu Fuß nach Hause" Doch bevor ich den Parkplatz verlassen konnte, stellten sich mir 2 Muskelprotze in den Weg.
"Gut ihr wollt nicht, dass ich geh, dann redet verdammt noch mal. Was hab' ich gemacht?" Ich blickte durch die Runde.
"Die Akten" Ich sah in Jonahs Gesicht, welches mich ohne Emotionen musterte.
"Welche Akten?"
"Die, die du gestern dem Trainer geben solltest und gelesen hast" Seine Stimme war lauter als sonst und vorwurfsvoll. Ich runzelte die Stirn.
"Ich habe keine Akten gelesen", sprach ich meine Gedanken laut aus.
"Klar!" Seine Stimme triefte nur so von Sarkasmus.
"Das war kein Witz. Ich hab' diese scheiß Akten nur Dad gebracht"
"Was hast du dann die ganze Zeit da oben gemacht?"
"Weißt du eigentlich wie das Zimmer meines Vaters aussieht? Es ist das reinste Chaos. Es tut mir leid, dass ich die Akten nicht gleich gefunden hatte"
"Du hast sie nicht gelesen?"
"Was interessieren mich solche blöden Akten? Ich weiß nicht mal, warum ihr so sauer seid. Was wäre denn passiert wenn ich sie gelesen hätte"
"Das waren unsere Akten"
"Was wäre so schlimm, wenn ich sie gelesen hätte?"
"Du wüsstest alles über uns, warum wir bei deinem Vater ein- und ausgehen. Es kann halt nicht jeder einfach so von einem Nobelinternat in Frankreich kommen"
"Denkt ihr wirklich ich wäre nur zum Spaß hier? Ich habe meine Gründe hier zu sein, genau wie ihr. Außerdem dachte ich, dass ihr mich schon soweit kennt, dass ich nicht in den Sachen anderer Leute rumwühle"
Ich lief auf die Beiden zu, die immer noch im Sinn hatten mich davon abzuhalten einfach so abzuhauen.
"Verpisst euch, wenn ihr in später Zukunft noch Kinder zeugen möchtet"
Ich war rasend vor Wut, bis sich Arme um meinen Bauch schlangen und mich sanft an einen trainierten Oberkörper zogen. Ein herber Männerduft stieg in meine Nase.
"Denkst du nicht, dass in die Eier treten langsam langweilig wird", hauchte eine Stimme in mein Ohr. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust und ich vergaß fast zu atmen.
"Bei euch wird das nie langweilig", zischte ich als ich mich wieder gefangen hatte. Die Arme um meinen Bauch verschwanden nur um mich wenig später im Braut-Style hochzuheben. Ich zappelte und wehrte mich, bis ich es schließlich aufgab. Es hatte keinen Wert. Gegen sie hatte ich nicht die geringste Chance. Ich blickte in Jonahs blaue Augen.
"Was wird das wenn es fertig wird?"
"Ich trag' dich zu meinem Auto, da du freiwillig nicht mitkommen würdest. Außerdem hab' ich doch etwas Angst um meine Eier"
DU LIEST GERADE
Scars of the past
RomanceNach zwei Jahren Aufenthalt in Frankreich findet Allison sich in Seattle bei ihrem Vater wieder. Dieser ist Sozialbeamter und hilft Jugendlichen, die schon mal mit der Polizei in Konflikt geraten sind. Dabei hatte Ally mit viel gerechnet. Aber nicht...