"Dein Vater hat sich eine dicke Grippe eingefangen", meinte Rick grinsend.
"Ja, ihn hat es echt erwischt", lächelte ich während ich etwas Hühnersuppe in eine Schüssel schüttete.
"Richte ihm eine gute Besserung von mir aus. Ich muss wieder runter zu den Jungs, sonst stellen sie wieder alles mögliche an"
"Mach ich. Bis dann" Er nickte zum Abschied bevor der beste Freund meines Vaters verschwand. Ich setzte die Schüssel zusammen mit einem Löffel und einer Tasse Tee auf ein Tablett und ging damit in Dads Schlafzimmer. Ich stellte das Tablett auf seinen Nachttisch und weckte ihn dann da er noch schlief. Nach einem kurzen Hustanfall war er dann auch schließlich wach und sah mich fragend an.
"Warum hast du mich geweckt?"
"Weil du sonst den ganzen Tag schläfst und dann nachts nicht schlafen kannst. Außerdem musst du etwas essen"
"Ally, du bist ein Schatz, aber ich habe keinen Hunger" Ich schüttelte den Kopf.
"Du musst etwas essen. Wenn man nichts isst wird man nur noch mehr krank", erklärte ich sachlich als ich meine Hand auf seine Stirn legte. Sie war immer noch warm aber nicht mehr so heiß wie heute morgen.
"Du darfst weiter schlafen wenn du alles gegessen und getrunken hast" Ich schnappte mir einen Stuhl der an seinem Büro stand und stellte ihn ans Bett und setzte mich drauf. Dabei ließ ich meinen Vater nicht aus den Augen. Dieser begann seufzend seine Suppe auszulöffeln.
"Hast du eigentlich eine Freundin?", fragte ich ihn einfach das was mir schon längere Zeit durch den Kopf schwebte. Er verschluckte sich beinahe an seiner Suppe als er meine Frage hörte.
"Wie kommst du jetzt auf diese Frage?" Ich zuckte mit den Schultern.
"Nur so. Immerhin bist du seit 12 Jahren von Mum getrennt und sie hat ja auch einen Freund"
"Denkst du ich hätte in meinem Beruf Zeit mich um eine andere Frau als dich zu kümmern? Glaub mir, ich war schon mit einigen Frauen aus aber sobald sie nur etwas über meinen Beruf hören oder dass ich eine Tochter habe dann sind sie gleich abgeschreckt"
"Ich dachte schon du hättest Angst, dass ich deine Freundin nicht akzeptiere"
"Nein, das hatte ich nie" Er stellte die leere Schüssel auf dem Nachtisch ab und nippte etwas an seinem Tee.
"Ich erzähle dir mal etwas, was dir deine Mutter bestimmt nie erzählen würde" Ich wurde sofort hellhörig und setzte mich aufrechter hin.
"Das mit deiner Mutter und mir lief einfach zu schnell. Wir waren knapp ein Jahr ein Paar als sie unerwartet schwanger wurde. Versteh das jetzt nicht falsch. Du warst immer gewollt nur nicht so früh und wir waren auch noch sehr jung. Deine Großeltern mütterlicherseits sind kurz nach deiner Geburt bei einem Autounfall gestorben aber das weißt du ja. Auf jeden Fall waren sie erzkatholisch. Sex vor der Ehe kam für sie nie in Frage. Da das bei uns aber der Fall war, drängten sie uns zu heiraten damit du kein uneheliches Kind wirst"
Er trank wieder etwas von seinem Tee bevor er weiter sprach.
"Es war keine Zwangsheirat, ich habe sie schließlich geliebt und sie mich auch. Es war bloß eine neue unerwartete Welt. Ich war 21 und musste Frau und Kind versorgen. Es kam alles ziemlich schnell. Am Anfang lief die Ehe noch gut. Man ist frisch verliebt und denkt man könnte zusammen alles schaffen. Doch nach einiger Zeit fing die Fassade an zu bröckeln. Wir haben es wirklich versucht, haben uns aber später darauf geeinigt, dass wir uns trennen, da wir uns nur noch gestritten hatten und es für dich das Beste wäre. Aus dir ist ja trotzdem noch ein anständiges Mädchen geworden"
Er lächelte mich liebevoll an.
"Was ich damit sagen will, ist, dass sobald du einen Freund hast, dass ihr es nicht überstürzen sollt. Geht es langsam an, das ist viel besser für die gemeinsame Zukunft"
Ich nickte. Ich fand selbst, dass meine Eltern im Gegensatz zu den Eltern meiner Freunde immer ziemlich jung waren.
"Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt gerne weiter schlafen" Ich nickte, stand auf und nahm das Tablett vom Nachttisch.
"Schlaf gut", flüsterte ich als ich die Tür schloss.
"Wie geht es ihm?" Vor lauter Schreck ließ ich das Tablett fallen. Doch es kam nicht zum Zerspringen des Geschirrs da Jonah es schnell aufgefangen hatte.
"Sorry. Ich vergesse immer, dass du schreckhaft bist", entschuldigte er sich und küsste mich kurz.
"Ist schon gut. Ihm geht es schon besser", erklärte ich und brachte das Geschirr in die Küche. Er folgte mir.
"Warum bist du eigentlich hier? Bestimmt nicht nur um zu fragen wie es meinem Vater geht" Er schüttelte den Kopf und legte seine Hände an meine Hüften.
"Ich wollte dich sehen", murmelte er bevor er seinen Kopf senkte und unsere Lippen sich berührten. Ich legte meine Arme um seinen Hals und vertiefte den Kuss bis wir uns nach einer Weile schließlich lösten um nach Luft zu schnappen.
"Anscheinend wollte jemand mich auch sehen", stichelte er bevor er mich wieder küsste.
"Wie lange saßt du eigentlich schon da?", fragte ich als wir runter in die Halle gingen.
"Nicht so lange", meinte er bloß.

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Scars of the past
RomansNach zwei Jahren Aufenthalt in Frankreich findet Allison sich in Seattle bei ihrem Vater wieder. Dieser ist Sozialbeamter und hilft Jugendlichen, die schon mal mit der Polizei in Konflikt geraten sind. Dabei hatte Ally mit viel gerechnet. Aber nicht...