C H A P T E R T W O

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stranger.


Jungkook konnte das alles nicht verstehen.
Sein Vater wirkte gestresst und ängstlich, als er ihm die Box übergeben hat, dabei war er sonst kalt, wie eine Mauer aus Eis. Dass es dann sogar angeschrien wurde, hatte ihn überrascht. Sonst passiert das nur, wenn Jungkook was verbockt hatte.

Diese Box musste unglaublich wichtig sein, doch was verbarg sich in ihr?

Jungkook hatte sich nicht getraut, sie zu öffnen. Sein Vater hatte es klar und deutlich verboten und er wollte nicht wissen, was passierte, wenn er dagegen verstoß. Noch hatte er die Box großartig angeguckt, sondern das alte Teil aus Blech und Metall einfach unberührt auf seinem Nachttisch stehen gelassen.

Er hatte keine Kraft gehabt, irgendwas anderes zu tun, außer in seinem Bett zu liegen und die meiste Zeit mit schlafen zu verbringen. Yoongi hatte ihn die letzten Tage öfters besucht, ihm die Hausaufgaben und einen Kaffee gebracht, doch wirklich gesprächig war Jungkook nicht gewesen, auch wenn er es süß fand, dass Yoongi sich mühe gab ihn aufzuheitern.

Doch Jungkook fühlte sich dauerhaft erschöpft, ohne wirklich was zu tun. Und er konnte sich nicht mal mit seinem Handy ablenken.

Die Medien waren voll vom Tod seiner Oma, nirgendwo war man vor dieser Information sicher. Und Jungkook konnte Fake News und Gerüchte, was mit ihm und seinem Vater war, nicht ertragen. Dass er nicht mehr zur Schule ging war wohl auch schon an die Öffentlichkeit gedrungen.

Er war dankbar, dass sein Vater wenigstens dabei ein Auge zudrückte, Verständnis zeigte und ihn für diese Woche krank schrieb. Er wusste, dass er dem schulischen Druck sonst nicht stand halten konnte.

Es war ein verregneter Donnerstag, Yoongi drehte gerade seine Tägliche Joggingrunde und in Jungkook stieg das Bedürfnis, sich bewegen zu müssen. Er brauchte frische Luft, Platz zum durchatmen. Er konnte nicht länger in diesem Zimmer sitzen und trauern. Seine Oma hätte jetzt gesagt »verschwende keine wertvolle Zeit und geh raus was erleben.«

Wahrscheinlich hatte sie Recht. Das Leben ging weiter, egal was er tat.
Also rappelte er sich aus dem Bett auf, nahm eine ausgiebige Dusche, da er sich dreckig und eklig gefühlt hat und zog sich so gut an wie schon lange nicht mehr. Bevor er ging zog er sich seine Kapuze tief ins Gesicht, sodass ihn keine Paparazzi erkennen würden.

Seinem Vater sagte er nicht bescheid, wo er hin ging, noch Yoongi oder jemand anderem. Er schlich sich aus dem Haus, ohne dass ihn jemand bemerkte. Vielleicht eine dumme Idee, doch darüber dachte er jetzt nicht nach.

Die kalte Luft tat tatsächlich gut, wehte ihm ins Gesicht und roch nach Regen. Die Straßen Seouls waren voll, wie immer, von mehreren Leuten wurde er angerempelt, doch er machte sich nichts daraus.

Und wie von selbst trugen ihn seine Beine zu einem besonderen Ort, an dem er schon oft mit seiner Oma war.
Das Museum war nicht das berühmteste in Seoul und kam weder an das National Museum, noch das Kriegsmuseum heran, doch es gab dort eine Ausstellung über Griechische Mythen und Götter, was Jungkook schon damals fasziniert hatte.

Doch ehe er hineinging, zögerte er.
Er hatte hier so viele Erinnerungen gesammelt, es fühlte sich nicht richtig an, alleine hinein zu gehen. Was, wenn der Geist seiner Oma drinnen auf ihn wartete? Quatsch, sagte er sich. Daran glaubte er selbst nicht. Aber war er wirklich bereft dafür?

Die Antwort lag ihm auf der Zunge.
Vielleicht war er nicht bereit dafür, doch er musste es hinter sich bringen. Er musste damit abschließen, und das schneller als so manch anderer. Als öffentliche Person konnte er es sich nicht leisten, in Trauer zu versinken. Manchmal hatte sein Vater eben doch recht, egal wie schwer es war, er musste seine eigenes Bedürfnisse zurückschrauben und seinen Pflichten nachgehen.

MOTH | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt