C H A P T E R S I X

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hair dye.


Ein paar Tage vergehen, in denen Jungkook mit den Gedanken bei seiner Oma, der Box und Taehyung war. Er wollte ihn unbedingt wieder sehen, doch wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass er ihn im Museum wieder treffen würde?

Seoul war zu groß, als dass er die ganze Stadt nach ihm absuchen könnte.

Sein Vater war in diesen Tagen still, redete kaum ein Wort mit ihm und sah ihn ausschließlich nur beim essen an. Jungkook fragte sich, was in seinem Kopf abging. Ob er an seine Oma dachte? Oder nur daran, wie sein Momentaner Stand im Netz war.

Was auch immer es war, Jungkook hatte keine Lust, auch nur einen Gedanken an seinen Erzeuger zu verschwenden. Yoongi hatte Recht gehabt, nur weil er zu seiner Familie gehörte, konnte er ihn nicht einfach so behandeln, wie es ihm gerade passte.

Jungkook hatte sich vorgenommen, sich in nächster Zeit mehr zur Wehr zu setzten und sich nicht alles gefallen zu lassen.

Da er noch den Rest der Woche mit Hausarrest in seinem Zimmer hockt und Däumchen dreht, brachte ihm Yoongi ein paar Mal Donut und Kaffee mit, wofür er unglaublich dankbar war. So bekam er wenigstens etwas Gesellschaft.

Am Abend war es wie immer still am Esstisch. Mittlerweile waren die meisten Angestellten wieder zurück im Haus und das Essen wurde ihnen wie im Hotel serviert.

»Du wirst ab morgen wieder in die Schule gehen. Dein Hausarrest ist ebenfalls aufgehoben«, sagte sein Vater plötzlich.

Überrascht hob Jungkook den Kopf.

»Was? Aber ich kann noch nicht wieder in die Schule, ich hab noch keinen Kopf dafür! Lass mich bitte noch ein paar Tage zuhause bleiben.«
»Wer heimliche Ausflüge unternehmen kann, der kann auch was lernen. Ich erlaube keine Wiederrede.«

Jungkook wusste, dass Diskutieren keinen Sinn hatte. Trotzig stopfte er sich das restliche Essen in den Mund und stürmte beleidigt in sein Zimmer.

Wie sollte er in der Schule mitarbeiten können, wenn seine Gedanken jede Sekunde bei etwas anderem waren? Nicht zu vergessen die nervigen, lauten Schüler um ihn herum, die ihm jeden Tag Kopfschmerzen bereiteten. Wenn die Klausurenphase anfing, war es erst recht um ihn geschehen. So viel Stress könnte er nicht aushalten.

Wütend und gleichzeitig verzweifelt starrte er in das Gesicht im Spiegel. Er hatte gar nicht bemerkt, wie beschissen er eigentlich aussah. Die blasse Haut ließ ihn kränklich wirken, so wie die tief schwarzen Ringe unter seinen Augen, und die trockenen Lippen.

Es wunderte ihn nicht wirklich, schließlich hatte er seit Tagen nicht mehr geduscht. Er beschloss, seine ausgefallenen Routinen nach zu holen, vielleicht würde das Gefühlschaos in ihm dann ein wenig nachlassen.

Und tatsächlich fühlte er sich um einiges besser, als er am ganzen Körper duftend aus der Dusche stieg. Doch als er einen Blick in den beschlagenen Spiegel warf, stimmte irgendwas nicht. Er konnte es nicht beschreiben, doch er fühlte sich nicht, wie er selbst.

Ohne wirklich darüber nachzudenken schnappte er sich eine Schere und ließ die ganze Frust, die er in sich trug an seiner Frisur aus, ohne Angst vor Verlusten.

Es waren nur Haare.

Und auch wenn er so etwas noch nie in seinem Leben gemacht hatte, sah das Endergebnis gar nicht mal so schlimm aus. Er hatte an manchen Stellen etwas schief geschnitten, und die Strähnen hinten waren viel länger als die vorne, doch im großen und ganzen stand es ihm.

Selbstlobend stylte er seine neue Frisur mit einem Föhn, bis sein Blick im Spiegel etwas hinter ihm erhaschte.

"Blondierung", war darauf geschrieben.

Jungkook wusste, dass sein Vater ihn dafür umbringen würde. Doch irgendetwas begeisterte ihm an dem Nervenkitzel, etwas verbotenes zu tun.

Was war denn auch so schlimm daran? Es waren doch nur Haare.

Nachdem er sich die Anleitung auf der Packung zwei mal durchgelesen hatte, klatschte er sich das Zeug auch schon auf den Kopf, ließ es einwirken und staunte nicht schlecht über das Endergebnis.

Es war gewöhnungsbedürftig, wie er fand. Doch nicht unbedingt schlecht. Außerdem fühlte er sich um einiges besser, ruhiger, und war bereit für den Tag morgen.

Sein nerviger Wecker riss ihm viel zu früh aus dem Land der Träume, und er drehte sich so oft wieder um, bis er beinahe verschlafen hatte.

Für ein ausgiebiges Frühstück war keine Zeit mehr, es zog sich seine Schuluniform an, schnappte seinen Rucksack und hüpfte die Treppen nach unten, um sein Schulbrot einzupacken.

Jungkook versuchte so zu tun, als wäre er selbstbewusste und würde von Heute auf Morgen die Meinung der anderen ignorieren. Doch tief im inneren wusste er, er könnte niemals so stark sein.

Und auch wenn er sein neues Erscheinungsbild mochte, hätte er doch nur ein wenig länger nachgedacht, bevor er seine Emotionen und Gefühle an seiner Frisur ausgelassen hätte.

Sein Vater hielt ihn plötzlich krampfhaft am Arm fest. Sein Blick verriet, wie geschockt er war.

»Was- Was hast du gemacht?«, aus weit aufgerissenen Augen starrte er ihn an, und Jungkook starrte zurück. Noch ehe er ungläubig die hellen Strähnen anfassen konnte, um sich zu vergewissern, dass diese echt waren, zog Jungkook seinen Kopf weg.

»Ich find sie cool«, antwortete er ehrlich.

Der Blick seines Vaters verdunkelte sich.

»Cool? Du siehst aus, als wärst du verrückt geworden. So kannst du dich draußen nicht blicken lassen! Zieh dir gefälligst eine Mütze über!«

»Nein. Es gefällt mir, ich will mich nicht verstecken.«

Jungkook wunderte sich, woher er den Mut nahm, sich gegen den Mann vor ihm zu wehren. Sein ganzes Leben lang hätte er an dieser Stelle eingeschüchtert den Kopf eingezogen und getan, was von ihm verlangt wurde.

Doch er hatte es satt, sich wie einen Ball hin und her stoßen zu lassen. Auch wenn sein Vater ganz und gar nicht erfreut über diese plötzliche Rebellion war.

»Junger Mann, das geht mir langsam zu weit! Was werden denn die Leute über dich sagen, wenn du dich so da draußen blicken lässt? Bist du von heute auf morgen Schwul geworden? Huh? Willst du dich morgen auch noch schminken oder was?«, er versuchte die Worte, die ihm ins Gesicht gedonnert wurden, an sich abprallen zu lassen.

Der Griff an seinem Arm wurde fester, begann zu schmerzen. Wenn sein Vater so ausrastete, konnte es nur böse enden.

Jungkook versuchte so zu tun, als würde ihn das gesagte nicht interessieren, während er sich krampfhaft die Tränen zurück hielt und antwortete: »Nein Dad, ich bin nicht schwul! Ich wollte es nur mal ausprobieren. Wenn du mich jetzt bitte loslassen könntest, ich komme zu spät zur Schule.«

Damit riss er sich los, schlüpfte in seine Schuhe und stürmte nach draußen, ohne seinen verständnislosen Vater auch nur einen Blick zu würdigen.








Blonde Jungkook is something different >>>

MOTH | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt