MOTH | taekook

C H A P T E R T W E N T Y O N E

the gnome.

Taehyung führte Jungkook wieder nach draußen und lief mit ihm weiter die Straße entlang, bis sie etwas außerhalb des Dorfes an einem Stall angelangten. Er wollte ihnen zwei Pferde besorgen, damit sie schneller in die Berge zum Palast kommen würden.

Jungkook fiel schon von weitem auf, dass sich keine normalen Menschen um die Tiere dort kümmerten. Anstelle dessen waren es kleine dicke Trolle, oder Zwerge, mit bunten Zipfelmützen und dicken Fließjacken. Im Chor trällerten sie irgendein fröhliches Lied, während sie ihrer Arbeit nachgingen.

Der Stall selbst stank fürchterlich nach Mist und die Scheune sah aus, als könnte sie jeden Moment zusammenbrechen. Jungkook wäre sogar freiwillig bereit gewesen, dass alte Ding zu renovieren.

Das einzige, was diesen Ort schön machte, waren die anmutigen Reittiere, deren Mähne und Schweif in unterschiedlichen Farben glitzerten. Er aus nächster Nähe konnte Jungkook außerdem die langen Hörner auf dessen Stirnen erkennen und wie vom Stein getroffen blieb er stehen.

»Was—«, entfuhr es ihm, »Aber Einhörner existieren doch nur in Märchen! Wie...«
»Wie unhöflich und frech von dir, Kleiner!«, fauchte ihn plötzlich eine raue und kratzige Stimme an, doch Jungkook konnte gar nicht ausmachen, von wo diese kam. Verwirrt drehte er sich in alle Richtungen um denjenigen zu finden, der so eingeschnappt geklungen hatte.

»Nur weil du dein leben lang dachtest, Einhörner würden nicht existieren, heißt es nicht, dass sie es wirklich nicht tun! Du solltest mehr Bücher lesen! Bildung ist in deinem Alter wichtig, sonst wird unsere nächste Generation komplett verblöden!«

Mit einem mal spürte Jungkook ein stechendes Zwicken an seinem Bein und ein empörtes »Au!«, verließ seinen Mund. Erschrocken blickte er nach unten, wo sich einer der Trolle befand und ihn wütend anfunkelte.

»Oh, Verzeihung! Ich wollte nicht ... also ich hab gar nicht—«
»Spar dir das, du freches Gör!«, der Troll war gerade dabei, ihn schon wieder zu schlagen und seinen Zorn an Jungkooks Bein wie an einem Boxsack auszulassen, da wurde er jedoch von Taehyung hochgehoben und ein paar Zentimeter zurückgesetzt.

»Toska! Hör auf jetzt. Am Ende verschreckst du ihn nur noch. Er ist unser Wächter.«

Der Troll, Toska, musterte Jungkook von oben bis unten, zog aggressiv seine gerötete Nase hoch und verschränkte nur schmollend die viel zu kurzen Arme.

»Tss, meinetwegen. Aber sollte er noch ein weiteres Wort über Einhörner labern, dass es sie angeblich nicht gibt, dann hole ich meinen Knüppel und ziehe ihm höchstpersönlich eins über die Rübe!«, drohte er und stapfte wütend davon.

Perplex sah Jungkook ihm hinterher.
»Eigenartig. Wirklich eigenartiger Troll ... aber lustig.«

Keine Sekunde später drehte sich das Wesen mit hoch rotem Kopf zu ihm um, fuchtelte wie wild mit den Armen in der Luft herum.

»Troll?! Na hör mal, ich bin ein Gnom! Wie unerhört! Das erzähle ich dem König! Unser Wächter ist nicht nur eingebildet, sondern auch noch rassistisch!«
»Toska! Halt die Klappe!«, Taehyung zog den Troll — nein, Moment, den Gnom — am Ärmel von Jungkook weg und stellte sich zwischen die Beiden. »Bring uns zwei Pferde. Wir haben eine wichtige Aufgabe zu erfüllen.«

Wiederwillig und immer noch mürrisch fluchend versuchte der Gnom sich zu beruhigen, auch wenn er ganz sicher nicht glücklich dabei aussah. Schneller als gedachte jedoch waren die Einhörner aufgesattelt und Jungkook bewunderte die anmutigen Wesen, und wie sie majestätisch vor ihm standen.

Taehyung schwang sich wie eine Feder auf den Rücken des Tieres, dessen Pech schwarzes Fell ein wenig im schwachen Sonnenlicht schimmerte, und sah Jungkook wartend an.

»Ich kann gar nicht reiten«, gab er dann zögerlich zu und mit mehreren erbärmlich aussehenden Versuchen, selber aufzusteigen, hatte er es schließlich mit Hilfe einiger anderer Trolle geschafft, ebenfalls aufrecht zu sitzen.
Im Augenwinkel konnte er erkennen, dass Taehyung sich das Lachen verkneifen musste.

»Ach das macht nichts. Halt dich einfach gut fest. Den Rest macht Reno von alleine.«

Und ohne dass Jungkook noch etwas erwidern konnte, preschten beide Einhörner los, in Richtung des Palastes, während Jungkook sich nur mit zusammengekniffenen Augen an den Zügeln festhielt und sich Mühe gab, nicht wie ein Mädchen zu schreien.

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