C H A P T E R T W E N T Y N I N E

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back home.

Jungkook hatte nicht erwartet, dass er so sehr vermisst wurde, denn für ihn hatte es sich so angefühlt, als wäre er nur ein paar Stunden weg gewesen.

Doch in seiner Welt waren es mittlerweile 4 Tage.

Noch ehe er blinzeln konnte wurde er von Yoongi fest an seine Brust gedrückt. Die Umarmung fühlte sich wie eine warme Dusche im Winter an, und das bedrückende Gefühl von Heimweh, was er lange Zeit über gespürt hatte, war mir einem Mal wie weggeblasen.

Jungkook war froh wieder bei seinem besten Freund zu sein.
Jedoch...

»Ich krieg keine Luft—«, presste er heraus.

Glücklicherweise ließ Yoongi ihn sofort los und musterte ihn von oben bis unten. Sein Blick war gefüllt mit Sorge, Angst und Erleichterung.

»Wo, verdammt noch mal, warst du? Was — ich verstehe das nicht! Ich habe überall nach dir gesucht ... JEDER hat nach dir gesucht! Und dann tauchst du plötzlich im ... im Garten auf? Einfach so?«

Yoongis Wut war nur zu gut berechtigt. Aber Jungkook hatte ja nicht wissen können, dass er so lange weg bleiben würde.

»Ich werde dir alles erklären, versprochen Yoongs. Ich hab nur etwas wirklich wichtiges zu erledigen, also würde ich jetzt—«
»Nein! Was ist denn los mir dir? Du kannst doch nicht einfach für eine halbe Woche verschwinden, auf einmal wieder auftauchen und dann schon wieder weg rennen! Ich bin dein bester Freund, wenigstens eine anständige Antwort bist du mir schuldig!«

Jungkook schluckte den Klos in seinem Hals herunter.

Yoongi hatte recht, aber wie sollte er ihm erklären, dass er in einer magischen Parallelwelt gegen einen Feuerlord gekämpft, mehrere übernatürliche Wesen gesehen und über einen Eiskönig gecrusht hatte?

Jeder würde ihn da für verrückt erklären.
Nein, Jungkook konnte ihm alles erzählen, nachdem er Taehyung gerettet hatte.

»Es ist eine lange Geschichte. Sehr kompliziert, und so ganz kann ich es selbst nicht glauben. Ich erzähle dir noch alles, versprochen«, und damit rannte er los, so schnell er konnte.

»Jeon Jungkook! Komm sofort zurück! Ich hab mir verdammt noch mal sorgen um dich gemacht!«, hörte er noch von Yoongi brüllen und es zerriss Jungkook beinahe das Herz, ihn einfach so stehen zu lassen.

Er stürmte in die Villa hinein, die Treppen nach oben in sein Zimmer. Er hatte die Vermutung, dass es mithilfe der Box einfacher sein würde, den Kompass zu bedienen und den Kristall zu finden.

Doch sobald er in seinem Zimmer ankam, begrüßte ihn jemand anderer. Und in seinen Händen die Box.

»Vater—«
»Ich weiß ganz genau, was hier los ist, Jungkook. Und ich weiß, dass du mein Verbot ignoriert hast, so wie alles andere, was ich dir gesagt habe. Ich weiß zwar nicht, wo zur Hölle du die letzten Tage gesteckt hast, doch auf deine Kindespielchen habe ich keine Lust mehr!«

»Dad, du musst mir zuhören, das ist wirklich wichtig. Keine Ahnung, was Oma dir alles erzählt hat, aber ich bin ein Wächter und muss sie retten, weil du in deiner Aufgabe versagt hast! Gib mir die Box.«

»Hörst du dir eigentlich selbst zu? Diese Geschichten sind völliger Schwachsinn! Ich hätte meine Mutter schon in die Psychiatrie einweisen sollen, als sie mit dem Quatsch angefangen hat. Und jetzt bist du auch noch verrückt geworden. Ich werde nicht zulassen, dass du genauso krank und abgedreht wirst wie sie.«

»Nein, bitte nicht!«, noch ehe Jungkook etwas weiteres sagen konnte, schmiss sein Vater die Box mit einem lauten Krach auf den Boden und trat mit voller Wucht darauf, sodass sie komplett verbeult liegen blieb.

Jungkook schossen Tränen in die Augen und er umklammerte den Kompass in seiner Hand fester.

Immer und immer wieder trat Mr. Jeon auf die alte Blechbüchse, was diese nur noch mehr beschädigte, bis er sich schließlich von seinem Wutanfall beruhigt hatte.
Jungkook war sprachlos, sah seinen Vater mit knall roter Nase und aufgeblähten Wangen an.

Die Box war vielleicht nicht das Portal zu Moth gewesen, doch sie gehörte seiner Oma, und sein Vater hatte soeben das letzte Geschenk von ihr in wenigen Sekunden zerstört.

»Bist du verrückt?«, fauchte Jungkook dann, seine Tonlage viel höher als normalerweise, »wie kannst du nur? Hast du gar keinen Respekt?«

»Respekt vor was? Einer Toten? Überleg doch mal, wie es für mich war! Ich habe meine Mutter so geliebt, doch sie hatte ständig andere Sachen im Kopf! Nie, auch nicht nur ein einziges Mal, hat sie wirklich an ihren Sohn gedacht. Immer nur ging es ihr um diese dämliche Welt, in der Magie existiert und sie so sein kann, wie sie wirklich ist. Als ich mir meine Karriere aufgebaut habe, wollte ich einfach nur, dass sie stolz auf mich ist. Dass sie mich sieht! Doch sie war nie da, und ich hab mir immer solche Sorgen gemacht!«

Irgendwie erinnerte Jungkook das alles an seine eigene Kindheit, dass sein Vater sich auch nie um ihn gekümmert hat. Doch das war wegen der Arbeit und nicht wegen einer super coolen Parallelwelt.

»Du hast mir selbst gesagt, dass ich die Box mit meinem Leben beschützen soll! Was ist daraus geworden?«
»Das hab ich nur gesagt, damit du dich an die Regeln hältst. Aber sowas kannst du ja nicht. Du hast mir sehr enttäuscht.«

Normalerweise wäre Jungkook jetzt weich geworden, hätte sich entschuldigt und seine Fehler eingestanden, wie es brave Jungs eben taten, doch jetzt gab es eine Sache, die ihn antrieb, sich gegen seinen Vater zu stellen.

Er wollte nicht nachgeben. Er hatte nichts falsch gemacht. Es gab nichts, wofür er sich entschuldigen sollte.

Also straffte er die Schultern und sah seinem Vater tief in die Augen — er zeigte keine Schwäche.

»Der einzige, der enttäuscht sein sollte, bin ich! Du beschwerst dich über Oma, dabei machst du dieselben Fehler! Hast du eigentlich auch nur einmal bemerkt, wie es mir wirklich geht? Jemals? Wie sehr ich von dir in den Schatten gedrängt wurde aber du mich immer und immer wieder in die Öffentlichkeit geschoben hast? Ich bin es leid, mich von dir herum kommandieren zu lassen! Ich brauche dich nicht! Ich kann auch auf eigenen Beinen stehen!«

Das hatte gesessen.
Die plötzliche Stille war erdrückend.

Nun war sein Vater es, der ihn geschockt und entgeistert ansah. Er ging einen großen Schritt auf Jungkook zu, die Hände zu Fäusten geballt, doch sein Mund verließ kein Ton.

»Was? Willst du mich jetzt wieder schlagen? So wie du es schon immer gemacht hast, wenn du dir nicht eingestehen konntest, dass du im Unrecht bist? Nur zu, schlag mich ruhig! Aber glaub mir, dieses Mal werde ich mich nicht zurück ziehen und mich klein machen, sondern der ganzen Welt zeigen, wer du wirklich bist!«

Mr. Jeon wusste gar nicht, wie ihm geschieht.

Noch nie, nicht ein einziges Mal, hatte er seinen Sohn so erlebt und er hatte auch nicht gedacht, dass sich Jungkook so rechtfertigen konnte, wenn er wirklich wollte.

Er erkannte sich selbst in den braunen Augen wieder. Er teilte dieses Gefühl der unterdrückten Wut und mit einem mal realisierte er, dass er nicht wollte, dass sein Sohn so wurde wie er selbst. Er sollte nicht verbittern und in selbst elend ertrinken. Er sollte nicht einsam werden, und durch seine Wut jeden von sich stoßen, den er gern hatte.

Eine Welle von Schuldgefühle traf ihn und langsam lockerte er die Finger. Sein Kopf war wie leer gefegt und doch voll mit Dingen, die er sagen wollte, für die er sich entschuldigen musste.

Doch noch ehe er überhaupt den Mund aufmachen konnte, stieß Jungkook ihn zur Seite, schnappte sich die verbeulte Box vom Boden und stürmte so schell er konnte aus dem Haus.









anger and daddy issues uuuhhh...

MOTH | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt