C H A P T E R T W E N T Y S E V E N

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the compass.

»Wenn wir von hier weiter in den Osten gehen, kommen wir schon bald zu meinem Wohnort an. Doch ich glaube, du hast weitaus wichtigeres zu tun, als dir meine grausame Inneneinrichtung anzusehen«, scherzte Jimin.

Tatsächlich hätte Jungkook gerne das Haus einer Fee gesehen. Ob er wohl in einem Baumhaus oder in einer Blütenknospe lebte?
Doch Jimin hatte Recht, er sollte sich wieder auf seine Aufgabe konzentrieren.
Schon bald kamen sie vor dem Wegweiser an, den Jungkook schon bei seinem ersten Besuch im Wald gesehen hatte.

»Den Weg solltest du von hier eigentlich kennen. Pass gut auf dich auf, Jungkook.«
»Vielen Dank, Jimin. Ich hoffe wir sehen uns—«, ein Schatten tauchte in seinem Augenwinkel auf. Verwirrt drehte er sich um, doch da war nichts.

»Hast du das ... gerade auch gesehen?«
Jimin runzele die Stirn.
»Nein. Was meinst du?«

Gerade, als Jungkook sagen wollte, er hatte es sich bestimmt nur eingebildet, sah er erneut den Schatten durch das Dickicht huschen. Kurz darauf lies der Wind die Blätter der Bäume rascheln und die gruselige Stimme flüsterte Jungkooks Namen.

»Da ruft mich jemand«, murmelte er, ging wie von selbst gesteuert wieder in den Wald hinein.
»Hey Süßer, ist alles okay? Geht's dir gut?«, Jimin's Stimme klang besorgt und als wäre sie Meter weit weg, dabei war er genau neben ihn.

Selbst die Berührung auf seiner Schulter spürte er kaum.
Jungkook war wie gebannt von der mysteriösen Stimme, von der er nicht sagen konnte, ob sie männlich oder weiblich war. Bis er schließlich bei derselben Lichtung ankam, auf der er auch aufgewacht war. Was er dort sah, konnte er gar nicht glauben.

Ein Fabelwesen, schimmernd weiß, wie das Fell eines Einhorns, auf dem Kopf trug es ein gewaltiges, königlich aussehendes Geweih, und es war beinahe so groß wie ein Pferd. Die vier Hufe blitzten im Licht der Sonne auf und sein Haar wehte mit dem Wind. Das Tier war geschmückt mit Blumen und Kristallen, die ein klimperndes Geräusch von sich gaben, wir ein Windspiel, wenn es gegeneinander schlug.

»Wow«, hauchte Junglook, wollte näher an den Hirsch heran treten, doch Jimin hielt ihn auf.
»Nicht. Der Herr des Waldes zeigt sich normalerweige nie. Er ist sehr scheu, ich frage mich, was er hier macht.«

Jungkook konnte nur fasziniert dabei zusehen, wie kleine Elfen in der Luft mit den Insekten tanzten, die Pflanzen wie von selbst aus der Erde wuchsen und der Herr des Waldes friedlich in dem Geschehen stand.

»Du hast mir gar nichts über ihn erzählt.«
»Weil es nichts zu erzählen gibt. Der Herr des Waldes ist ein Lebewesen wie jeder andere. Er ist der letzte seiner Art und hat sich daher von den Bewohnern abgewandt. Er lebt nun hier, versteckt in den Bäumen und ich treffe ihn so selten, dass ich noch keine Chance hatte, mir sein Vertrauen zu gewinnen.«

Die Stille wurde durch das Knacken eines Astes unter Jungkooks Schuh durchbrochen und das Tier vor ihnen Schreckte auf.

Seine schwarzen Knopfaugen schienen Jungkooks Körper zu durchbohren und endliche Sekunden lang passierte gar nichts, bis er sich schließlich traute und einen Schritt nach vorne trat.

»Jungkook, du solltest die Natur lieber nicht stören—«, Jimins Hand verfehlte seinen Arm und der junge Wächter lief weiter auf den Hirsch zu.

Er erinnerte sich daran, wie er ihn bei seinem ersten Besuch im Wald auch gesehen hatte.

Erstaunlicherweise schreckt der Hirsch nicht zurück, auch nicht als Jungkook vorsichtig die Hand ausstreckte und mit ein paar Zentimetern den Abstand zwischen ihm und der weichen Schnauze des Tieres zu überbrücken.
Der Herr des Waldes war ganz zahm in seiner Nähe und schmiegte sich schließlich leicht an ihn an.

»Moth hat dich als seinen Wächter akzeptiert«, man konnte das Schmunzeln aus Jimins Stimme hören, »du bist der richtige, Süßer.«

Plötzlich schüttelte der Hirsch seinen Kopf, schnaubte einmal und verbeugte sich schließlich so vor Jungkook, dass es aussah wie eine Aufforderung für ihn, aufzusteigen.

Das ließ sich Jungkook nicht zwei mal sagen und es war ein ungewöhnliches Gefühl auf dem Rücken eines übernatürlich großen Hirsches zu sitzen.

»Vielen Dank, Jimin.«
»Ich danke dir. Ich weiß, dass du es schaffen kannst, den Fängen des Labyrinths zu entkommen. Du bist stark Jungkook, vertrau immer auf dein Herz. Und jetzt geh, er wird dich sicher hinbringen.«

Und damit preschte der Herr des Waldes los, zwischen den dicken Stämmen der Bäume, hinaus in die weite Welt.

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Als Jungkook wieder beim Palast ankam, bedankte er sich erneut bei dem Hirsch, welcher ihn nur einmal über die Wange leckte und sich auf magische Weise auflöste, sprintete dann sofort die Gänge entlang, zum Thronsaal, stieß die schweren Türen auf und brüllte nach Namjoon.

»Wo ist der König? Ehem, ich meine, Ihre Königliche Majestät! Bitte, Ihr müsst mir helfen!«

Jungkook sah Namjoon weiter hinten, wie er mit einer Person sprach und sich erschrocken zu dem Geschrei umdrehte.

Jungkook rannte erneut los.

»Taehyung ist in Gefahr, er ist noch beim Feuerlord! Ich hab wirklich kein Plan wie ich noch lebe aber wir müssen ihn retten —«, Jungkook verschluckte sich an seiner eigenen Spucke als er erschrocken einatmete und dabei in Taehyungs Gesicht blickte.

Sein unglaublich hübsches Gesicht, was aber leider mit Asche und mehreren blutigen Schrammen bedeckt war.

»Tae—«
»Überraschung«, er zog etwas aus seiner Tasche hervor. Ein kleines, goldenes Gerät, welches auf seinem Deckel mit kleinen Diamanten und eingravierten Schnörkeln verziert war.

Der Kompass.

Es hatte Jungkook komplett die Sprache verschlagen.
Es war wütend und erleichtern und verwirrt, aber erleichtert und glücklich ... und verwirrt. Doch besonders erleichtert.

So erleichtert, dass Taehyung noch am leben war, dass er ihm ohne zu überlegen um den Hals fiel. Fest drückte er ihn an sich und fühlte sich dabei so gut, dass er sich wünschte, in diesem Moment für immer bleiben zu können.

Taehyungs Körper war warm und roch trotz dem feurigen Gestank nach irgendeiner Blumenart, dessen Namen Jungkook gerade nicht einfiel, doch er konzentrierte sich auch mehr auf das angenehme Kribbeln in seinem Bauch.

»Du Idiot«, murmelte er. »Ich dachte, ich hätte dich verloren.«
»Keine Sorge. So schnell wirst du mich nicht los.«

Taehyungs Arme zocken sich fester um Jungkooks Taille. Mit einem mal gab es nur die beiden und alle anderen Leute im Rahmen schienen sch wie in Luft aufzulösen. 

»Wie hast du es aus dieser Hölle geschafft?«
»Ich hatte dir doch gesagt, dass der Feuerlord eigentlich gar nicht so schlimm ist. Und ich bin gut im Verhandeln.«

Viel zu schnell löste Taehyung die Umarmung, grinste den jüngeren frech an und drückte ihm den Kompass in die Hand.

So wie die Box wurde er heiß, als Jungkook ihn fest hielt und leuchtete kurz auf. Die Magie die von ihm ausging, fühlte sich an wie kleine Stromschläge, die in Jungkooks Haut eindrangen. Er fragte sich, ob er mit dem Ding tatsächlich diese Welt retten konnte ... wenn er es durch das Labyrinth schaffte. Was er bis heute bezweifelte.

Der König erhob das Wort: »Es wird Zeit, Jungkook. Du solltest dich jetzt auf den Weg zurück machen. Je schneller wir den Kristall finden, desto weniger Lebewesen müssen leiden.«






Ich bin wieder back, aber Updates kommen unregelmäßig :,)
Freue mich trotzdem über einen kleinen Stern ^.^

MOTH | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt