C H A P T E R T W E N T Y E I G H T

73 8 0
                                    



the museum.

Die verdorrten Bäume sahen aus wie knochige Gespenster, die mit ihren langen Ästen den Pfad auf den sie liefen undurchdringlich werden ließen und der dichte Nebel lief sie kaum die Hand vor Augen sehen.
Dieser Wald war das komplette Gegenteil von dem, in dem Jimin ihm geholfen hatte. Dieser Wald hier war tot. Und Jungkook hatte das Gefühl, dass es nicht an der Dunkelheit lag. Er war schon lange tot.

Das Gras unter ihren Füßen zerfiel zu Asche und Staub und irgendwas knirschte unter ihren Schuhen. Und Äste waren es nicht.

»Was wollen wir hier? Müssen wir für das Portal nicht in die andere Richtung?«
»Es gibt viele Wege, um an ein Ziel zu kommen. Der Rückweg in deine Welt ist genauso wie du her gefunden hast.«

Und mit einem mal waren die dem unheimlich Gestrüpp entkommen und standen vor einem riesigen Gebäude, mit hübscher Fassade und großen Fenstern.

Es war ein Museum.
Das Museum, dass in Seoul stand. Eine exakte Kopie.

»Krass«, hauchte Jungkook.

Der Nebel hatte sich in dieser Umgebung gelegt, Angst hatte Jungkook trotzdem. Wie als würde er verfolgt und jeden Moment von hinten angegriffen werden.

»Na los. Gehen wir«, Taehyung hielt ihm die Hand hin.

Jungkook hatte keinen Grund sich zu fürchten. Er war nicht allein.
Also nahm er seine Hand und fühlte sich sicher.

Auch von innen sah das Museum identisch aus, Jungkook erkannte jeden Gang und jedes Fenster, jedoch waren die Ausstellungsstücke und Bilder irgendwie verzerrt. Als würden sie sich bewegen können.
Jungkook fühlte sich, als hätte er Kopfschmerzen und einen heftigen Schwindelanfall, als er die Statuen ansah, die sich beinahe auf ihn zu stürzten schienen. Er schluckte, umklammerte Taehyungs Hand fester.

»Keine Sorge, nichts hiervon ist echt.«
»Mhm«, Jungkook gab ein zögerndes zustimmendes Geräusch von sich.

Die Augen um ihn herum starrten praktisch in seine Seele, versuchten ihn mit Fragen aus zu pressen.

Schließlich erreichten sie die Halle und standen kurze Zeit später vor der Skulptur der Pandora, welche hier eine geöffnete Box in der Hand hielt und ein entsetztes Gesicht zog. Ihre Augen weit aufgerissen, so weit dass sie beinahe heraus quirlten und Tränenüberströmte Wangen.
Jungkook wusste, dass es jetzt Zeit war, sich zu verabschieden. Auch wenn es hoffentlich nur für eine kurze Zeit war.

»Ich werde mit dir kommen«, sagte Taehyung dann plötzlich.

Ein Teil in Jungkook war bereit Freudensprünge zu machen, denn was gab es schöneres als bei Taehyung zu sein?

Doch er seufzte nur und konnte das, was er gleich sagte, selbst kaum glauben. Früher hätte er nie etwas allein machen können. Er war zu schwach, zu schüchtern und nicht kompetent genug, irgendwas alleine zu regeln. Er brauchte immer die Hilfe von Yoongi, oder seinem Vater, oder seiner Oma.

Doch in dieser kurzen Zeit nur hatte er gelernt, dass er mehr vertrauen in sich haben sollte, so wie alle anderen hier auch. Er wollte Taehyung nicht in Gefahr bringen und in Seoul würde er womöglich in Schwierigkeiten kommen.

Es war die einzig richtige Entscheidung.

»Ich glaube ... ich glaube es wäre besser, wenn ich allein gehe.«
Taehyung stutzte.
»Wieso?«
»Ich weiß nicht ... ich hab nur so das Gefühl, dass ich das allein machen muss. Da ist so eine Stimme ... nein, das klingt dämlich.«

Taehyung unterbrach ihn, indem er sanft seine Hand an Jungkooks Wange legte.

»Glaub mir, hier ist nicht dämlich. Ich denke, ich kann mir denken, von welcher Stimme du sprichst.«

In Jungkooks Magen passierte ein Kurzschluss, er blendete alles um sich herum aus. Die sich bewegenden Bilder, die starrenden Augen der Statuen. Alles was für ihn zählte was Taehyungs Berührung und wie seine Haut anfing zu kribbeln.
Seine Augenlieder flatterten zu, er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen und unbewusste stolperte er einen Schritt nach vorne.

Fühlte Taehyung das auch? War ihm auch so warm, so heiß? Konnte er auch an nichts anderes mehr denken?
Jungkook wünschte es sich so sehr.

»Ich weiß, dass du es schaffen kannst. Ich glaube an dich, Jungkook. Ich werde hier auf dich warten.«

Den Kuss, den Jungkook sich von tiefsten Herzen wünschte, bekam er nicht.
Was hatte er auch erwartet? Es war dumm zu glauben, Taehyung würde dasselbe fühlen. Sie waren eben einfach nur Freunde und das war auch okay.
Fast schon enttäuscht nickte Jungkook. Die Hand an seiner Wange verschwand und hinterließ ein kaltes, leeres Gefühl.

»Ja, ich gebe mein Bestes.«

Jungkook drehte sich zur Statue, den Schlüssel und den Kompass fest umklammert und malte sich im Kopf aus, wie er am schlausten diesen Kristall finden könnte.

Plötzlich wurde er ruckartig nach hinten gezogen und zwei große starke Arme umarmten ihn.
Taehyungs Duft stieg ihm in die Nase und jetzt erkannte Jungkook es endlich.

Hyazinthen. Die Blumen, die seine Oma damals ständig im Garten anpflanzte.
Taehyung roch nach Hyazinthen.

Und Jungkook hätte beinahe weinen können, als er die liebliche Stimme seiner Oma hörte (wahrscheinlich bildete er sich das nur ein).

Doch was am allermeisten zählte, war dass Taehyung ihn fest hielt, so fest, dass er ihn beinahe erdrückte. Auch Jungkook schlang seine Arme um den Oberkörper, spürte leicht die Muskulatur unter dem Stoff.
Vollkommene Wärme umgab ihn und Jungkook wusste, dass er nie wieder etwas anderes fühlen wollte. Er war so glücklich wie noch nie.

»Pass auf dich auf«, murmelte Taehyung, so nah an Jungkooks Ohr, dass er dessen heißen Atem spüren konnte.
»Und du auf dich. Ich beeil mich.«

Noch binnen Sekunden hielten sie einander so fest, verweilten in diesem kleinen Moment, in dem alles gut war und sie sich keine Sorgen um etwas anderes zu machen brauchten, bis sie sich schließlich schweren Herzens trennten.

Jungkook wurde von einem grellen Licht geblendet und irgendwie kam ihm der Rückweg viel kürzer vor. Er durchquerte den Korridor und legte den Schalter am Brunnen um. Das Portal zur Erde öffnete sich.

Mit einem mal befand er sich in einem Garten. Ein hübsch angelegter Rasen lag vor ihm, in Form geschnittene Büsche und gepflasterte Pfade.

Es war der Garten von seinem Zuhause.

Das erste, was ihm sofort ins Auge fiel, waren die Blumen in den hübsch angepflanzten Beeten, die, wie in Moth, zu leuchten schienen. Entweder Jungkook bildete sich es ein, oder die Blumen leuchteten wirklich ... was allerdings Quatsch war, denn schließlich befand er sich nun wieder in der normalen Welt.

Dort standen Tulpen und Rosen und ... Hyazinthen. In alle möglichen Farben und mit einem so märchenhaften Duft, dass Jungkook einmal stark einatmete.

Wie sehr er sich jetzt wünschte, Taehyung an seiner Seite zu haben.

Doch je schneller er seine Aufgabe erledigte, desto schneller würde er ihn wieder sehen.

Also lief er los, fest entschlossen, und kam keine zwei Meter weit, da rannte er direkt in die Arme einer Person, die er nur allzu gut kannte.

»Wo zur Hölle kommst du denn jetzt her?«








Wer das wohl jetzt gesagt hat?? Ich weiß es, wisst ihr es?

MOTH | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt