C H A P T E R T H I R T Y F I V E

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the memory of fear.

TRIGGERWARNUNG:
Depression, Selbstverletzendes Verhalten, soziale Angststörung, Beleidigung, Morddrohung

Als Jungkook die Tür mit einem knarren öffnete, stieg jegliches Essen in ihm wieder hoch.

Plötzlich befand er sich auf einem Podest und blickte auf eine riesige Menge Leute hinab. Die Tür hinter ihm war verschwunden.
Er war schon wieder in Seoul, doch es schien so, als würde ihn die ganz Stadt anstarren. Millionen von Menschen standen eng an eng, ohne die kleinste Lücke, auf dem großen Platz und bis in die Straßen hinein.

Es herrschte totenstille.
Stille, die Jungkook das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die sonst so laute Stadt schien wie ausgestorben. Kein Auto fuhr, keine Musik spielte, nicht mal ein Vogel zwitscherte. 

Sie alle starrten ihn an, als würden sie etwas erwarten.
Jungkook atmete zitternd ein.

Dann fiel sein Blick auf das Blatt Papier, welches vor ihm auf dem Rednerpult lag. Ein leeres Blatt. Keine große Hilfe bei dieser bedrückenden Situation.

Was sollte er denn jetzt tun? Etwas sagen? Aber wenn er etwas sagen sollte, dann was?
Was, wenn sie ihn auslachten?
Oh Gott...

Seine Augen huschten umher, in der Hoffnung, dass sie einen Ausweg finden würde. Es war zu erstarrt, um irgendwas anderes zu machen.

Ein räuspern drang aus der Menge, dann ein lautes, übertriebenes Gähnen und viele Menschen sahen gelangweilt auf die Uhr, die sich natürlich nicht voran bewegte.

»Wird das hier heute noch was?«, fragten sie sich.

Jungkook würde am liebsten wegrennen, doch da war es wieder — seine Füße steckten tief im Boden fest, welche sich bewegte wie die Wasseroberfläche eines unruhigen Sees.

»Sag jetzt endlich was! Sie warten.«, die messerscharfe Stimme seines Vaters erklang plötzlich.
Dieser stand mit erhobenen Kinn neben ihn und blickte ihn zornig an.

Jungkook wusste plötzlich genau, was hier los war.
Es schoss ihm durch den Kopf wie die Kugel einer Pistole und mit einem mal verstand er alles, was er bis jetzt gesehen hatte.
Natürlich! Er war weder tot, noch starb er gerade! Er befand sich noch immer im Labyrinth und seine Aufgabe war es, den Kristall zurück zu bringen.
Den Kristall, den er irgendwo verloren hatte...

Jungkook erinnerte sich an Taehyungs Worte: »Es dringt wortwörtlich in unseren Kopf ein.«
Wie hatte Jungkook das denn nicht bemerken können? Wie war er so dumm und blind gewesen?
Das, was ihm gezeigt wurde, waren Erinnerungen und Ängste.

Und gerade stand er vor seiner größten Angst; vor einer riesigen Menge zu stehen und nicht zu wissen, was er sagen sollte.

Jungkook dachte a die Zeit in der Schule zurück, in der er Präsentationen halten musste.
Ihm war immer so schlecht geworden, dass er die Nacht davor schon nicht schlafen konnte. Er hatte so sehr gezittert, dass er befürchtete, seine Knie würden so weich werden, dass sie ihn nicht mehr aufrecht halten könnten.

Oder auch die all die Male, als er von Paparazzi und Reportern ein Interview halten musste.
Er hatte nie viel heraus gebracht, als ein paar Sätze.
Er konnte es nicht ertragen, so mit Worten bombardiert zu werden. Es schüchterte ihn ein und raubte ihm jeden Funken Selbstvertrauen.

MOTH | taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt