Mit meiner schlichten schwarzen Jeans, einem roten Pullover und ebenso roten Chucks, steige ich aus dem Wagen und schließe die Tür hinter mir.
"Wieso hier?", frage ich neugierig an Nathaniel gewandt und sehe mir das große Einkaufszentrum etwas genauer an, vor dem wir mit seinem teuren Wagen geparkt haben.
Er kommt um das Auto herum, stellt sich hinter mich und legt mir von hinten die Hände an die Hüften, während ich das Gebäude weiterhin mit vielen verschiedenen Emotionen betrachte.
"Es ist sehr beliebt. Hier gibt es die besten Läden, Restaurants und alles, was das Herz begehrt", raunt er mir absichtlich tief ins Ohr, doch ich will keine Szene machen, also lasse ich es ausnahmsweise mal durchgehen.
"Das ist mir bewusst. Deshalb ja auch die Frage. Es ist beliebt und unfassbar befüllt. Wieso suchst du so einen öffentlichen Platz aus? Hast du das Kopfgeld schon wieder vergessen?", frage ich, doch er lacht nur in sich hinein.
Dann lässt er von meinen Hüften ab, stellt sich links von mir und greift nach meiner Hand.
Ich will sie wegziehen, doch er verhindert es und verschränkt unsere Finger miteinander, so als wäre es nichts.
Mahnend sehe ich ihn an, doch er ignoriert das gekonnt und beginnt einfach zu laufen.
"Nathaniel, du treibst es langsam echt zu weit", warne ich und laufe ihm unbeholfen hinterher, während ich nicht kontrollieren kann, wie schnell mein Herz zu schlagen beginnt.
"Es ist eine Berührung, Kleine. Eine Berührung, die man bei jedem Treffen als eine normale höfliche Geste ansieht", erklärt er und führt mich durch die elektronischen Türen des Einkaufszentrums.
"Vielleicht, wenn es nur ein kurzfristiger Handschlag zur Begrüßung ist, aber nicht, wenn du meine Hand hältst, während wir durch ein verfluchtes Einkaufszentrum spazieren", zische ich so leise, dass nur er es hören kann.
Jeder kennt uns und mein Gesicht ist immer noch in den Nachrichten, weshalb es mich auch nicht wundert, dass mich jeder ansieht.
Doch plötzlich scheine ich etwas zu realisieren.
"Du bist ein schlaues Arschloch, ist dir das klar?", frage ich mit einem kleinen schmunzeln auf den Lippen, welches er sofort erwidert.
"Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Kleine", lächelt er weiterhin, doch nun muss ich das erste Mal seit langem wirklich leise lachen.
Wenn ich nicht inzwischen wüsste, dass Nathaniel alles tun würde, um meinem Vater ein riesiges 'Fick dich' unter die Nase zu reiben, würde ich vielleicht denken, ich würde mich irren.
Doch da es immerhin Nathaniel ist, um den es hier geht, irre ich mich bestimmt nicht.
"Du willst ihn provozieren und weißt genau, dass er seine Augen und Ohren inzwischen an jedem Fleck haben wird", lächle ich und entspanne mich bei diesem Gedanken tatsächlich etwas in seiner Hand.
"Also", beginne ich und sehe entschlossen zu ihm auf.
Es ist fast schon unglaublich, wie attraktiv er mit seiner schwarzen Anzughose und dem weißen Hemd eigentlich aussieht.
"Wofür sind wir noch hier? Ein Essen in der Öffentlichkeit? Einen Deal? Ein Job vielleicht?", frage ich neugierig und wirke plötzlich viel entspannter.
"Der Job ist erst später. Zunächst einmal, wirst du dir einen schönen Tag machen und alles aussuchen, was du haben willst oder zu brauchen scheinst", sagt er mit einer viel weicheren Miene, als eigentlich erwartet.
"Wir sind doch wohl nicht zum Shoppen hier, Nathaniel", lache ich ungläubig, doch er sieht das erste Mal zu mir und lächelt mich warm an, während wir durch das Einkaufszentrum spazieren, als würde es uns gehören.
Sein Blick verrät mir jedoch, dass wir genau deshalb hier sind.
"Du sagtest, dass Briana deine Sachen besorgt hat und diese Sachen scheinen nicht gerade deinem Geschmack zu entsprechen", erklärt er und sieht wieder nach vorne, ehe er mit mir in den ersten Laden geht.
Wir bleiben kurzzeitig im Eingang des Ladens stehen und blicken über die riesige Auswahl an hochwertiger Kleidung.
"Ich habe deine Taschen bereits viel leichter gemacht, also ist das nicht nötig", sage ich und muss sofort lächeln, als ich wieder daran denke, wie wütend er eigentlich war.
Er lässt von meiner Hand ab, dreht sich zu mir und legt mir seine rechte Hand an den Nacken.
"Ich meine, was ich sage. Bedeutet, ich meinte es auch so, als ich sagte, ich würde dir die Welt zu Füßen legen. Geld habe ich genug, also mach dir darüber mal keine Gedanken."
Mein Herz rast und meine Hände zittern leicht vor Nervosität.Wieso gibt er mir ständig das Gefühl, dass ich mich selber zu wenig schätze?
Und wieso will ich ihm ständig dafür danken, dass er mich mit kleinen Dingen immer so gut fühlen lässt?
"Deine Vergangenheit ist Geschichte, Amara. Du hast Familie und diese Familie lebt unter meinem Dach. Briana und deine zukünftige Nichte sind dir genauso verfallen, wie ich es bin. Hör endlich auf, dich vor uns zu verschließen und genieße den Moment."
Seine Stimme ist quasi nur ein kleines Flüstern, doch ich kralle mich an ihr fest, als wäre sie meine Rettung in der Not.Dabei ignoriere ich ganz gekonnt, wie er schon wieder diese albernen Andeutungen gemacht hat.
Ich beachte nicht einmal die vielen Kunden, die sich an uns vorbeidrängen, während wir mitten im Eingang stehengeblieben sind.
Meine Hand wandert einfach ohne meinen Befehl zu seiner.
Er lächelt, als ich ihn vollkommen perplex betrachte.
"Und jetzt, hab Spaß", lächelt er noch ehrlicher, lässt dabei von mir ab und schiebt mich vor sich, ehe er mir leicht auf den Hintern haut und sofort einen finsteren Blick von mir bekommt.
Mein vertrauen in andere Menschen ist aufgebraucht und wurde rücksichtslos niedergetrampelt.
Wieso fühle ich mich also in seiner Anwesenheit so sicher?
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Passionate Vengeance
ChickLitAmara ist der einzige weibliche Nachwuchs einer sehr bedrohlichen und gefürchteten Mafiafamilie. Ständig wird sie von ihrem Vater unter Druck gesetzt und zu Dingen gezwungen, die sie niemals tun würde. Als ihr Vater dann jedoch etwas Unglaubliches i...