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"Ich verstehe bis heute nicht, warum du in so einem Laden arbeitest", kommt es von meiner Linken, während ich gerade recht gelangweilt damit beschäftigt bin, irgendwelchen Männern Drinks zu mischen.

"Ich meine, du bist reich! Du kannst alles und jeden haben und trotzdem gibst du dich mit Abschaum wie uns ab."
Sofort atme ich genervt aus und drehe mich zu ihr um.

"Nicht ich bin reich, meine Familie ist es. Machst du etwas falsch, bist du durch. So läuft das oft bei uns ab und bezeichne dich nicht als Abschaum. Du hast einfach keine andere Wahl. Außerdem bist du viel mehr wert, als diese schwanzgeilen Schlampen, wie Daisy eine ist", sage ich grimmig und drehe mich wieder nach vorne, ehe ich die Drinks in die Gläser gieße und alle auf dem Tablett verteile.

"Du tanzt nur und lässt dich nicht auch noch hinter Brunos Rücken privat von den Kunden flachlegen. Jetzt mach deine Arbeit und stell mir keine Fragen mehr, die mit meiner Familie zu tun haben", sage ich, reiche der blonden Schönheit das Tablett und zwinker ihr aufmunternd zu.

Sie schenkt mir ein zögerliches und schwaches Lächeln, ehe sie das Tablett entgegennimmt und auf ihren hohen Highheels davon stolziert.

Ich arbeite zwar erst seit zwei Monaten hier, doch Emerson ist die einzige, die hier wirklich nur arbeitet, weil sie keine andere Wahl hat.

Sie muss sich um ihre kleine Schwester kümmern, die bei ihr lebt, weshalb sie auch mit drei Jobs zu kämpfen hat.

Mit den anderen beiden Jobs wechselt sie sich tagsüber so ab, wie sie mal gebraucht wird, während sie jeden Abend zur selben Zeit hier aufkreuzt und ihre Aufgaben erledigt.

Ab und zu sage ich Bruno sogar, dass er mir nur die Hälfte meines Lohns geben und ihr die andere Hälfte anrechnen soll.

Immerhin habe ich einen Platz, wo ich definitiv immer wieder hin kann, doch wenn Emerson ihre Miete nicht zahlen kann, ist es für sie und ihre kleine Schwester gelaufen.

Total nachdenklich sehe ich mich im Club um, da gerade alle Gäste versorgt zu sein scheinen.

Also gehe ich einen Schritt zurück, hüpfe auf die Fläche hinter mir und nehme mir ein Glas.

Dieses fülle ich mit Wodka, setze es mir dann sofort an die Lippen und lasse meine Augen weiter durch den Club wandern.

Als ich dann jedoch entdecke, wie Bruno mit einem Stammkunden im VIP Bereich steht und in meine Richtung blickt, während die beiden sich unterhalten, werde ich zwar aufmerksam, sehe aber trotzdem sofort wieder weg.

Immerhin war das eine von Brunos Regeln, als er mir erlaubt hat, als Tochter des Salvatores, in seinem Club zu arbeiten.

Nicht neugierig sein und immer wegsehen.

Wahrscheinlich fürchtet er, ich würde ihm irgendwelche Geschäfte ruinieren, doch da liegt er gar nicht mal so falsch, da ich definitiv die Möglichkeiten dazu habe.

Erneut nippe ich an meinem Glas und sehe weiter durch den Raum, bis ich Daisy entdecke, die sich gerade in einer ziemlich abgedeckten Ecke von zwei Männern begrabschen lässt.

Einfach widerlich.

"Mara!", sofort hebe ich den Blick und sehe in Brunos braune Augen, die mich ernst mustern.

"Mir wurden gerade fünf Riesen angeboten, wenn du einem Gespräch unter vier Augen zustimmst", erklärt er mir energisch.

Kurz leere ich in einem Zug das Glas und stelle es dann neben mich, ehe ich von der Fläche hüpfe.

"Ich habe dir bereits gesagt, dass ich nicht zu haben bin", gebe ich kühl von mir, doch sofort schüttelt er den Kopf.

"Er sagte, es sei etwas Geschäftliches", lässt er mich wissen, weshalb ich eine Braue hebe und ihn nachdenklich ansehe.

Vielleicht ein neuer Auftrag?

Genervt atme ich aus und nicke.

"Welcher Raum?", frage ich widerwillig und komme hinter der Bar hervor.

"Der Violette", gibt er freudig von sich, was mich nur wieder nervt.

Dass dieser Typ durch mich ständig extra Kohle macht, geht mir total auf den Senkel.

Wieder nicke ich nur, ehe ich in den Gängen verschwinde und an den Bodyguards vorbeilaufe, die mir nur ein wertschätzendes Nicken widmen.

Als ich dann in den violetten Raum gehe, strahlen mir die violetten LEDs schon entgegen, doch der Raum wirkt leer, weshalb ich mich verwirrt umsehe.

Gerade als ich mich dann wieder zur Tür umdrehen will, fällt sie ins Schloss.

Sofort darauf nehme ich eine maskuline Präsenz hinter mir wahr.

"Amara Salvatore, nehme ich an", haucht der Mann mit rauer und tiefer Stimme, wobei sein warmer Atem direkt gegen meinen Hinterkopf fliegt.

Wahrscheinlich versucht er mich so zu verunsichern, doch ich verschränke nur unbeeindruckt die Arme vor der Brust.

"Und Sie sind?", frage ich total gelassen, was sich jedoch sofort ändert, als ich spüre, wie er sanft mein Haar zwischen seine Finger nimmt, weshalb ich ziemlich angewidert einen Schritt nach vorne mache.

"Nicht berühren!", mahne ich ihn streng und drehe mich zu ihm um, nur um dann einen verflucht attraktiven Typen zu erkennen.

Er hat dunkelbraunes Haar, helle grüne Augen und einen gut trainierten Körper, der durch das weiße Hemd ziemlich zur Geltung kommt.

Ich habe ihn hier zwar schon oft flüchtig gesehen, doch das immer nur aus der Ferne.

Jetzt aber zwei Schritte von ihm entfernt zu stehen, lässt mich erst wirklich erkennen, wie attraktiv er eigentlich ist.

Passionate VengeanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt