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Ich schätze, Nathaniel hat nicht damit gerechnet, dass das Einkaufen mit einer Frau äußerst anstrengend sein kann.

Wahrscheinlich wäre seine Laune mittlerweile nicht so schlecht geworden, wenn ich tatsächlich mehr Dinge gekauft hätte, doch die Hälfte der Dinge, für die ich mich interessiert habe, waren den Preis einfach nicht wert.

Wenn man innerhalb einer kurzen Zeit, plötzlich alles verliert, lernt man zu sparen und achtet mehr auf die Preise.

Irgendwie ist es so, als würde man plötzlich die Augen öffnen und zum ersten Mal die wirkliche Welt vor sich sehen können.

Nathaniel trägt die zwei Taschen mit den Sachen, die ich mir tatsächlich ausgesucht habe, doch plötzlich fällt mir etwas ins Auge.

Schon lasse ich von seiner Hand, welche er mir förmlich schon den gesamten Tag aufdrängt, ab und laufe auf den Jumpsuit zu, der einfach mehr als nur niedlich ist.

Ich sehe mir die verschiedenen Farben und Figuren an, die sie darstellen sollen und entdecke, dass es auch verschiedene Größen dazu gibt.

Sofort beginne ich zu grinsen und die Idee, die ich bekomme, wird zu einem wahren Traum.

"Was?", fragt Nathaniel grimmig, als ich mit demselben Grinsen in seine Richtung blicke.

"Ach, nichts", summe ich fast schon fröhlich vor mich hin und suche mir alles aus, was ich brauche.

Die Größen muss ich schätzen und die Muster suche ich mir nach der Laune heraus aus.

Als ich dann sechs Jumpsuits in meinen Händen halte, laufe ich fast schon springend auf Nathaniel zu und lehne mich absichtlich ganz nah an ihn heran.

Ich greife in seine Hosentasche, ziehe seinen Geldbeutel heraus und drücke ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, wobei er mir die gesamte Zeit über in die Augen sieht.

Er sieht mich dabei etwas skeptisch an, doch ich lächle nur stolz und hüpfe dann mit dem Geldbeutel in der Hand zur Kasse.

"Möchten sie eine tüte?", fragt die angestellte und sieht mich skeptisch an, ehe sie an mir vorbeisieht und Nathaniel mit einer Mischung aus Sorge und Begeisterung betrachtet.

Er ist ein voller Hingucker, also hat er heute ständig solche Blicke bekommen, doch mich nervt es langsam wirklich.

"Sag mal, Nathaniel", beginne ich und sehe die Frau mit meiner neutralen Miene genau an.

Ich spüre, wie er einen Schritt näher tritt und direkt hinter mir zum Stehen kommt.

"Wenn ich bald offiziell zur Familie gehöre", beginne ich und verschränke die Arme vor der Brust, so als müsse ich wirklich stark darüber nachdenken.

"Ist es mir dann auch erlaubt im Namen der Santos zu töten?", frage ich und lasse meine Miene noch Kühler werden.

Mein Gegenüber muss sofort schlucken, was mir nur recht ist.

"Wenn du willst, gebe ich dir noch viel mehr Freiheiten mit meinem Namen, Kleine", raunt er mir plötzlich ins Ohr und setzt mir einen Kuss auf die Schulter, was sofort zum Auslöser einer riesigen Gänsehaut wird.

Die Frau vor mir sieht panisch zwischen Nathaniel und mir hin und her, also habe ich bekommen, was ich erreichen wollte.

"Packen Sie das Zeug endlich ein", presse ich genervt hervor und schon greift sie nach zwei Tüten, ehe sie alles ordentlich hineinpackt.

Ich bezahle, lasse mir von ihr die Tüten geben und schon nimmt Nathaniel sie mir wieder ab.

"Sabbern Sie jemandem hinterher, der in Ihrer Liga spielt", knurre ich noch, ehe ich meine Finger schon fast drängend mit Nathaniels verschränke.

Was zum Teufel stimmt bitte nicht mit mir?

Ich ziehe ihn quasi hinter mir her und aus dem Laden heraus, ehe ich mich lautstark darüber aufrege, dass er so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht.

"Kannst du nicht einfach weniger gut aussehen?", frage ich ihn genervt und laufe weiter, während er amüsiert hinter mir darüber lacht.

"Ein sehr schönes Kompliment, meine Kleine, aber tu mir einen Gefallen und bewahre die Wut und die Eifersucht auf. Gleich wirst du ziemlich wütend auf mich sein, aber du musst mich erst erklären lassen", beginnt er und zieht mich in einen ziemlich unbekannten Gang hinein.

"Was meinst du?", frage ich immer noch genervt und folge ihm einfach.

Irgendwie ist es schon fast erschreckend, wie viel Vertrauen ich inzwischen in seine Worte setze, doch sobald er mir etwas sagt, weiß ich einfach, dass es der Wahrheit entspricht.

Wir laufen den Gang entlang, bis wir vor einer Tür stehen bleiben, dessen Raum ursprünglich nur dem Security-Personal gestattet ist, zu betreten.

Davor stehen zwei Männer in schwarzen Anzügen, doch ein Gesicht davon kenne ich bereits.

Mein Herz schlägt schneller, als ich realisiere, dass einer der Geschäftspartner meines Bruders vor mir steht und schon sehe ich zu Nathaniel.

Kein Wunder, dass er immer alles über mich und meine Familie wusste und immer ein Ass im Ärmel hatte.

"Der Junge ist uns einfach in die Arme gelaufen, aber keiner hat ihn angerührt. Er hat Probleme gemacht, also wurde ich kontaktiert. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob es möglich ist, ihn einfach wieder gehen zu lassen", erklärt Nathaniel mir, während der fremde Mann ihm alle Tüten abnimmt.

"Du verlierst den Kopf, wenn einer davon erfährt, ist dir das klar?", frage ich das bekannte Gesicht und schon umgeht er aus Respekt zu Nathaniel den Augenkontakt zu mir.

"Hast du zugehört, Kleine", fragt Nathaniel mich und bekommt nur ein stummes Nicken von mir.

"Hilf mir dabei, eine Entscheidung zu treffen, die uns nicht sofort einen Krieg einbringt. Wir sollten mit dem Krieg noch warten, bis du wieder vollständig genesen bist", erklärt er mir mit ruhiger Stimme.

Sofort wandert meine Hand instinktiv an die Stelle der Stichwunde, die Briana in der letzten Zeit regelmäßig versorgt hat.

Nathaniel hat recht.

Ich bin noch lange nicht wieder vollständig auf den Beinen, also sollten wir uns noch bedeckt halten und einem Krieg aus dem Weg gehen.

Er nickt dem bekannten Gesicht zu und schon wird die Tür geöffnet.

Mein Herz rast bei dem Anblick und die Wut auf Nathaniel steigt ins Unermessliche.

Passionate VengeanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt