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"Was ist mit deinen Manieren? Vor kurzem konntest du nicht aufhören, mich so verdammt höflich anzusprechen."
Ein spöttisches Lachen entkommt meinen Lippen, als ich mich beginne anzuziehen.

"Das war, bevor ich wusste, wer du überhaupt bist."

"Was ein jammer. Irgendwie hat es mir gefallen", sagt er, was mich nur die Augen verdrehen lässt.

Ich versuche mich zu beeilen, damit ich nicht länger als nötig mit ihm zu tun haben muss, doch ihm scheint der Ernst der Lage überhaupt nicht klar zu sein.

"Du willst wirklich, dass mein Vater mich umbringt, kann das sein?", frage ich ihn, als ich meine Hose hochziehe und sie sofort schließe.

"Eigentlich bevorzuge ich das genaue Gegenteil. Irgendwie scheinst du nicht ganz zu verstehen, dass ich dich an meiner Seite haben will", sagt er mit einem leicht genervten Unterton, als er sich wieder in meine Richtung dreht und total ignoriert, dass ich noch immer nicht vollständig bekleidet bin.

Wenigstens trage ich bereits meinen BH, was das ganze etwas weniger peinlich gestaltet.

"Und ich habe dir schon gesagt, dass ich den Teufel tun werde und dir als eine Art lebendige Sexpuppe diene", gebe ich zurück und schenke ihm ein herablassendes Lächeln.

Diese respektlose Geste, führt nur leider dazu, dass er plötzlich direkt auf mich zukommt.

Also zücke ich sofort meine Waffe und richte sie auf ihn, doch ihn scheint das nicht wirklich zu stören, denn er kommt immer weiter auf mich zu, bis die Waffe direkt gegen seine Brust stößt.

Doch selbst dann bleibt er nicht stehen, sondern schließt noch die restlichen Zentimeter zwischen uns beiden auf, bis ich seinen Atem auf meiner Haut spüren kann.

"Ich richte eine Waffe auf dich", merke ich an und entsichere die Waffe, um das ganze noch deutlicher zu machen.

"Und mir geht das am Arsch vorbei. Wenn du mich umbringen wolltest, wäre ich längst tot", kontert er, womit er nicht ganz Unrecht hat.

Aber irgendetwas in mir, schreit danach, ihm zu hören zu wollen.

Und das wiederum nervt mich ungemein.

Immerhin habe ich eigentlich überhaupt keinen Grund, diesem Mann auch nur einen Funken meiner Aufmerksamkeit zu schenken.

"Mein Vater will deinen Tod. Er wird mir den Befehl geben, sobald er es für richtig hält", lasse ich ihn wissen und sehe direkt in seine Augen.

Er tut dasselbe und scheint die ganze Situation auch noch zu genießen.

"Das tut er, weil ihm die Hände gebunden sind."
Seine Stimme hat auf mich eine seltsam beruhigende Wirkung, was alles andere als gut ist.

Und auch sein Aussehen ist mal wieder so makellos, dass es einfach nur zum Kotzen ist.

Er ist der letzte überlebende der Santos Familie und sollte mein größter Feind sein und doch fühle ich mich auf eine abartige Art und Weise zu ihm hingezogen.

"Warum bist du hier?", frage ich, ohne mich von der Stelle zu rühren.

Ich könnte mich ohne viel Aufwendung, einfach aus dieser misslichen Lage befreien und das wissen wir beide, doch aus irgendeinem Grund, tue ich es nicht.

"Um dir klarzumachen, dass du bei deiner Familie, in größerer Gefahr bist, als bei mir", haucht er mir beinahe schon mit federleichter Stimme entgegen.

Wie kann es sein, dass seine Stimme so tief und rau, aber zu selben Zeit auch so beruhigend und leicht klingt?

"Ich habe deinen Bruder umgebracht", erinnere ich ihn, um zu beweisen, dass seine Worte total schwachsinnig sind.

Aber er hebt einfach die Hand und legt sie mir in den Nacken, ehe er mich sanft daran näher an sich heranzieht.

"Und ich habe meinem Bruder versprochen, dich zu beschützen", entgegnet er, was mich sofort perplex zu ihm aufblicken lässt.

Das ergibt in keinster Weise Sinn.

Wieso sollte er dem Menschen versprechen, auf mich zu achten, der durch meine Hand sterben musste?

Mit einem Mal stoße ich ihn von mir weg und richte die Waffe direkt auf seinen Kopf.

"Hör endlich auf, diese beschissenen Spielchen mit mir zu spielen! Ich bin eine gottverdammte Salvatore und nicht irgendeine daher gelaufene Schnepfe, mit der du spielen kannst, wie es dir beliebt!"

"Genau das ist doch der Punkt, Amara!", brüllt er zurück, als er mir dennoch wieder näher kommt.

Inzwischen ist es nicht zu übersehen, wie wütend er in diesem Augenblick ist.

"Du bist die Salvatore! Die einzige weibliche Salvatore!", brüllt er weiter, als würde ich das nicht bereits wissen.

Genau aus diesem Grund, entkommt meinen Lippen erneut ein spöttisches Lachen.

"Glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich mir dem sehr wohl bewusst bin. Aus diesem Grund bin ich doch erst in dieser ganzen beschissenen Lage. Hast du eigentlich auch nur den Hauch einer Ahnung, wie schwer es war, bis hierhin zu überleben?", frage ich ihn, als ich endlich die Waffe herunternehme und ihn finster betrachte.

"Dir fehlen die nötigen Informationen über deine Familie, um zu verstehen, worum es hier eigentlich geht, Amara! Das ist der Grund, warum ich dich nicht einfach so in Ruhe lassen kann! Du musst es verstehen!", brüllt er mir direkt ins Gesicht, als er mir wieder zu nahe kommt.

Doch ich halte sofort meine Hand ausgestreckt in seine Richtung und behalte ihn somit auf Abstand.

"Deine ganzen Ausreden gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich habe meinen Vater mehr als nur einmal hintergangen. Ohne das ganze Wissen über meine Familie wäre mir das nicht möglich gewesen. Da gibt es nichts Standhaftes, das du mir noch über meine Familie erzählen könntest", sage ich, als ich meine Waffe sichere und sie am Rücken in meinen Hosenbund stecke.

Dann schnappe ich mir meine restlichen Sachen und sehe wieder zu ihm.

"Wenn du nicht uns beide umbringen willst, solltest du endlich aufhören, mir hinterherzujagen", sage ich noch, ehe ich an ihm vorbei und zur Tür des Zimmers gehe.

"Amara."
Ich will es nicht, doch ich zögere und halte inne, ehe ich über meine Schulter hinweg zu ihm sehe.

"Du machst einen großen Fehler", sagt er plötzlich mit solch einer unbeschreiblichen Stimmlage, dass ich für einen Moment wirklich in Betracht ziehe, dass er womöglich recht haben könnte.

Doch dann erinnere ich mich wieder daran, wer er eigentlich ist und drehe mich nach vorne.

"Du solltest einer Salvatore niemals drohen, Santos", sage ich noch, ehe ich ihn einfach stehen lasse und das Hotelzimmer verlasse.

Passionate VengeanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt