Total in Gedanken versunken, sitze ich mit meiner Familie an einem Tisch, doch ich bin nicht wirklich ganz bei der Sache.
Während meine Familie sich über so viele verschiedene Dinge unterhält, bin ich in Gedanken bei Nathaniel.
Inzwischen ist es schon zwei Tage her, seit ich bei ihm war, doch die Art, wie er mich angesehen hat, als er darüber wütend wurde, dass ich bewaffnet in das Haus eingebrochen bin, lässt mich einfach nicht mehr los.
Er liebt seine Familie, würde alles für den Rest tun, der davon noch übrig ist und hat mir trotzdem seine Hilfe angeboten.
Trotz, dass ich in das Haus eingebrochen bin, in welchem er seine Nichte für sicher hält, hat er mir seine Hilfe angeboten.
Wie in Trance greife ich nach meinem Glas und nehme einen Schluck von dem kalten Wasser darin.
"Amara", sagt mein Vater, doch ich hebe nicht den Kopf.
Stattdessen hebe ich bloß meine Brauen und starre weiterhin auf meinen Teller.
"Hm?", ist das einzige, was ich von mir gebe.
"Die Frage war, ob du dich bereits für einen der Männer entschieden hast, die ich dir vorgestellt habe", sagt er, ehe sein Besteck zu klirren beginnt, als er sich weiter darum kümmert, sein Essen zu essen.
Am liebsten würde ich ihm sagen, dass er zur Hölle fahren kann und ich keinen dieser alten Säcke auch nur mit dem Hintern ansehen werde, doch das würde mir den Vorteil nehmen.
Stattdessen hebe ich den Kopf, ehe meine Augen wie von selbst sofort zu Avion wandern.
Er hatte schon immer diese äußerst edle Art an sich.
Die Art, wie er sein Besteck hält, als wären es seine Waffen und die Art, wie er sich so makellos bewegt.
Noch immer kann ich nicht nachvollziehen, wie jemand so talentiertes von meiner Familie benutzt werden kann, wie eine billige Marionette.
"Ich bin mir sicher, dass dein Vater dir einige tolle Männer vorgestellt hat", kommt es plötzlich von meinem Onkel, ehe seine beiden Söhne ihm mit einem unverständlichen Murmeln recht geben.
Nur Avion sieht einfach auf seinen Teller, schenkt uns keinerlei Aufmerksamkeit und wirkt total desinteressiert an diesem Gespräch.
"Eigentlich hat Vater mich eher nur zur Show gestellt", beginne ich, was nun doch dazu führt, dass Avion flüchtig den Blick hebt.
Der Kopf bleibt gesenkt, doch seine Augen wandern für den Bruchteil einer Sekunde zu mir nach oben.
Wahrscheinlich war es keine so gute Idee, mich direkt gegenüber von ihm zu setzen, doch so ist es mir, um ehrlich zu sein, viel lieber.
Sein flüchtiger Blick ist jedoch mahnend, doch so kurz, dass er sofort darauf wieder auf seinen Teller sieht.
"Was ich damit sagen will ist, dass ich keinen dieser Männer für wirklich kompetent halte. Das einzige, was sie interessiert hat, war mein Körper und wie sie ihn zu ihrem Vergnügen nutzen könnten", sage ich, während ich mein Glas auf dem Tisch hin und her schwenke.
"Hast du nicht vor, deinen zukünftigen Mann gut zufriedenzustellen, Mara?", fragt Giovanni neben mir mit vollem Mund.
Sofort beginnen die Männer zu lachen, doch meine Mutter bleibt stumm.
Ganz langsam sehe ich nach links und sehe zu meinem großen Bruder auf.
"Wenn wir über meine Fähigkeiten im Schlafzimmer reden wollen, kannst du dich nur allzu gut an Rico wenden. Er kann dir ein ganzes Lied von meinem Können singen", sage ich, ehe ich höre, wie sich die Person zu meiner Rechten verschluckt.
"Amara!", mahnt meine Mutter wütend.
Mit einem kleinen schmunzeln auf den Lippen, drehe ich dementsprechend meinen Kopf zur Seite und betrachte Emanuel, welcher gerade verzweifelt versucht, wieder Luft zu bekommen.
Mir ist relativ egal, was meine Familie inzwischen noch von mir denkt, doch die Reaktion von Emanuel, war es mir alle Male wert.
Auch, wenn er es bereits wusste, bedeutet das auch, dass er sich einen ganzen Vortrag von meinen Eltern anhören muss, sobald sie davon erfahren.
"Du schläfst mit meinem besten Freund?", fragt er mich also gespielt empört, doch Ramon und Joshua beginnen amüsiert zu lachen.
"Spar dir das Schauspiel, Emanuel", mahnt Vater, als er die Situation zu verstehen scheint.
"Ja, Vater", kommt es devot von Emanuel, als wäre er ein kleiner Hund, der nur unter dem Befehl meines Vaters steht und schon senkt er den Kopf.
Einfach erbärmlich.
"Amara", wendet er sich dann an mich, weshalb ich widerwillig meinen Kopf in seine Richtung drehe und ihn ansehe.
Wenn man durch gewisse Personen in seinem Leben eine Menge durchmachen musste, beginnt man diese Personen anders zu betrachten.
Man hasst sie, kann sie nicht mehr lieben und scheint plötzlich eine völlig klare sich auf diese Personen zu haben.
Die meisten Kinder sehen zu ihren Eltern auf.
Manche versuchen sogar einfach wegzusehen, wenn sie realisieren, dass ihre Eltern gar nicht so perfekt sind, wie sie immer gedacht haben.
Ich hingegen sehe, wer Emilio Salvatore wirklich ist.
Seine Lippen bewegen sich, doch plötzlich kann ich kein einziges Wort ausmachen, das seine Lippen verlässt.
Es ist, als würden die Wunden an meinem Körper plötzlich zu brennen beginnen, wie eine Flamme, die viel zu nahe an meiner Haut vorbeirauscht.
Wieso gerade jetzt?
Wieso nicht schon vorher, wenn ich all das doch bereits wusste?
Auch, bevor ich die nötigen Informationen von Nathaniel bekommen hatte, wusste ich bereits, was für einen Wert ich für meinen Vater habe.
Und doch bricht es gerade erst richtig über mir zusammen.
Als hätte es für eine viel zu lange Zeit über mir gehangen, wie ein verfluchtes Schwert am seidenen Faden.
Mit einem Mal stehe ich auf, werfe die servierte auf meinen Teller und greife nach meinem Handy, welches mit dem Display nach unten neben meinem Teller gelegen hat.
"Verzeiht die Respektlosigkeit, aber ich sollte langsam wieder anfangen, meinem Nutzen nachzugehen. Inzwischen warten sicher unzählige Aufträge auf mich", sage ich, während ich mein Handy in meine Hosentasche rutschen lasse.
Alle sehen mich an.
Ich spüre ihre stechenden Blicke auf meinem Körper.
Auf dem Körper, den sie gebrandmarkt haben.
Und plötzlich kann ich an nichts anderes denken, als daran, wie genau ich meinem Vater einen qualvollen Tod bescheren kann.
Nicht meinem Vater.
Dem Mann, der Anteil an meiner Entstehung hat.
Er ist der Mann, der mich gezeugt hat.
Mehr nicht.
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Passionate Vengeance
ЧиклитAmara ist der einzige weibliche Nachwuchs einer sehr bedrohlichen und gefürchteten Mafiafamilie. Ständig wird sie von ihrem Vater unter Druck gesetzt und zu Dingen gezwungen, die sie niemals tun würde. Als ihr Vater dann jedoch etwas Unglaubliches i...