Ich war wieder einmal die gesamte Nacht auf und habe nachgedacht, Pläne geschmiedet, die jedoch alle in einem Hauch voll nichts geendet sind.
Noch habe ich zu wenige Informationen, um irgendetwas planen zu können, doch das wird bald nicht mehr der Fall sein.
Als ich Nathaniels Whiskey Vorrat in seinem Büro gefunden habe, habe ich mir natürlich gedacht, dass es mir helfen würde, mich zu entspannen.
Das hat es tatsächlich anfangs auch, doch mittlerweile habe ich leichte Kopfschmerzen und ziemlich schlechte Laune.
Leider besitzt Nathaniel in seinem Büro keinen Wodka, welcher wohl eher mein Geschmack wäre, aber der Whiskey tut es zur Not immerhin auch.
Am Anfang des gestrigen Abends habe ich Briana alles von meinem Vorhaben und den Jumpsuits erzählt.
Sie fand die Idee so lustig, dass sie sich vor Lachen kaum noch ein gekriegt hat.
Dann hat sie mir erzählt, wie Domenico auch ständig alles Mögliche versucht hat, um ein lustiges und glückliches Leben außerhalb der Mafia scheiße zu führen.
Sie meinte, sie würde immer mehr Ähnlichkeiten finden, die Domenico und ich teilen.
Ich hätte mich bei Briana genauso entschuldigen können, wie ich es bei Mariposa getan habe, doch das würde nichts bringen.
Zum einen würde ich es nicht akzeptieren, wenn Briana mir tatsächlich sagen würde, dass sie mir vergibt, doch ändern würde es jedoch auch nichts, also habe ich es gelassen.
Gähnend reibe ich meine Schläfen und laufe durch das Haus.
"Amara!", höre ich eine zarte und piepsige Stimme schreien und schon hängt mir ein kleiner Engel am Bein.
"Guten Morgen, Mariposa", sage ich und lege meine Hand sanft in ihr Haar.
"Der Anzug ist so schön. Danke!", lacht sie, als sie sich an mein Bein klammert und sich von mir durch den Flur tragen lässt.
Ich lache auf, muss mich an der Wand festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und laufe weiter.
Sie trägt einen Anzug eines bunten Einhorns, der unfassbar niedlich an ihr aussieht.
Als wir zusammen lachend das Wohnzimmer betreten, sitzt Briana in ihrem Jumpsuit von Minnie Maus auf dem Sofa und hält die kleine Polly in ihrem Olaf Anzug auf dem Arm.
Für Nathaniels Freund habe ich einen Winnie-the-Pooh Anzug besorgt und für Nathaniel selbst wurde es ein grauer von Bugs Bunny.
Die beiden Anzüge der Männer halte ich noch in der rechten Hand, doch das wird nicht mehr lange so sein.
"Sind die beiden noch nicht wach?", frage ich und ziehe Mariposa auf meinen Arm.
Briana wirkt plötzlich so glücklich und lächelt mich an, während sie den Stitch Anzug betrachtet, der an meinem Körper haftet.
Sie schüttelt lachend den Kopf, als ich Mariposa auf das Sofa werfe.
Sofort steuere ich auf Polly zu und nehme die kleine auf den Arm, während ich sie mit kleinen Grimassen zum Lachen bringe.
"Ich übernehme Nathaniel. Kümmerst du dich um den anderen?", frage ich sie und halte ihr die tüte hin.
Sie kichert und zieht den gelben Bären Anzug aus der Tasche.
"Sein Name ist Léon. Wenn du dir das nicht merken kannst, kannst du dir Leonardo wahrscheinlich besser merken", erklärt sie kichernd, während sie ihre Tochter an die Hand nimmt.
"Wir gehen Léon davon überzeugen, diesen niedlichen Anzug zu tragen und du weckst ihn, abgemacht?", fragt sie ihre Tochter, die lächelnd zu hüpfen beginnt und dann eilig auf und ab nickt.
"Und wir beide kümmern uns um Nathaniel, nicht wahr?", frage ich flüsternd und sehe zu Polly, die gerade an ihren Fingern herumkaut.
Ich finde Kinder unglaublich süß, doch nie habe ich darüber nachgedacht, ob ich jemals dazu in der Lage wäre, ein eigenes Kind großzuziehen, wo ich doch solch ein Pech mit meinen eigenen Eltern hatte.
Ich mache ein paar Späße mit der kleinen und öffne dann ganz unbekümmert Nathaniels Tür.
Er sitzt auf seinem Bett und sieht von seinem Handy direkt zu uns auf.
Mit einem skeptischen Blick sieht er an mir auf und ab und dann blickt er Polly genauso verwirrt an.
"Was wird das, Kleine?", fragt er und legt sein Handy neben sich, ehe er die Arme vor der nackten Brust verschränkt und eine Braue hebt.
"Nur ein Tag. Nach diesem Tag bin ich von mir aus deine Marionette", sage ich und werfe ihm die Tüte zu, die er misstrauisch fängt, da er genau weiß, was sich darin befindet.
Immerhin war er dabei, als ich die Anzüge gekauft habe.
"Du siehst zwar unglaublich heiß in diesem Anzug aus, aber das werde ich nicht tun", sagt er ernst und legt die tüte neben sich.
Ich sehe zu Polly und direkt in ihre blauen Babyaugen.
"Sollen wir ihn hauen und dazu zwingen? Oder sollen wir ihm ein Angebot machen, welches er nicht abschlagen kann?", frage ich und zeige ihr zwei Finger.
Sie sieht mich total verwirrt an, doch dann lehnt sie sich nach vorne und umfasst meinem zweiten Finger mit ihrer winzigen Hand, die durch ihren Speichel nur so trieft.
"Das niedliche Baby hat entschieden", sage ich und blicke wieder zu Nathaniel, der mich abwartend und gleichzeitig weiterhin misstrauisch mustert.
Ich überlege und überlege, bis mir etwas einfällt, was ich sicher bereuen werde.
Er wird sich sicher etwas wünschen, womit ich ihm nicht dienen kann, doch da er sich die gesamte Zeit zurückgehalten hat, wird er meine Grenzen wahrscheinlich immer noch nicht überschreiten.
Jedenfalls nicht so weit, bis ich es nicht mehr ertragen kann.
"Wenn du mitmachst und diesen Anzug so lange trägst, wie wir, hast du einen Wunsch frei, den ich dir nicht abschlagen kann", sage ich und ignoriere dabei, dass Polly meinen Finger gerade als Kaustange benutzt.
Nathaniel hebt wieder eine Braue und wirkt heute ziemlich grimmig.
Ob er schon gewusst hat, was auf ihn zukommt?
Oder ist er mir vielleicht noch böse, weil ich vor einigen Tage im Wagen vor dem Einkaufszentrum so Herzlos war und den Tod seines Freundes als einen Grund genommen habe, ihn zu verletzen?
"Eine Sache, die ich von dir will und du kannst sie mir nicht abschlagen?", wiederholt er, um auf Nummer sicher zu gehen.
"In der Tat", sage ich selbstbewusst und hebe das Kinn leicht in die Höhe.
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Passionate Vengeance
ChickLitAmara ist der einzige weibliche Nachwuchs einer sehr bedrohlichen und gefürchteten Mafiafamilie. Ständig wird sie von ihrem Vater unter Druck gesetzt und zu Dingen gezwungen, die sie niemals tun würde. Als ihr Vater dann jedoch etwas Unglaubliches i...