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"Also", beginnt er und legt die Hände auf die Kücheninsel, während er mich genau betrachtet.

"Wonach trachtet es Ihnen, miss Santos?", fragt er, was mich sofort eine Braue heben lässt.

"Soweit ich mich erinnern kann, ist mein Name Salvatore, Nathaniel. Ich bin Italienerin und keine Spanierin. Außerdem", sage ich und verschränke die Arme vor der Brust.

Er betrachtet mich lächelnd, was wirklich ziemlich neu für mich ist.

"Was genau stimmt dich so glücklich?", frage ich schließlich und sehe ihn skeptisch an.

In meinen Augen ist nämlich rein gar nichts Schönes an der Situation, in welcher ich mich gerade befinde.

Ich habe ihn zwar noch nichts von all dem gesagt, was wieder passiert ist, doch irgendwie scheint seine Freude total fehl am Platz.

"Darf ich nicht glücklich sein?", fragt er, was mich wieder eine Braue heben lässt.

"Ganz ehrliche Antwort?"
Er nickt und sieht mich inzwischen eher aufmerksam an.

"Es macht mir Angst", sage ich, als ich den Hocker vor der Kücheninsel zurückziehe und mich dann einfach darauf setze.

Er lacht auf, dreht sich um und beginnt in den hohen Schränken der Küche nach einigen Dingen zu suchen.

"Muss es nicht. Es entspannt mich nur, zu wissen, dass du endlich in meinem Haus bist, wo ich dich im Auge behalten kann", erklärt er, als er mich beiläufig fragt, ob ich Pancakes mag.

Sofort bestätige ich diese Frage und ziehe ein Bein auf die Sitzfläche, ehe ich ihn weiterhin stumm beobachte.

"Ein kleines Extra ist natürlich, dass du in meinem Bett geschlafen hast und gerade mein Hemd trägst", sagt er, als er sich flüchtig zu mir dreht und einen kurzen Blick über meinen Körper wirft.

Ich atme tief ein und dann laut wieder aus.

"Wenn ich eine andere Möglichkeit hätte, würde ich sie nutzen, Nathaniel."
Mit einer nachdenklichen Miene, beobachte ich ihn dabei, wie er die nötigen Zutaten alle zusammen in einer großen silbernen Schüssel vermischt.

Doch dann muss ich mich wieder daran erinnern, wie er gestern mitbekommen hat, dass ich quasi zusammengebrochen bin.

"Erzählst du mir, warum das der Fall ist?", fragt er mit seiner tiefen Stimme, als er die Zutaten mit dem Schneebesen verrührt.

Wenn ich gewusst hätte, dass Männer so attraktiv sein können, während sie einer Frau Frühstück machen, wäre ich bei meinen ganzen Spielereien vielleicht doch mal länger geblieben.

"Bei dem gestrigen Essen mit meiner Familie, habe ich mich nicht gerade subtil verhalten", beginne ich, was sofort dazu führt, dass er sich mit einem fragenden Blick zu mir umdreht und schon fast wütend wirkt.

Doch sofort schüttel ich den Kopf.

"Abgesehen von Avion weiß niemand, dass ich von all dem weiß", versuche ich mich sofort zu erklären und schüttel dabei den Kopf hin und her.

"Ich habe aber vielleicht ein Verhalten angenommen und ziemlich viele sarkastische Sprüche geliefert, bis mein Vater aus meinen Reaktionen schließen konnte, dass ich mich nicht einfach verheiraten lasse", erkläre ich ihm weiter, während er sich wieder um das Frühstück kümmert und mir trotzdem weiterhin aufmerksam zuhört.

"Angesichts seines Planes, nehme ich mal an, dass er nicht gerade glücklich darüber war."
Ich nicke, auch wenn er das nicht sehen kann und starre förmlich auf meine Hände.

"Irgendwann habe ich mich vom Essen entschuldigt und gesagt, ich würde meiner Aufgabe nachgehen und nach einigen Aufträgen suchen. Es war zwar schon seltsam, dass ich bereits in der ersten halben Stunde mehrere Aufträge bekommen habe, doch dann war ich auch noch unaufmerksam", erkläre ich und lasse dann mein Kinn auf mein Knie fallen, ehe ich ihn weiterhin beobachte.

Er stellt die Schüssel bei Seite, legt einen Teller darüber und dreht sich vollständig zu mir um, ehe er seine Hände wieder auf die Kücheninsel legt und mich aufmerksam betrachtet.

"Mir wurde ein Messer in den Rücken gerammt", sage ich dann, als er mich einfach nur stumm betrachtet.

Doch er beginnt zu nicken.

"Ich weiß. Immerhin habe ich die Stichwunde genäht und versorgt."
Ich hebe den Kopf an und schüttel ihn, um ihm zu sagen, dass ich das nicht meinte.

"Du verstehst nicht", sage ich und spüre, wie diese ganze Situation wirklich beginnt, an mir zu nagen.

"Ja, mir wurde wortwörtlich ein Messer in den Rücken gerammt, doch auch sprichwörtlich. Es war kein wirklicher Auftrag. Eher eine Falle. Diese Männer wurden sofort nach meinem Benehmen bei dem Essen, angeheuert, mich aus dem wegzuräumen."
Er starrt mich an, als würde er es nicht verstehen, doch dann nickt er und senkt den Kopf, nur um stumm und nachdenklich auf die Kücheninsel zu starren.

"Sobald mein Vater kein Update von diesem Männern bekommt, wird er nachhaken und herausfinden, dass sie tot sind. Und dann wird das ganze wieder von vorne beginnen. Er wird mich suchen lassen, ein Kopfgeld auf mich aussetzen und meine Familie gegen mich aufbringen. Dieses Mal wird er aber wahrscheinlich nicht so nachsichtig sein und darauf bestehen, dass ich lebend zu ihm gebracht werde. Er wird verlangen, dass ich sofort aus dem Weg geräumt werde", erkläre ich und versuche seine Reaktion zu deuten.

Doch er zeigt keine Reaktion.

Nicht einmal eine Regung.

Er zuckt nicht einmal mit den Wimpern.

"Deshalb hatte ich keine andere Wahl. Der Feind meines Feindes, ist mein Freund, nicht?", frage ich dann, ehe ich ein gespieltes Lächeln aufsetze, doch als er den Kopf hebt, betrachtet er mich wütend.

Je genauer ich ihn jedoch betrachte, desto mehr verstehe ich, dass er nicht mich ansieht, sondern direkt an mir vorbeischaut.

Dementsprechend drehe ich mich um und sehe zur Tür, welche nur einen winzigen Spalt geöffnet ist.

"Sie lernt es einfach nicht", knurrt er wütend, ehe er um die Kücheninsel herum geht und direkt zur Tür steuert.

"Warte hier", befiehlt er mir harsch, doch ich hebe nur eine Braue.

"Als könnte ich woanders hingehen."

"Du weißt, was ich meine", sagt er noch, ehe er im Flur verschwindet und mich hier sitzen lässt.

Passionate VengeanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt