"Amara!", ruft Nathaniel, doch ich ignoriere ihn und sehe weiter in die Augen des kleinen Babys auf meinen Armen.
Du bist also Polly.
Das Kind, welches jetzt keine Eltern mehr hat, was?
Ich weiß nicht, ob ich jetzt neidisch oder traurig darüber sein soll.
Die gewisse angestellte, die sich um Polly kümmert, welche sich im Endeffekt als Claudia herausgestellt hat, hat vorhin einen Anruf bekommen und ist nach diesem Telefonat total nervös herumgelaufen, also habe ich sie gefragt, was los ist.
Ihre Mutter liegt im Krankenhaus und aus genau diesem Grund, musste sie schnell weg.
Sie musste nur warten, bis eine Ablösung für sie kommt, doch leider war das nicht der Fall, also habe ich die Kleine übernommen.
Sie hat viel geweint, seit ich mich um sie kümmere, doch um ehrlich zu sein, habe ich angenommen, dass es viel schwieriger wäre, sie zu besänftigen.
Polly ist noch nicht einmal ein Jahr alt und ihr genaues Alter kenne ich auch nicht, doch das scheint auch nicht von Belang zu sein.
"Kannst du mir mal bitte erklären, was genau du hier mit Polly machst?", fragt Nathaniel mit seiner rauen und tiefen Stimme direkt hinter mir.
"Siehst du doch", murmel ich und wische mit dem kleinen Tuch die Milch an ihren Mundwinkeln ab, während ich die Flasche an Ort und Stelle halte.
Nathaniel kommt um das Sofa herum, stellt sich mit verschränken Armen in Sichtweite und schon sehe ich auf.
Sein Blick ist ernst und mahnend.
"Ich füttere sie, Nathaniel, also komm mal wieder runter. Deine Angestellte hat einen wichtigen Anruf bekommen und musste gehen und da auf die schnelle kein Ersatz gefunden wurde, habe ich ihr gesagt, ich würde mich um die kleine kümmern, bis es jemand anderes kann."
Sein Blick ist weiterhin ernst, doch als er laut seufzt und den Kopf nach vorne fallen lässt, sehe ich ihn verwirrt an."Sag mir niemals wieder, dass ich dich nicht begehren soll", knurrt er dann und hebt den Kopf wieder an, ehe er mich mit seinen Augen fixiert.
Inzwischen ist sein Blick intensiv und lässt mein Inneres auf eine Art und Weise kribbeln, die definitiv verboten werden sollte.
Ich habe kein Recht, mich wohl zu fühlen.
"Wenn du es nicht auf unerklärliche Weise tun würdest, müsste ich dir das nicht ständig sagen. Warum hast du mich überhaupt gesucht?", frage ich nun und sehe wieder zu der Kleinen hinunter, die ihre ganze rechte Hand um meinen rechten Zeigefinger schlingt, während sie mich beobachtet.
Ihre kleinen blauen Augen sind zum dahin schmelzen.
"Wir gehen aus. In die Stadt, um genau zu sein", erklärt er und schon liegen meine Augen wieder auf ihm.
"Wir können nicht einfach hinausgehen, Nathaniel. Wir müssen auf die Mädchen aufpassen, bis Briana und euer Freund wieder zurück sind", erkläre ich und blicke ein weiteres Mal zu dem Baby in meinen Armen hinunter.
"Dann nehmen wir sie mit", sagt er ganz locker, so als wäre es gar kein wirkliches Problem.
Jetzt, als ich meinen Blick wieder auf ihn richte, betrachte ich ihn sowohl mahnend als auch genervt darüber, dass er diesen Vorschlag so Leichtsinnig gemacht hat.
Ich bin eine gesuchte Frau und wenn ich mich recht erinnere, werde ich nicht darum herumkommen, die halbe Unterwelt auf mich angesetzt zu haben.
Es wäre einfach dämlich, zu diesem Zeitpunkt mit den Mädchen auszugehen, wenn das eigentliche Vorhaben ist, sie zu beschützen.
"Falls du es vergessen hast, ist ein riesiges Kopfgeld auf mich ausgesetzt. Da laufe ich ganz sicher nicht einfach so durch die Gegend und bringe zwei Kinder in Gefahr. Bist du so unverantwortlich, oder tust du nur so?", frage ich sichtlich angepisst darüber, dass er wirklich einfach nicht darüber nachdenkt.
Plötzlich packt er nach meinem Kinn und dreht es mit einem festen Griff in seine Richtung.
Unsere Gesichter sind einander so nahe, dass ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren kann.
Er fährt mit seinem Daumen über meine Unterlippe.
Kurz war ich total davon benommen, doch als ich realisiere, dass ich nicht so fühlen darf, öffne ich meine Lippen und nehme seinen Daumen zwischen die Zähne.
Er lächelt nur, da ich nicht wirklich Druck auf seinen Finger ausübe.
"Wenn ich in der Nähe bin, trauen sich nur die Leute, mich anzugreifen, denen ihr Leben nichts wert ist. Wenn du dir aber zu viele Sorgen um deine zukünftige Nichte und die kleine Polly machst, nehmen wir die beiden nicht mit."
Sofort übe ich etwas mehr Druck auf seinen Finger aus und sehe ihn finster an."Nenn sie nicht meine Nichte", sage ich dann, als ich meinen Kopf zurückgezogen habe.
"Wieso? Wenn ich Glück habe und alles so läuft, wie ich hoffe, wird sie es bald sein, also werde ich sie auch so nennen", lächelt er mich verschmitzt an.
Er gibt ein Zeichen an seine Angestellten und schon kommt eine Frau mittleren Alters auf mich zu und nimmt mir die Kleine vorsichtig aus dem Arm.
Ich lasse es zu und sehe der Dame dabei zu, wie sie mit der Kleinen Grimassen zieht und mit ihr den Raum verlässt.
"Egal was du tust", beginne ich, stelle die Flasche vor mich auf den Tisch und stehe auf, ehe ich mich in seine Richtung drehe.
Er ist ein ganzes Stück größer als ich, weshalb ich zu ihm aufschauen muss.
"Und egal wie du es tust..."
Ich mache einen weiteren Schritt auf ihn zu und sehe ihn finster an."Du gehst mir damit unter die Haut, wie ein kleiner Parasit und das geht mir auf die Nerven", knurre ich und bekomme sofort ein amüsiertes Lächeln von ihm.
Ich finde das überhaupt nicht witzig, eher provokant.
"Zieh dich an. Wir treffen uns in zehn Minuten vor dem Haus", sagt er, als ich mich umdrehe und den Flur entlang laufe.
Wieso kann er nicht einfach aufgeben und mich in Ruhe lassen?
Wird er das jetzt den ganzen Monat so durchziehen?
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Passionate Vengeance
ChickLitAmara ist der einzige weibliche Nachwuchs einer sehr bedrohlichen und gefürchteten Mafiafamilie. Ständig wird sie von ihrem Vater unter Druck gesetzt und zu Dingen gezwungen, die sie niemals tun würde. Als ihr Vater dann jedoch etwas Unglaubliches i...