Donnerwetter

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31. Donnerwetter

Juna

Ich bin früh wach. Viel zu früh, um eigentlich aufzustehen, aber ich habe Durst. Jamie neben mir schläft noch tief und fest, also stehe ich so leise wie möglich auf.
Auf Krücken humple ich leise die Treppe hinunter und schließlich in die Küche. Ich nehme mir ein Glas Wasser und trinke ein paar Schlucke, bis ich jemanden auf der Terrasse bemerke. Es ist Michael, Liesas Ehemann. Ich will nicht lauschen, aber es ist unmöglich, nicht zuzuhören. „Ja, ich weiß... Ich habe es dir versprochen. Du bekommst dein Foto“, sagt er und ich frage mich, mit wem er spricht. Es geht mich nichts an, also wende ich mich zum gehen um, bekomme aber weitere Gesprächsfetzen mit. „Sie heißt Juna. Mehr kann ich dir nicht sagen… Er ist immerhin mein Schwager… Baby, bitte... Weißt du, was du da von mir verlangst?“
Verdammt, redet er über mich und Jamie? Mit wem spricht er? Er hat sie Baby genannt.
„Ja, versprochen. Du bekommst dein Foto. Einen Neujahrskuss von den beiden. Das krieg ich hin. Damit bekommst du deine Story… Im neuen Jahr sehen wir uns wieder… Du fehlst mir auch. Bis bald. Ich liebe dich…“, höre ich und bekomme Herzrasen. Oh Gott, er betrügt Liesa. Mir wird schlecht. Was habe ich da bloß mitbekommen? Ich muss es Jamie sagen! Oder?
Ich muss zusehen, dass ich nach oben komme, bevor mich Michael bemerkt.
Ich beeile mich, nach oben zu humpeln und als ich Jamies Zimmer erreiche, schlägt mir das Herz bis zum Hals. Scheiße, Scheiße! Ich wette er war es auch, der erzählt hat, dass Millie abgehauen ist.

Ich bleibe noch einen Moment an der Tür stehen und versuche, zu Atem zu kommen. „Alles okay?“ fragt mich Jamie verschlafen. „Ja… Ja alles gut…“, lüge ich. „Sicher?“ hakt Jamie nach und setzt sich auf. „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“ Ich seufze und humple zum Bett. „Vielleicht habe ich das auch“, murmle ich. Ich kann das doch nicht für mich behalten… Aber wenn es ein Missverständnis war? Nein! Was soll man da missverstehen? „Was ist los?“ fragt Jamie besorgt und greift nach meiner Hand, als ich mich aufs Bett setze. „Ich… habe Michael gehört, wie er telefoniert hat… Ich wollte nicht lauschen, aber… er hat irgendjemanden von dir und mir erzählt…“, gestehe ich und Jamie sieht mich fassungslos an und ich beiße mir auf die Unterlippe. „Jamie, er betrügt deine Schwester…“ verrate ich und augenblicklich flackert Wut in seinen Augen. „Bist du dir sicher?“ „Ziemlich. Er sagte zu der Person am Telefon, dass er sie lieben würde…“
„Was hast du noch gehört?“ will er wissen und ich erzähle es ihm.
Jamie schnauft wütend, steht auf und stürmt aus dem Zimmer, die Treppe nach unten. Scheiße!

Jamie

„Was für ein scheiß Spiel treibst du hier eigentlich?“ brülle ich Michael an, der seelenruhig in der Küche steht und Kaffee trinkt. „Jamie, guten Morgen. Wovon sprichst du?“, hat er die Frechheit, mich zu fragen. „Soll ich dir auf die Sprünge helfen? Dein Telefonat vor wenigen Minuten? Wie lange betrügst du meine Schwester schon?“, frage ich ihn und er wird blass, schluckt, versucht dennoch zu tun, als wäre nichts. Dieser Arsch. „Ich weiß nicht, was du mitbekommen hast, aber…“ fängt er an und mir platzt der Kragen und ich packe ihm am Shirt. „Juna hat jedes einzelne Wort verstanden. Du hast mit jemandem gesprochen. Sie Baby genannt und ihr Einzelheiten von mir und Juna gesteckt. Ihr ein Foto versprochen und ihr ins Ohr gesäuselt, wie sehr du sie doch liebst… Du scheinheiliges Arschloch“, brülle ich und im Haus wird es munter. „Jamie! Was machst du da! Lass Michael los!“ herrscht mich Jessica an, aber ich ignoriere sie, drücke Michael gegen den Küchenschrank. Auch Liesa und John kommen in die Küche. John schickt die Kinder zurück Oben. Im Augenwinkel kann ich auch Juna sehen. „Sag es! Sag es ihr! Sag meiner Schwester, dass du sie betrügst!“ brülle ich. Ich bin außer mir! Ich könnte ihn erwürgen!
„Jamie. Lass ihn los“, bittet mich nun auch Liesa und ich starre sie fassungslos an. „Hast du nicht zugehört? Dieser Penner betrügt dich“, fluche ich und ich spüre Johns Hände an meinen Armen. „Lass ihn los“, wiederholt sie und ich begreife. Sie weiß es. „Du weißt es, und sagst nichts?“ fahre ich sie an. „Kann ich dich kurz sprechen?“ bittet mich meine älteste Schwester und ich verstehe gar nichts mehr. Ich lasse Michael los, werde ihm einen todeswütigen Blick zu und folge meiner Schwester ins Wohnzimmer. Ich kann Jessica und John diskutieren hören. „Wir haben uns getrennt“, sagt Liesa und ich starre sie an. „Wann?“ frage ich sie. „Vor ein paar Wochen. Ich habe ihn mit ihr gesehen. Wir wollten nichts sagen, so kurz vor Weihnachten“, beginnt sie. „Aber Liesa. Warum hast du uns nichts gesagt?“ will ich wissen. „Jess weiß davon.“ Ich bin platt. „Ach….“ „Jamie, du hattest doch selbst genug um die Ohren…“ redet sie sich raus. „Liesa, das ist doch egal. Ich bin dein Bruder. Du kannst immer zu mir kommen“, erinnere ich sie. „Das weiß ich, aber… Ich wollte nicht. Ich wusste, du würdest ausflippen und Michael in die Wüste schicken wollen.“ „Ist das etwa verwerflich?“ fluche ich. „Jamie… Wir wollten warten. Wegen der Kinder. Wir wollten ihnen und euch nicht die Feiertage vermiesen“ erklärt sie und ich seufze. Sie sorgt lieber dafür, dass wir scjöne Tage haben und quält sich selbst durch die Feiertage. Das ist typisch Liesa. Immer denkt soe erst an alle Anderen „Ich will ihn hier nicht mehr sehen.  Ich will dass er dieses Haus verlässt. Und uns in Ruhe lässt. Ich weiß nicht, wer diese Tussi ist, mit der er vögelt. Aber er hat ihr Fotos und eine Story versprochen. Von mir und Juna. Ich verwette meinen Arsch, dass er dieser Reportertussi auch gesteckt hat, dass Millie abgehauen ist“, schnaufe ich und Liesa bekommt große Augen. „Wie bitte? Was hat er getan?“ fragt sie. „Frag ihn das selbst!“ blaffe ich und lasse Lisa allein im Wohnzimmer, werfe Michael einen weiteren,  vernichtenden Blick zu. „Wenn irgendwas, was in den letzten Tagen hier gesprochen wurde an die Öffentlichkeit kommt, dann mache ich dich fertig “, warne ich ihn und gehe nach oben ins Schlafzimmer zurück und setze mich aufs Bett. Mein Schwager… mein Bruder, hat meine Schwester hintergangen und meine Geschichte irgendeine Reportertussi gesteckt. Ich bin stinkwütend und wahnsinnig enttäuscht.
Michael kennt mich gut. Sehr gut sogar und er weiß unglaublich viel über mich. Und nun auch einiges über Juna. Was wenn er uns schaden wird?
Die Tür öffnet sich und Juna kommt zurück ins Zimmer. Sie sieht mich entschuldigend an. „Es tut mir leid“, murmelt sie. „Dir? Dir muss gar nichts Leid tun“, seufze ich und strecke die Hand nach ihr aus. Sie humpelt zu mir, ergreift meine Hand und ich ziehe sie auf meinen Schoß. So viel geht mir durch den Kopf. „So ein elendes Arschloch“ murmle ich und vergrabe mein Gesicht an ihren Hals. Sanft streicht mir Juna durch den Nacken, was mich langsam beruhigt. „Glaubst du, er war es, der von dir und Millie erzählt hat?“ fragt sie und ich nicke. „Ja, ich schätze schon“, murmle ich. „Was glaubst du, hat er noch erzählt?“ fragt sie nach einem Moment der Stille und ich seufze. „Ich weiß es nicht“, gebe ich zu und hebe meinen Blick. „Er könnte quasi alles erzählen…“ „Ich glaube nicht, dass er es tun wird. Es schien, als hätte er ein schlechtes Gewissen von dir zu erzählen….“ meint sie und streicht über meine Wange. „Ist mir egal. Ich bin durch mit ihm. Er hat nicht nur mein Vertrauen missbraucht, sondern dass meiner Schwester. Er hat sie betrogen und wer weiß, wie lange das schon geht. Ich kann nur hoffen, dass er von nun an, seinen Mund hält….“
Ich komme mir vor, wie in einem schlechten Film und wünsche mir, endlich aufzuwachen. Ich habe ihm vertraut.

Wenn das Leben dir Zitronen gibtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt