43. Welcome to Los Angeles
Juna
Müde schaue ich als dem kleinen Fenster des Flugzeugs und sehe nichts weiter, als Wasser. Jamie meint, ich solle versuchen zu schlafen, sonst würde mich vermutlich der Jetlag einholen, aber ich kann nicht schlafen. Obwohl ich müde bin, bekomme ich einfach kein Auge zu. Das Flugzeug ruckelt hier und da. Hin und wieder geraten wir in ein Luftloch, was mein Magen nicht wirklich mag. Kurzzeit Flüge sind überhaupt kein Problem für mich. Aber nun haben wir eine beachtliche Höhe und der Flug scheint einfach kein Ende zu nehmen. Jamie neben mir hat die Nase in einem Buch gesteckt und scheint in einer anderen Welt verschwunden zu sein. Ich beneide ihn. Ich würde auch gern abschalten.
„Hey, alles ok? Du wirkst so nachdenklich“, reißt mich Jamie aus meinen Gedanken und ich seufze. „Ich fühle mich einfach nicht so gut. Mein Magen rebelliert etwas und ich glaube, ich bin aufgeregt“, gebe ich zu und Jamie nimmt meine Hand, haucht einen Kuss darauf. „Ich würde dich gern beruhigen und dir sagen, dass alles halb so wild ist, aber dann würde ich dich belügen. Ich weiß, es ist ne große Nummer. Aber wenn es dir doch zu viel wird, und du nicht willst, kannst du immer noch sagen, dass du zuhause bleibst“, versichert er mir. „Zuhause? Dafür ist es ein bisschen spät, oder meinst du nicht?“, schmunzle ich. Schließlich sitze ich in einem Flugzeug nach Los Angeles. „Ich meine Zuhause in meinem Haus.“ „Du hast ein Haus in L.A.?“ frage ich überrascht. „Ja, seit ein paar Jahren“, erklärt er. „Wow“, mache ich und schaue wieder aus dem kleinen Fenster und gähne. „Willst du nicht doch versuchen zu schlafen?“, versucht es Jamie nochmal und streichelt durch meinen Nacken. Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter und schließe die Augen. „Ich kanns ja mal versuchen“, murmle ich.Nach einer gefühlten Ewigkeit und gerade mal einer Stunde unruhigen Schlaf landen wir am LAX. Das Gepäck kommt und wir checken aus. Als wir den Flughafen verlassen, stehen da eine Menge Leute, die scheinbar auf die Ankunft irgendwelcher Promis gewartet haben. Reporter, Fotografen, Fans… Sie rufen nach Jamie und er bittet mich um einen Moment Geduld. Ich halte mich Abseits und reserviere uns schon mal ein Taxi. Jamie mit all den Leuten zu sehen ist für mich ein komisches Gefühl. Ich weiß, dass er berühmt ist. Habe selbst einige seiner Filme gesehen, aber… er ist doch einfach Jamie. Er ist so bodenständig und bescheiden. Natürlich habe ich damit gerechnet, dass er hier erkannt wird, aber dass es so viele Menschen auf einmal sind, dass macht mich dann doch ziemlich nervös. Es dauert fast eine halbe Stunde, bis Jamie sich endlich losreissen kann und schließlich zu mir kommt. Das Taxi habe ich schon jemand anderes überlassen. „Tut mir leid, dass es so lang gedauert hat“, entschuldigt er sich und ich nicke nur. Was soll ich auch schon sagen? Jamie hält ein Taxi an und hilft dem Fahrer mit dem Gepäck. „Alles okay?“ fragt er mich, als wir im Wagen sitzen und nimmt meine Hand. „Hmhm“, mache ich und schaue auf die Stadt hinaus. „Rede mit mir“, bittet er mich und ich seufze. „Was soll ich denn sagen?“ „Na, was in deinem hübschen Kopf vorgeht zum Beispiel.“ Ich seufze erneut und hefte meinen Blick auf unsere Hände. „Es ist einfach… ungewohnt“ murmle ich. „Ich habe schlecht geschlafen, mir ist übel vor Aufregung und mir ist nochmal klar vor Augen geführt worden, wie berühmt du bist“, gebe ich zu und Jamie löst seine Hand von meiner, legt stattdessen seinen Arm um mich und zieht mich an sich. „Aber ich bin immernoch der selbe“, will er mich beruhigen. „Das weiß ich doch…“ „Aber?“, fragt Jamie nach und ich atme tief durch. Mir war nicht klar, wie vorwurfsvoll es geklungen hat „Nichts aber“, versichere ich ihm und schmiege mich enger an ihn. Er ist und bleibt mein Jamie. Er drückt mir einen Kuss an die Stirn und ich entspanne etwas. Das hier ist nichts alltägliches. Und auch daran werde ich mich gewöhnen. Für ihn. „Wir fahren erstmal nach Hause, packen ganz entspannt aus und fahren später zur Anprobe. Und wenn wie das hinter uns haben, machen wir uns einen entspannten Abend. Wie klingt das?“ fragt er mich und ich sehe zu ihm auf. „Das mit dem entspannten Übend klingt schön“, lächle ich und Jamie grinst sein schiefes Grinsen.
Das Haus ist nicht sonderlich groß, liegt aber direkt am Strand von Malibu. Außerdem ist es einfach ein Hingucker und jeder weiß auf der Stelle, dieses Haus gehört keinem Ottonormalverbraucher. Ich bin beeindruckt. „Wahnsinn“, entfährt es mir und Jamie lacht, steckt den Schlüssel in die Haustür und schließt auf. „Die Häuser hier in den Staaten sind um ein vielfaches günstiger, als in England. Oder gar in Deutschland“, erklärt er mir und stellt unser Gepäck erstmal vor die Treppe und führt mich ins Innere. Küche, Esszimmer und Wohnzimmer bilden einen Raum, ähnlich wie bei mir. Nur hat dieses Haus so gar nichts mit meinem gemeinsam. Dieses Haus hier ist ultramodern, mit riesigen Fenstern mit Blick aufs Meer. „Kaffee?“ fragt Jamie und ich nicke nur, trete an die großen Fenster und öffne schließlich die Terrassentür, trete hinaus. Der Wind ist salzig, mild und entspannt mich augenblicklich. Das Meer beruhigt mich einfach immer.
Ich bekomme gar nicht mit, wie Jamie zwei Becher Kaffee auf den Terrassentisch stellt und zu mir kommt. Erst, als sich seine Arme um mich legen, bemerke ich seine Anwesenheit. Ich lehne mich an ihn und genieße einfach den Moment und seine Nähe.
Das Haus ist wirklich schön. Fast überall gibt es bodentiefe Fenster. Dieses Haus scheint nur als Fenstern zu bestehen. Selbst im Badezimmer gehen sie über eine komplette Wand und bis zum Boden. Aber sie sind verspiegelt, hat Jamie mir versichert. Die Dusche ist ebenfalls aus Glas und selbst während ich mit Jamie unter der Dusche stehe, haben wir einen fantastischen Blick aufs Meer hinaus.Am Nachmittag fahren wir in die Stadt, um uns mit Jamies Ausstatter zu treffen. Er bekommt einen Anzug von Valentino und ich ein Klein vom selben Designer. Jamie sieht in seinem Anzug einfach fantastisch aus aber er wird ihm noch angepasst, damit er ihm wie eine zweite Haut sitzt.
Für mich gibt es einen Auswahl einiger Kleider und ich entscheide mich für das schwarze mit den roten Blüten. Das passt meiner Meinung nach am besten zu Jamies Anzug und außerdem fühle ich mich darin am wohlsten, trotz des immens hohen Beinausschnittes. Aber ich denke, ich kann meine Beine sehen lassen. Sie sind das Körperteil, was ich an mir am liebsten mag. Das Kleid wird um den Bauch herum noch etwas abgenäht, während es um den Busen herum nahezu perfekt passt. Jamie schaut mit einem Lächeln auf den Lippen zu. Ich glaube ihm gefällt, was er sieht.
Knapp 90 Minuten später verlassen wir das Gebäude und Jamie möchte wissen, ob ich essen gehen möchte, oder lieber etwas zuhause kochen oder kommen lassen würde. Mir ist es lieber, den Abend zuhause zu verbringen. Morgen wird ein aufregender Tag und ich würde einfach gern entspannen.
Wir lassen uns was vom Chinesen kommen und verbringen den Abend auf der Terrasse. Der Sonnenuntergang ist herrlich und ich kann mich gar nicht satt sehen. Schön ist es hier. Leben jedoch würde ich hier nicht wollen.Jamie
Ich bin gern hier in L.A., aber mein Zuhause wird es niemals werden. Ich habe eine Zeit lang hier gewohnt und hatte eine gute Zeit hier. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die heute noch eine Rolle in meinem Leben spielen. Eddie Redmayne zum Beispiel. Wir lernten uns bei einem Vorsprechen kennen. Wie ich kommt er aus England und auch er war gerade erst in Amerika angekommen für ein paar Castings. Gemeinsam zogen wir zu ein paar anderen Jungs aus England in eine WG. Lustigerweise ist als allen Mitbewohnern bekannte und erfolgreiche Leute geworden. Sogar Robert Pattinson, alias Vampir Edward Cullen war mein Mitbewohner. Dass ich Jahre später die Hauptrolle in einer Ursprünglichen Twilight Fanfiktion übernehmen würde, hätte ich damals nie für möglich gehalten.
Dieser Rolle habe ich zu verdanken, wo ich heute bin. Ich habe die Freiheit, mir meine Rollen selbst auszusuchen. Ich bin seit Ewigkeiten bei keinem Casting mehr gewesen und nur hin uns wieder muss ich zu einem Vorsprechen, wenn die Wahl zwischen zwei Schauspielern noch nicht 100 prozentig getroffen ist. Ich hetze nicht mehr von einem Dreh zum Nächsten, sondern habe Zeit für mich und meine Familie. Und wenn ich mal ein Jahr lang keine große Rolle spiele, ist das auch okay.
Doch bei all dem Erfolg ist es wichtig, sich nicht blenden zu lassen. Ich wollte nie jemand sein, der mit Geld um sich wirft, jeden Abend Party macht, oder 10 Autos in der Garage hat. Ich war eigentlich immer zufrieden mit meinem Leben. Mein Erfolg hat vieles vereinfacht, aber mir war es wichtig, vor allem mir selbst treu zu bleiben. Ich bin immer noch Jamie, Sohn eines Frauenarztes und einer Krankenschwester und kleiner Bruder zweier, manchmal ziemlich gemeinen Schwestern.Meine Familie und meine Freunde helfen mir, am Boden zu bleiben. Sie erden mich. Die meisten meiner engsten Freunde habe ich seit vielen, vielen Jahren. David und ich kennen uns seit der Grundschule.
Ich liebe mein Leben und so wie es jetzt ist, darf es für immer bleiben. Mit Juna an meiner Seite und den Vier Mädchen, die unser Leben bereichern. Noch habe ich mit meinen Töchtern nicht über Deutschland gesprochen. Aber Millie weiß Bescheid und sie hat mir versichert, dass wir das hinkriegen. Selbst wenn ich entscheiden sollte, für immer dort zu bleiben. Ich ziehe es tatsächlich in Erwägung, sofern Juna mich behalten will. Ich weiß ich kann einen Nervensäge sein.Juna wird immer Schwerer und ich kann sehen, wie fertig sie ist. „Lass uns ins Bett gehen“ flüstere ich und sie schreckt hoch, schlief scheinbar schon mit offenen Augen. Sie reibt sich müde die Augen und gähnt herzhaft. Ich schmunzle und erhebe mich, nehme ihre Hand und bringe sie ins Schlafzimmer. Es dauert keine 5 Minuten, da ist sie eingeschlafen. Ich brauche noch ein wenig länger und denke über heute nach. Juna wirkte den ganzen Tag über angespannt und in sich gekehrt. So kenne ich sie gar nicht. Das ich am Flughafen angesprochen wurde und ich einen Haufen Autogramme geben musste, hat sie nervös gemacht. Ich hoffe, morgen wird es besser.
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Wenn das Leben dir Zitronen gibt
RomanceJamie und Juna. Zwei Menschen aus verschiedenen Welten. Juna schreibt eigentlich nur eine Nachricht an ihren verstorbenen Vater, die jedoch an Jamie geleitet wird. Sie kommen in Gespräch und zwischen ihnen entsteht eine besondere Freundschaft. Oder...