Partytime

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41. Partytime

Jamie

Bis zum Wochenende blieb ich bei Juna und ich war einmal mehr dankbar, dass sie Physiotherapeutin ist. Sie hat meine Wirbel zwei mal wieder eingerengt, dann ging es mir langsam besser.
Nun haben wir uns über drei Wochen nicht gesehen und ich vermisse sie tierisch. Aber morgen werde ich zu ihr fliegen und mit ihr ihren Karneval feiern. Ich bin ziemlich gespannt darauf und habe mittlerweile ziemlich Bock darauf. Millie wird die Mädchen heute abholen und wird dann mit ihnen zu ihrer Mom fahren. Meine Mädchen haben eine Woche Winterferien. Sie sind ein wenig beleidigt, dass sie nicht mit zum Karneval können. Aber ich habe ihnen versprochen, sie nächstes Jahr mitzunehmen. Der Umzug soll toll sein. Erst gestern habe ich erfahren, dass auch ich mitgehen werde. Juna hat wohl darauf gewartet, ob ihr Knöchel weit genug verheilt ist, so viel zu laufen. Jedenfalls hat sie für die kommende Woche ebenfalls Urlaub und für mich ein passendes Kostüm besorgt. Was das für eins ist, will sie mir nicht verraten. Samstags jedoch will sie aus mir einen wilden Wikinger machen. Na da bin ich ja mal gespannt.

Es klingelt, kaum dass ich die letzten Sachen für die Mädchen zusammen gepackt habe.
„Mommy ist da!“ rufe ich nach oben, als ich Millie die Tür öffne. Sie begrüßt mich mit einer Umarmung. „Kann ich dich kurz sprechen?“ fragt sie mich und ich sehe sie verwundert an. „Klar, komm rein. Worum geht’s?“ frage ich und gehe mit ihr in die Küche. Die Mädchen begrüßen sie und Millie sagt ihnen, dass sie noch einen Moment spielen können, sie müsse etwas mit Daddy besprechen. Als die Mädchen die Küche verlassen haben, wendet sie sich an mich. „Jamie, du weißt ja, dass ich, als ich gegangen bin, soziale Projekte unterstützt habe“, beginnt sie und ich nicke. „Ich habe dir von Enrico erzählt, oder?“ Wieder nicke ich. Sie hatte ihn erwähnt und so, wie gerade ihre Augen leuchteten, ahne ich, dass da mehr läuft. „Nun, wir haben uns ein paar mal getroffen und… Er möchte nach Südafrika, dort bei dem Aufbau einer Schule helfen. Er hat mich gefragt, ob ich ihn begleiten möchte“, erzählt sie. „Verstehe… und du möchtest das gern tun“, vermute ich. „Ja. Diese Kinder brauchen jede Hilfe, die sie kriegen können.“ „Und wie lange würde sowas dauern?“ frage ich. „Ich weiß es nicht. Der Bau der Schule kann bis zu einem Jahr gehen. Ich möchte wirklich gern helfen. Ich habe diese Arbeit sehr gemocht“, erzählt sie. „Und was ist mit unseren Kindern?“ frage ich sie und sie lächelt sanft. „Ich werde jeden Monat zurückkommen und für sie da sein.“ „Millie. Ich werde ab März sehr viel in Deutschland sein. Ich brauche dich. Die Mädchen brauchen dich. Wir haben das doch besprochen“, wende ich ein. „Ich weiß Jamie, aber ich kann auch nach Deutschland kommen. Nimm sie mit und…“, sie seufzt. „Okay, nein vergiss es. Du hast recht. Sie solange aus ihrer Schule zu nehmen, wäre nicht gut.“ Nun bin ich es, der seufzt. „Nein, ist schon gut. Ich kann dir nicht verwehren, dass zu tun, was sich glücklich macht. Dazu habe ich nicht das Recht. Wir finden einen Weg. Ich überleg mir was“, versichere ich ihr. „Wirklich?“ hakt sie nach und ich schmunzle. „Ja, wirklich“, versichere ich ihr und sie legt ihre Hand auf meine und drückt sie. „Wann solls denn los gehen?“ fragte ich. „Genau weiß ich das nicht. Vermutlich schon nächste Woche. Aber ich verspreche dir, hier zu sein, wenn du mit Juna nach L.A. fliegst.“ Ich lächle. „Gut.“ Wieder beginnen Millies Augen zu leuchten. „Du machst es nicht nur wegen der Kinder dort, oder?“ frage ich sie grinsend und sie verdreht die Augen, schlägt mir sachte mit dem Handrücken gegen den Oberarm und wird rot. Ich lache und sie gibt mir einen Schubs. „Du bist ein Idiot“, rügt sie mich und ich ziehe ihr an eine ihrer Haarsträhnen. „Nein. Ich kenne dich nur ziemlich gut“, erkläre ich grinsend und sie kichert. Ob es mich stört, dass da jemand Neues ist?  Nein, es ist schön, dass sie glücklich ist. Diese Erkenntnis beweist mir, das wir alles richtig gemacht haben. Wir können beide einen neuen Partner haben und Freunde sein. Das ist gut. Vor allem für die Mädchen.

Der Flieger landet pünktlich und ich freue mich, wieder in Deutschland zu sein. Diesmal bin ich wieder in Bremen gelandet. Ich habe vorab einen Mietwagen gebucht und bin bereits 20 Minuten nach der Landung auf dem Weg zu Juna. Ich bin gut gelaunt, verbinde mein IPhone mit dem Wagen und drehe die Musik auf. Laut mitsingend fahre ich über die A1 und komme bereits eine Stunde später, ganz ohne Stau und Verzögerung bei Juna zuhause an.
Schon bevor ich die Klingel drücken kann, fliegt die Tür auf und Liva kommt mir entgegengesprungen. „Jamie!“ quiekt sie und ich lache, fange sie auf und drücke das Mädchen an mich. „Das ist ja eine stürmische Begrüßung“, stelle ich amüsiert fest und stelle sie wieder auf die Füße, strubble ihr durch die Haare. „Alles gut?“ frage ich sie. „Jap!“ flötet sie und macht ihrer Mutter Platz, die bis eben in der Küchentür gestanden hat. „Hi“, schmunzelt sie und ich ziehe sie an mich, küsse sie. „Hi“, erwidere ich noch immer amüsiert und lasse sie wieder los. „Hier rechts ja lecker“, nehme ich wahr, als mir ein köstlicher Duft in die Nase steigt. „Mama hat Grünkohl gemacht“, erklärt Liva. „Hm… da bekomme ich glatt Hunger“, zwinkere ich und eine halbe Stunde später habe ich einen großen Teller mit Kartoffeln, Grünkohl, Mettwurst und Pinkelwurst vor meiner Nase. In England isst man Grünkohl eher in Kartoffelpüree. Bisher habe ich Grünkohl erst einmal auf Norddeutscher Art gelesen und damals hat es mir schon ziemlich gut geschmeckt. Junas Grünkohl jedoch ist anders. Mit geschroteten Weizen oder Gersten drin und einem Gewürz, was ich nicht zuordnen kann. Einfach der Hammer. „Das ist sau gut“, spreche ich mein Lob aus. „Was ist das für ein Gewürz, was ich da rausschmecke?“ möchte ich wissen. „Ich schätze, was du meinst, ist Piment“, sagt Juna. „Ah, ja, das kann sein. Könnte glatt mein Lieblingsessen werden“, grinse ich und schiebe mir eine weitere Gabel voll in den Mund. Juna kichert und isst auch weiter.

Wenn das Leben dir Zitronen gibtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt