Gespräche

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37. Gespräche

Jamie

Eine Sekunde lang glaube ich, dass es Juna ist, die mir geschrieben hat. Doch es ist eine Nachricht von Dakota. Sie ist mir eine gute und liebe Freundin geworden. Einen Moment überlege ich, sie zu ignorieren, denn ich weiß ich kann ihr nichts vormachen. Aber ich kann so oder so nicht schlafen. Und vielleicht hilft mir ein Gespräch mit ihr. Sie wird merken, dass etwas los ist. Wir haben eine Zeit lang sehr viel Zeit miteinander verbracht, haben uns intensiv kennengelernt. Da versteht man irgendwann sein Gegegenüber blind.
Ich nehme das Handy und antworte. „Ja, bin ich“, schreibe ich und sofort klingeln bei ihr dir Alarmglocken. „Kein doofer Spruch, Dornan? Was ist los? Telefonieren?“ will sie wissen und ich seufze, rufe sie an.
„Hey J.D“ meldet sie sich mit ihrer sanften Stimme und muss lächeln. „Hey, D.J.“, antworte ich. „Was ist los? So wortkarg kenne ich dich gar nicht“, will sie ohne Umschweife wissen und ich seufze. „Lange Geschichte.“ „Ist sie wirklich lang, oder willst du bloß nicht drüber reden?“ Ich wusste es... "Schieß los, Dornan. Ich hab Zeit.“ Wieder seufze ich. „OK, kapiert. Du willst nicht drüber reden. Aber eins muss ich wissen. Hast du Streit mit deiner Freundin?“ „Naja. Wie mans nimmt. Ich hab Mist gebaut und jetzt bin ich mir nicht sicher, ob sie mit mir Schluss gemacht hat…“ murmle ich. „Oh, Jamie. Das lässt sich sicher wieder einrenken“, versucht sie mich aufzumuntern. „Bin mir nicht sicher, ob das geht“, sage ich und nun erzähle ich ihr doch die ganze Geschichte. Sie kriegt mich immer zum reden.
„Das ist ziemlich übel. Und wie geht’s dir jetzt?“ fragt sie mitfühlend. „Beschissen. Ich hatte sogar ne Panikattacke", gebe ich zu, um ihr das Ausmaß zu schildern. Sie war damals dabei gewesen. „Scheiße…“ murmelt sie. „Hmhm…“ stimme ich dir zu. „Hats lange gedauert?“ „Ne Weile. Aber ich hab mich alleine beruhigen können.“ „Immerhin….“ „Ich weiß nicht, was ich machen soll, Dakota. Ich hab die Beiden so sehr enttäuscht. Wie soll ich das wieder hinkriegen?“ „Das ist nichts, was sich wieder hinbiegen lässt. Redet miteinander. Und damit meine ich nicht am Telefon.“ „Du meinst, ich soll zu ihr?“ frage ich nach. „Natürlich du Blödmann.“ „Ich muss arbeiten. Ich hab die Kinder am Wochenende….“ maule ich. „Man, Dornan. Merkst du eigentlich, wie du dir immer selbst im Weg stehst? Lass dir was einfallen. Du bist doch gar nicht so blöd, wie du aussiehst.“ „Haha. Danke. Ich hab dich auch lieb.“ „Ich weiß“ flötet sie mir ins Telefon und ich muss tatsächlich ein wenig schmunzeln. „So gefällst du mir schon besser. Alter Griesgram“, kichert sie. „Du bist heute wieder liebreizend, wie ein Gorilla“, schnaufe ich und sie lacht. „Gern geschehen. Nein, wirklich Jamie. Ich bin mir sicher, dass ihr das hinkriegt“, meint sie sanft. „Das hoffe ich“, antworte ich. „Du liebst sie wirklich sehr, oder?“ fragte sie. „Ja. Sie ist einfach unglaublich. Die Mädchen sind verrückt nach ihr und sie lieben Liva. Ich will nicht, dass es schon vorbei ist. Sie ist mein Zuhause“, gebe ich zu. „Wow. Das ist schon sehr, sehr doll“, erkennt sie und diesmal ist es an ihr, zu seufzen. „Bei dir scheint sich nicht alles heiterer Sonnenschein zu sein“, stelle ich fest. „Oh man. Wieso merkst du das?“ schnauft sie und ich lache. „Das weißt du genau. Also, sag schon. Wer hat dir wehgetan, wen muss ich hauen?“
„Niemand…“ murmelt sie. „Jamie, ich bin kurz davor, echt großen Mist zu bauen.“ „In wie fern?“ frage ich. „Da ist dieser Kollege. Wir verstehen uns wirklich gut. Er ist witzig, bringt mich ständig zum Lachen…“ „Hey Johnson. Du wirst mich doch nicht etwa ersetzen?“ frage ich entsetzt und sie kichert. „Dummkopf. Natürlich nicht. Du bist und bleibst mein Lieblingsblödmann“, kichert sie und ich lache. „Da bin ich ja beruhigt. Du verliebst dich also in einen Schauspielkollegen.“ „Er ist kein Schauspielkollege. Er ist fürs Licht zuständig. Er heißt Jason. Und er sieht so verdammt gut aus. Mir schießt es jedes Mal durch den ganzen Körper, wenn ich ihm in die Augen sehe“, schwärmt sie. "Der Lichtmann, soso. Er bringt dich also zum leuchten", scherze ich. „Jamie! Du bist unmöglich!", schimpft sie mich. "Er ist so lieb und so sanft. Ich glaube, ich hab mich in ihn verliebt“, seufzt sie. „Autsch… und Chris?“ frage ich. Sie und er sind schon eine ganze Zeit lang ein Paar. „Ich liebe ihn…“ „Aber…?“ hake ich nach. „Ich weiß es nicht. Mit Jason ist es so…. Anders….“ „Hör auf dein Bauchgefühl. Das hat doch noch nie im Stich gelassen…“ rate ich ihr. „Mein Bauch sagt küss ihn, aber wenn ich dann an Chris denke, wird mir übel. Ich glaube mein Bauch kann mir grad nicht helfen, J….“ „Was wünscht du dir? Für die Zukunft?“ frage ich. „Ich… will Familie. Ich liebe Chris‘ Kinder und sie lieben mich. Aber ich möchte ein eigenes Baby. Chris und ich waren nie eins bekommen. Ich habe mir immer gesagt, dass es okay ist, aber jetzt… ist es mir, glaub ich, nicht mehr so egal“, gibt sie zu. „Ich denke, dann hast du deine Antwort. Rede mit Chris. Es gibt so viele Möglichkeiten. Ich denke danach wirst du genau wissen, was du tun solltest“, rate ich ihr. „Danke, Jamie. Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?“ fragt sie und ich lache. „Jetzt doch?“ fragte ich und sie lacht. „Doofbirne“, scherzt sie. „Ich hab dich wirklich lieb, J. Ich vermisse dich.“ „Ich dich auch, DJ. Versprich mir, dass wir es dieses Jahr schaffen werden, uns zu sehen“, bitte ich sie. Covid sei dank, ist es bereits drei Jahre her. „Ja. Versprochen. Und jetzt solltest du schlafen. Knutsch mir deine Mädchen, wenn du sie morgen früh weckst“, bittet sie. „Werde ich. Versprochen. Gute Nacht, DJ.“ „Gute Nach, JD“, erwidert sie und legt auf.
Ich seufze und lege mein Telefon zurück auf den Nachttisch. Das Gespräch mit ihr hat gut getan. Sie hat mir gefehlt. Ich schließe die Augen und finde doch noch ein paar Stunden Schlaf.

Wenn das Leben dir Zitronen gibtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt