눈|--1--|눈

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<- Taehyung ->

<눈|--________--|눈>

Starke Erdbeben sind in Südkorea zwar eher ungewöhnlich, aber keine Seltenheit. Die meisten Erdbeben in Südkorea sind relativ schwach und liegen zwischen Stufe 2 und 5 auf der Richterskala.
Generell spürt man erst bei einer Stufe von 3-4 überhaupt ein Beben. Ab Stufe 5 sollte man bereits mit leichten Schäden in einem Umkreis von 30 km rechnen.

...

Wie konnte es dann dazu kommen?

...

Panisch renne ich durch die aufsteigenden Flammen, die mich umgeben. Hysterisch schreie ich über das Zischen der zerstörerischen Glut hinweg, brülle nach meinen Eltern, meiner Schwester, doch bekomme keinerlei Antwort.

Meine Kehle brennt, meine Augen tränen und den Hustenreiz, der mich regelmäßig überkommt, kann ich nicht mehr unterdrücke. Ich spüre wie die Luft mit jeder Sekunde in der das Feuer die Möbel und Wände einnimmt, immer mehr den Sauerstoff verdrängt und verbraucht.

Ich werde dadurch nur noch langsamer, während ich in dem verzweifelten Versuch mit einer Ecke meines Shirts mein Leben und meine Zukunft bewahren zu können, mich weiter durch die lodernden Flammen schleppe.

Ich weiß nicht mehr, weshalb ich den Schmerz nicht spüren konnte, während ich mein Bein nur noch hinter mir herschleppen konnte, da ich von meinem Kleiderschrank getroffen wurde oder weshalb ich die züngelnden Flammen an meiner Haut einfach tolerierte im vollen Bewusstsein, dass ich meine Zellen in dem Moment verbrannte.

Jedoch war ich versessen mit dem Gedanken nicht erst mich, sondern definitiv den Rest meiner Familie retten zu müssen.

Ab einer bestimmten Sekunde begann sich einfach alles auf einmal zu drehen.

Der Sauerstoff war so gut wie aufgebraucht, meine Lungenflügel krächzten nach Erlösung, meine Kehle war rau. Mein Blick konnte sich nicht mehr fixieren und mit meinen Ohren konnte ich nur ein immer lauter werdendes Fiepen wahrnehmen, welches sich den Flammen widersetzte.

In irgendeiner darauffolgenden Sekunde gaben meine Beine schließlich nach.

Ich kann mich noch an die Blutspur erinnern, die ich dabei an der weißen Wand hinterließ, an der ich mich zuvor entlang gehangelt hatte. Erst in diesem Moment wurde mir wirklich klar, in was für einer Situation ich mich befand...

Ich sollte sterben an diesem Tag.

Tat es.

Zumindest fühlte es sich so an.

Ich konnte spüren, wie mich etwas aus meinem Körper zerrte, während ich wie elastischer Gummi mich nicht freiwillig aber wiederum auch nicht mich dagegen wehrend, von dieser Hülle löste.

Ich hatte in meinem letzten Moment verstanden und akzeptiert, was mein Schicksal war...

...

,,Was ist mit ihm?".

,,Gute Frage...ich kann es um ehrlich zu sein nicht richtig deuten. Er scheint irgendwie festgehalten zu sein...zumindest ist er als Einziger noch nicht wirklich tot...".

,,Also geben wir ihm eine Chance?".

,,Wir geben ihm einige Minuten. Wir bestimmen nicht sein Schicksal. Das macht nur er selbst".

...

Als ich das nächste Mal meine Augen wieder aufschlug, unerwarteter Weise, blickte ich an eine weiße Decke...

눈| Hɪɢᴀɴʙᴀɴᴀ |눈 || ᴛᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt