눈|--52--|눈

20 6 3
                                    

-Taehyung-

<눈|--________--|눈>

Gedankenverloren blicke ich in den orange gefärbten Himmel und lasse weiterhin die Zeit verstreichen, während mir mittlerweile nicht mehr dermaßen kalt ist, dass ich ununterbrochen zittere. Mit meinen Gedanken hänge ich weiterhin an Jungkooks Worten, die er vor einiger Zeit über seine Lippen gebracht hatte.

,,Denn sollte das Nirwana merken, dass du die Kraft aufbringen kannst dich ihr zu nähern und im schlimmsten Fall die Mauer zu durchbrechen, könntest du von ihr verschlungen werden. Als lebender Mensch würdest du nie soweit kommen, du würdest nicht einmal die Reise hierher ins Totenreich überstehen... Immerhin steckst du immer noch zwischen den beiden Welten gefangen und im momentanen Zustand steckst du hier, an der Grenze zwischen Leben und Tod, eher in Gefahr als sicherer zu sein".

Ich bin mir unsicher, wie ich mich fühlen soll. Mir ist zwar durchaus mein momentaner Zustand bewusst. Ich sehe noch immer die schlohweißen Haare auf meinem Haupt, die Bandagen um meine Brandwunden die einfach nicht heilen zu wollen scheinen und bemerke irgendwie immer noch meine fehlende Emotionalität und dennoch gewöhne ich mich einfach viel zu einfach und schnell an dieses „Leben"... Als würde sich mein Körper, mein Geist auf einmal einfach damit abfinden, dass ich nicht mehr in der „normalen" Welt leben könnte. Als wäre ich einfach ausgewandert und würde mich nun an die neuen Lebensbedingungen gewöhnen müssen...

Doch ich scheine einfach immer und immer wieder zu vergessen, wie ich überhaupt erst hierher gekommen bin.

Ich bin gestorben. Mehrfach. Und auch wenn mich der Gedanke mindestens beunruhigen sollte, habe ich mich mittlerweile irgendwie daran gewöhnt. Nur warum? Wieso tue ich es auf einmal so ab, als wäre das Leben was ich einmal führte so unbedeutend, dass ich es einfach so wegschmeißen kann... davon trennen, als wäre es ein zu klein gewordenes Shirt.

Ich starre weiterhin nach draußen in die Ferne während mir erst jetzt wirklich bewusst wird, was diese fehlende Emotionalität, die Gefühle die ich nicht mehr empfinden kann, eigentlich bedeuten.

Nämlich das ich kein Mensch mehr bin...

Ich bin nicht mehr der normale Kerl von nebenan, der Taehyung der genau wie jeder andere in der Masse mitschwamm. Ich werde wahrscheinlich auch nie wieder dieser Taehyung werden können durch die Informationen, die ich an diesem Ort erfahren und gelernt habe. Dinge, über die ich hätte nie etwas wissen sollen, Personen, Existenzen die ich nie kennen gelernt hätte, Geheimnisse, die den meisten verwehrt bleiben bis zum Tod...

In meiner Kehle bildet sich auf einmal ein Kloß und ein unangenehmes Gefühl drückt auf meinen Magen. Ich bin mir unsicher wie ich empfinde, weiß das ich wenigstens so etwas wie Panik oder Furcht spüren müsste, empfinde jedoch nur dieses Unwohlsein, als wäre irgendetwas einfach immer noch nicht richtig...

Mir wird auf einmal bewusst, dass die fehlenden Schmerzen meiner Brandwunden, die fehlende Trauer gegenüber meiner toten Familie, mein auf einmal verschwundenes „normales" Leben nach welchem ich mich nicht sehne, kein wirklicher Segen sind...

Doch warum?

Weil es sich so natürlich hier anfühlt, an Jungkooks Seite der mir die letzten Wochen irgendwie immer unbewusst eingeflößt hat, das mein Zustand zwar besonders wäre, aber nicht beunruhigend. Durch Naomi, Yuna, all diese Seelenfänger die meinen „Zustand" als händelbar abgestempelt haben, als könnten Sie damit umgehen und mich wieder „heilen". Als wäre eigentlich nichts Schlimmes passiert...

Und dennoch bin ich tot. Oder zumindest angehend. Gefangen zwischen beiden Welten.

Auf einmal drückt dieses Bewusstsein hart auf meine Schultern und presst mich nach unten. Ich spüre, wie meine Schulter erschöpft nach unten fallen als würde ich wirklich diese Last auf mir tragen. Da physische Gewicht spüren, wie es mir die Luft aus den Lungen presst und dafür sorgt das ich nur noch schwer zu Atem komme.

눈| Hɪɢᴀɴʙᴀɴᴀ |눈 || ᴛᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt