Leyna
Auf dem Revier wurde ich mehrmals gründlich durchsucht, aber es wurden keine Drogen gefunden - Überraschung. Als nächstes musste ich mich einem Alkoholtest unterziehen, aber die Prozente, die ich intus hatte, waren durch den Stress verloren gegangen, und soviel hatte ich auch nicht getrunken. Die Zeit auf dem Revier verging im Schneckentempo. Ich war froh, dass die kleine rothaarige Polizistin mit den schönen blauen Augen mir glaubte, als ich ihr erzählte, ich hätte nur ein paar Bier getrunken und sonst nur getanzt. Was natürlich nur zum Teil gelogen war, denn die Kopfnuss behielt ich natürlich für mich. Der heiße Polizist ließ sich seit der Ankunft auf dem Polizeirevier nicht mehr blicken. Er war der Einzige, bei dem ich mich nicht gelangweilt hatte. Auch wenn er nicht sonderlich gesprächig war. Wie auf Knopfdruck spielte ich noch einmal gedanklich die Szene vor dem Streifenwagen ab. Im Scheinwerferlicht war mir aufgefallen, dass es sich bei der Farbe seiner Augen um ein dunkles Grün handelte. Seine kurzgeschorenen Haare waren dunkelblond, so stellte ich es mir jedenfalls vor. Nach einer Weile des rumsitzen wurde ich dann in einen kleinen Raum gebracht, in dem ich meine Aussage wiederholen musste, damit sie aufgezeichnet werden konnte. Der Stuhl, auf dem ich nun saß, war unbequem, und mein Po tat mir weh. Die Polizistin startete das Gerät, da hörte ich eine sich öffnende Tür und blickte auf. Der Polizist der mich festgenommen hatte kam herein und schaute mich an, hob fragend seine Brauen und tippte dann ein paar Mal unauffällig mit seinem Zeigefinger unter sein Auge. So, als würde er Tränen imitieren. Und dann wurde es mir klar. Ich verstand, was er mir am Ende des Gesprächs vor dem Streifenwagen vermitteln wollte. Ich wandte den Blick von ihm ab und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf das Aufnahmegerät. Die Polizistin stellte erst einmal ganz harmlose Fragen, auf die ich mich nicht konzentrieren konnte, denn in Zeit versuchte ich meine Tränen anzuregen. War ich die einzige Person auf diesem Planeten, die nicht auf Anhieb weinen konnte? "Ich war ganz alleine auf der Party", sagte ich und dachte an den Hund, der bis heute auf seinen toten Besitzer wartete, Tag für Tag. "Ich hatte solche Angst, als plötzlich die Polizisten auftauchten, und dann bin ich vor Panik weggelaufen. Es tut mir wirklich leid, aber ich weiß selbst nicht, was mit mir los war... Ich würde niemals etwas verbotenes tun, und ich kenne auch niemanden, der irgendwas verbotenes getan hat, wirklich. Ich wollte nur ein bisschen Spaß haben und tanzen." Ich schluchzte und mir kamen endlich die Tränen. "Es tut mir wirklich so leid" Jetzt konnte mein Schauspiel richtig beginnen.
Claire
Als wir Zuhause ankamen, waren Eric und Josh nicht mehr da. Noah ging sich umziehen, während ich ungeduldig auf ihn wartete. Eigentlich hätte er noch weiter in dem Muscle-Shirt von Jake rumlaufen können, für mich wäre das echt kein Problem gewesen, aber als ich ihm das sagte, hatte er bloß den Kopf geschüttelt und irgendwas unverständliches vor sich hin gemurmelt. "Vielleicht solltest du dich auch umziehen", sagte Noah, als er in seinen neuen Klamotten vor mir stand und mich skeptisch musterte. "Mich sieht doch eh keiner", entgegnete ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich konnte ja schlecht zugeben das ich sein Shirt behalten wollte. "Ja klar", antwortete er und nahm sich die Autoschlüssel aus der Schublade im Flur. "Was machst du da?" fragte ich ihn. "Du hast doch getrunken!" Noah verließ wortlos, und für meinen Geschmack, viel zu gut gelaunt das Haus, während er sein Handy aus der Tasche nahm und begann eine Nummer zu wählen. Er telefonierte, während wir uns in das Auto setzten und schaltete dann den Lautsprecher ein. "Wir treffen uns vor dem Polizeipräsidium", sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. "Damit wir uns richtig verstehen, ich tue das nur wegen ihr, nicht für Eric." Noah fummelte an irgendwelchen Sachen im Auto herum, die ich nicht verstand und verstellte den Spiegel. "Ich hasse diese scheiß engen Anzüge!" beschwerte sich die Stimme am anderen Ende. "Hast du deinen Ausweis dabei?" fragte Noah und startete den Wagen. "Bist du sicher das du fahren kannst?", wollte ich skeptisch wissen. "Wer ist das?" fragte die Stimme am Handy und ich presste die Lippen aufeinander bevor ich sagte: "Ich bin Claire und ich sitze mit einem besoffenen im Auto." "Ach, Claire!" Die stimme klang amüsiert und Noah schnaubte. Ich fragte mich, wieso er meinen Namen kannte, da sagte sie Stimme am Handy: "Ich bin übrigens Said." Ich wollte etwas erwidern, da ging Noah bereits dazwischen. "Alles klar, jetzt mach dich auf den Wg und hol Leyna da raus. Josh und Eric warten schon auf dich." Noah beugte sich vor und legte auf, während Said noch sprach. "Wer ist Said?" fragte ich und schnallte mich an. "Er ist ein guter Freund von mir", antwortete Noah "und der Typ, den sich alle an ihren Schulen wünschen. Wenn man Drogen wollte, dann war er derjenige, der den besten Stoff hatte. Und wenn man gute gefälschte Ausweise wollte, dann musste man einfach ihn fragen. Und genug Geld besitzen, natürlich. Sein Glück ist es einfach, dass er älter aussieht, als gut für ihn ist, und mit allem durchkommt, ohne erwischt zu werden." "Verstehe", sagte ich und sah aus dem Fenster. Nach einer Weile des Schweigens räusperte sich Noah dann und sah mich von der Seite aus an. "Betrunken bin ich schon eine ganze Weile nicht mehr", erklärte er sich. "Mach dir keine sorgen." Ich hatte es mir schon Gedacht, immerhin dachte auch Noah, ich hätte einen Autounfall gehabt, bevor ich zu ihnen gestoßen war. So verantwortungslos wäre er nicht gewesen, selbst wenn er immer so tat als ob. Wir fuhren den Rest der Zeit schweigend zum Präsidium und kamen einige Meter davor entfernt zum stehen und stiegen aus. Kaum hatte Noah das Auto geschlossen fing er an zu lachen und sagte: "Wie siehst du denn aus!" Ich drehte mich um und sah, wie Noah einem Typen, der mir irgendwie bekannt vorkam, freundschaftlich auf die Schulter klopfte. Der Junge sah gut aus, aber wen wundert's mittlerweile noch. Er hatte helle braune Augen und ein sehr markantes Gesicht, das perfekt zu seiner dunklen Haut passte. Die Art, wie sich nur eine Hälfte seines Mundes hob, wenn er lachte, machte ihn sofort sympathisch. Er streckte mir lächelnd seine Hand entgegen. "Jetzt nochmal persönlich, ich bin Said." Ich nahm seine Hand. "Claire", gab ich zurück und überlegte, wieso er mir so bekannt vorkam. "Wir sind uns bei dir zu Hause über den Weg gelaufen", erklärte er mir, nachdem er meinen verwirrten Blick bemerkt hatte. "Du hattest Donut dabei." "Ah!", rief ich aus. "Der Tag, an dem ihr euch wie arrogante Arschlöcher benommen habt, jetzt weiß ich es wieder." Noahs Freunde waren zu Besuch gewesen und hatten die Küche in beschlag genommen. Said lachte und nickte. "Genau, und einer dieser Arschlöchern war ich." "Und der andere ich", warf Noah ein. "Pech für euch", zuckte ich mit den Schultern und. "Wenn ihr euch aufführt wie welche, habt ihr einen anderen Bezeichnung halt nicht verdient." Eric kam auf uns zugelaufen, und warf uns allesamt einen wütenden Blick zu. "Wenn ihr fertig damit seit, smalltalk zu führen, währe ich euch sehr dankbar, wenn wir uns darum kümmern würden, Leyna da rauszuholen." Er sah mit missbilligenden Augen zu Said, der in seinem Anzug wirklich aussah wie ein erwachsener und nicht wie ein Jugendlicher. Ich fragte mich, ob es ihn störte, das es Said war, der in das Präsidium gehen, und Leyna herausholen würdem und nicht er selbst. Das Said das erste Gesicht war, das Leyna sehen würde, wenn sie herauskam. "Gut", sagte Said und begann uns zu erklären was er geplant hatte.

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Lost in a Perfect Nightmare
RandomWisst ihr wie es ist die Neue zu sein? Ganz von vorne Anzufangen und sein Altes Leben hinter sich zu lassen? Claire tut es, denn sie ist diejenigen, die ihr altes Leben hinter sich lassen muss, um neu anzufangen. Und eine Wahl hatte sie nicht .