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Als wir endlich die Tür zum Büro des Bürgermeisters, beinahe geknackt hatten, fühlte ich, wie mein Herz schneller schlug. Die Tür war aus massivem Holz, und ich konnte die Bedeutung des Raumes fast spüren. Ayla setzte erneut ihren Dietrich an und arbeitete konzentriert am Schloss. Nach einigen angespannten Sekunden gab es ein leises Klicken, und die Tür öffnete sich. „Wir sind drin," flüsterte sie und sah mich an. Ich nickte bedeutungsschwanger und wir schlichen hinein, die Tür hinter uns leise schließend. Der Raum war groß und düster, nur das schwache Licht unserer Taschenlampen erhellte die Umgebung. Die Wände waren mit schweren, dunklen Regalen gesäumt, die mit Büchern und Akten vollgestopft waren. In der Mitte des Raumes stand ein massiver Schreibtisch, auf dem ordentlich gestapelte Papiere lagen. Eine alte Stehlampe, die Ayla anknipste, warf einen schwachen Lichtkegel auf den Tisch.

„Fangen wir an," sagte ich leise und begann, die Schubladen des Schreibtisches zu durchsuchen. Ayla ging zu den Regalen und zog einige Akten heraus, blätterte sie durch und legte sie beiseite. Die oberste Schublade des Schreibtisches war verschlossen, doch mit etwas Mühe und einem Schraubenzieher, den Ayla mir gab, bekam ich sie auf. Darin lagen mehrere dicke Akten, ordentlich beschriftet. Mein Name sprang mir sofort ins Auge. Ich zog die Akte heraus und öffnete sie. „Hier ist was über mich," sagte ich leise und Ayla kam näher, ihre Taschenlampe auf die Papiere gerichtet. Die Akte war voller Dokumente, Fotos und Notizen. Einige der Fotos zeigten mich in alltäglichen Situationen: beim Einkaufen mit Leyna, in der Schule mit Faye und Cole, sogar einfach nur beim spazieren. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. „Was zum Teufel...?" murmelte Ayla und ich blätterte weiter. Die Notizen waren detailliert, jede meiner Bewegungen schien dokumentiert. „Warum hat dein Vater das alles über mich gesammelt?" „Keine Ahnung," flüsterte Ayla. „Aber es sieht aus, als ob er dich schon lange überwacht." Ich legte die Akte beiseite und öffnete die nächste Schublade. "Das ist die Pistole aus dem Ferienhaus" sagte ich, sauber und ordentlich verstaut. Mein Herz setzte einen Schlag aus. "Was wenn er weiß, das Noah und ich sein versteck gefunden haben?" Ayla beugte sich über die Schublade und schnappte nach Luft.  „Ich weiß es nicht," antwortete sie, und auch ihre Stimme zitterte. „Aber das macht mir Angst." Wir durchsuchten weiter die Schubladen und Regale, fanden jedoch nichts weiter, was auf den ersten Blick wichtig schien. Dann stieß Ayla auf einen alten, vergilbten Umschlag, der zwischen zwei dicken Büchern steckte. Sie zog ihn heraus und öffnete ihn vorsichtig. „Hier sind Briefe," sagte sie und begann, einen davon zu lesen. „Sie sind a meinen Vater adressiert. Von jemandem namens 'Arthur'." „Arthur?" fragte ich und versuchte, mich zu erinnern. „Ich kenne keinen Arthur." 

„Faye hat diesen Namen gestern erwähnt. Sie sagte, er wäre es gewesen, der sich das Spiel ausgedacht hat, um dich an deinem Geburtstag in die Falle zu locken." Sie schlug den Umschlag auf und mir wurde schwer ums Herz. Sie waren kryptisch, sprachen von Plänen und Treffen, erwähnten aber auch meinen Namen. „Sieht so aus, als ob Arthur und mein Vater unter einer Decke stecken" sagte Ayla nachdenklich. „Aber warum ich?" fragte ich, und meine Verwirrung wuchs. „Ich weiß es nicht," sagte Ayla. „Aber wir müssen mehr herausfinden." Wir durchsuchten weiter den Raum, jede Ecke, jeden Winkel, doch die meisten Dokumente schienen belanglos. Es war frustrierend. Gerade als wir aufgeben wollten, entdeckte ich eine versteckte Klappe unter dem Schreibtisch. „Ayla, schau mal," sagte ich und zeigte auf die Klappe. „Vielleicht ist da noch was." Ayla half mir, die Klappe zu öffnen, und darunter fanden wir einen kleinen Safe. Wieder zückte sie ihren Dietrich und begann, am Schloss zu arbeiten. Nach einigen Minuten gab der Safe nach und öffnete sich. Darin fanden wir ein Notizbuch. „Das könnte wichtig sein," sagte ich und Ayla zog das Notizbuch heraus. "Nehmen wir es mit." Wir packten alles  restliche wieder zurück an seinen rechtmäßigen Platz, als wir plötzlich Geräusche hörten, die uns beide innehalten ließ. Es klang wie das Knarren einer Tür, gefolgt von gedämpften Stimmen. Ayla und ich tauschten einen erschrockenen Blick. „Das können nur meine Eltern sein," flüsterte Ayla, ihre Augen weiteten sich vor Panik. „Sie sind früher nach Hause gekommen." Sofort setzte unser Überlebensinstinkt ein. Das Notizbuch verschwanden in Aylas Tasche. „Wir müssen hier raus," zischte sie und deutete auf das Fenster. „Da kommen wir schneller raus, als durch die Tür." Ich nickte hektisch und wir bewegten uns so schnell wie möglich zum Fenster. Gerade als ich den Rahmen anfasste, hörte ich die Stimmen lauter werden. Schritte näherten sich dem Büro. Mein Herz schlug wie verrückt. „Beeil dich," drängte Ayla und half mir, das Fenster zu öffnen. Es ging nicht weit auf, aber gerade genug, dass wir hindurchpassten. Ich kletterte zuerst hinaus und ließ mich in die Dunkelheit des Gartens fallen. Ayla folgte mir schnell, aber in ihrer Eile stieß sie gegen eine Vase, die mit einem dumpfen Geräusch zu Boden fiel. „Was war das?" hörte ich eine Stimme aus dem Inneren rufen. Es war Aylas Vater.„Los, lauf!" rief ich und zog Ayla vom Fenster weg. Wir rannten durch den Garten, versteckten uns hinter Büschen und Bäumen, während das Licht aus dem Haus uns fast erfasste. Wir hielten den Atem an und drückten uns so dicht wie möglich gegen die Hecke. Das Licht der Taschenlampen schwenkte durch den Garten, kam aber nie ganz bis zu unserem Versteck. Nach einer gefühlten Ewigkeit zogen sich Aylas Eltern zurück ins Haus. Wir warteten noch einen Moment, um sicherzugehen, dass die Luft rein war. Dann schlichen wir uns in Richtung des Zauns, kletterten so leise wie möglich hinüber und landeten auf der anderen Seite. „Das war knapp," keuchte Ayla, als wir schließlich außer Sichtweite waren. „Ja," stimmte ich zu und sah zurück zum Haus. „Zu knapp. Lass uns von hier verschwinden." Wir liefen, bis wir sicher waren, dass wir weit genug weg waren. Erst dann hielten wir an, um durchzuatmen. Trotz der Angst und der Anspannung fühlte ich eine gewisse Erleichterung. Wir hatten es geschafft, wir hatten die Informationen, die wir brauchten, und wir waren entkommen. „Wir müssen herausfinden, was das alles bedeutet," sagte ich und sah Ayla an. „Aber wenn dein Vater merkt, das das Notizbuch fehlt, wird er vermuten, das ich meine Finger im Spiel hatte." „Ich kenne da einen sicheren Platz," antwortete Ayla und lächelte schwach. „Lass uns gehen."

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 28 ⏰

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