"Claire!" Leyna polterte so laut wie noch nie in mein Zimmer. "Wie spät ist es?" murmelte ich und tastete mit meiner Hand nach meiner Uhr. Ich hatte mir immer noch kein Handy besorgt, und das obwohl sogar Petra der Meinung war, ich solle mir eins besorgen. "14 Uhr." antwortete Leyna ungeduldig und sah mich skeptisch an. "Du siehst übrigens aus wie ein scheiß Zombie." "Wie liebreizend von dir, Leyna." Ich versuchte meine schweren Lieder geöffnet zu lassen und sah Leyna dabei zu wie sie aufgeregt auf und ab lief. "Du glaubst mir niemals was gestern alles noch passiert ist!" "Ach, was denn?" erwiderte ich gähnend und schloss wieder meine Augen. "Claire! Was ich dir jetzt erzähle darfst du nicht verschlafen!" "Ich bin ganz Ohr, versprochen." Leyna warf sich auf mein Bett und riss mir die Decke weg. "Es ist 14 Uhr! Raus aus den Federn, bedeutet das!" Ich stöhnte und versuchte mein Decke zurückzubekommen. "Na, erzähl schon, du Plagegeist." Grinsend gab sie mir die Decke zurück. "Nachdem Demi, Josh und Dylan gegangen sind, wollten wir uns auf die Suche nach Essen machen, weil Ayla ja keins bei sich hatte, aber wir haben was so viel besseres gefunden! Es sah alles aus, wie in einem Gangstergruselfilm und hat richtig eklig gestunken. Viele Sachen im Gebäude waren abgebrannt aber wir konnten trotzdem etwas mitgehen lassen." Sie hob begeistert die Brauen. "Wally hat Schachfiguren geklaut, weil er der Meinung ist, das sie verflucht aussehen und nur deshalb das Feuer überlebt haben. Und Eric habe ich gezwungen eine aus Wallys Sammlung zu klauen, als Andenken weißt du?" "Und was hast du mitgenommen?" fragte ich. "Ich konnte mich nicht entscheiden, alles sah so interessant aus." Ich rollte mich zur Seite. "Also hast du nichts mitgehen lassen?" "Was? Doch natürlich. Eine kleine Holzkiste hab ich mitgenommen. Sie lag unter einem verkohlten Schreibtisch und ist unversehrt geblieben. Sie passt perfekt in mein Zimmer." Gespannt setzte ich mich auf. "War da was in der Kiste drinnen?" "Nur ein Foto, nichts spannendes." "Was war drauf? Hast du es noch?" "Ich weiß es nicht, vielleicht liegt es im Auto, aber die Kiste war sowieso viel spannender." "Was war drauf?" fragte ich und setzte mich auf. Auf einmal war ich hellwach. Leyna warf mir einen verwirrten Blick zu. "Keine Ahnung mehr, wieso Interessiert dich das so?" "Ach, nur so." Meine Enttäuschung konnte ich kaum vor ihr verbergen. "Es waren zwei kleine Mädchen auf dem Foto. Sah aus wie in dem Internat aufgenommen. Eine hatte dunkle Haare, die andere hellere. Ich weiß es aber nicht mehr genau. Das Bild war alt und zerknittert. Ich konnte nicht viel erkennen." Leyna berührte mich mit verschwörerischem Blick am Arm. "Aber was ich dir eigentlich sagen wollte, ist noch viel spannender." Ich hob meine Augenbrauen. "Gestern, als wir wieder bei Ayla waren, da habe ich Said und sie dabei erwischt, wie sie ineinander verschlungen auf der Couch eingeschlafen sind." "Wow" machte ich, war jedoch nicht wirklich begeistert. Ihre Lippen formten sich zu einem bösen Lächeln "Ich glaube, sie haben nicht nur geschlafen, wenn du verstehst." Als ich nichts mehr zu all dem sagte sprang Leyna auf und zog mich am Arm. "Weswegen ich dich aber hauptsächlich geweckt habe.. Petra ist zu besuch gekommen." "Scheiße.." murmelte ich und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen. Was wenn sie von gestern Wind bekommen hatte? "Keine Sorge" beschwichtigte Leyna mich "Eric ist unten und versucht sie bei Laune zu halten. Sie hat aber nach dir gefragt."
"Hat sie wieder Kaffee mitgebracht?" fragte ich und Leyna nickte. "Wenn sie mal keinen mitbringt, wurde sie offiziell von einem Alien in besitz genommen worden und nicht mehr sie selbst." Ich grinste. "Ich zieh mich nur schnell um und komme dann nach unten okay?" Leyna nickte und ging genauso schnell wieder, wie sie gekommen war. Ich zog mir das erstbeste das ich finden konnte über den Kopf, schlich mich den Flur entlang, benutzte auf dem Weg noch schnell das Bad, putze mir meine Zähne und ging dann hinunter. Von unten hörte ich die laut lachenden Stimmen von Leyna und Eric. "Wohin des Weges meine Liebe?" Petras Stimme ließ mir das Blut in den Adern gefrieren, und das obwohl ich wusste, das sie da war. Ich hob meinen Kopf. Sie sah genauso adrett gekleidet aus wie die letzten male. Dieselbe Frisur und die selben kalten Gesichtszüge. "Ich wollte mir meinen Kaffee holen", beteuerte ich wahrheitsgemäß und folgte ging in die Küche. "In Ordnung", gab sie zurück und musterte mich von oben bis unten. "Du brauchst mehr Schlaf, Mädchen. Da hilft dir auch der Kaffee nicht." Ich hob den Becher an meine Lippen und lächelte verschmitzt. "Das Stimmt wohl." Sie schüttelte bloß mit dem Kopf, als sie die Küche verließ und auf ihr Büro zulief. Also hatte sie nichts von der gestrigen Festnahme mitbekommen? Ich war unendlich erleichtert. Nicht einmal Leyna und Eric schienen etwas davon zu wissen, und ich war sehr dankbar, das Said dichtgehalten hatte. Sie musterte mich mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck, als ich an ihr vorbei lief und Ich fühlte mich wie eine seltene Entdeckung, die sie gerade gemacht hatte. Mit schnellen schritten lief ich an ihr vorbei und ignorierte ihren stechenden Blick auf meinem Rücken. Ich lief an Leyna und Eric vorbei die auf der Couch turtelten, zog mir meine Schuhe an und schnappte mir meinen Schlüssel und lief in den Garten. Das Wetter war nicht annähernd so schön wie an den letzten Tagen und das spürte man auch. Das Tageslicht hatte Mühe zwischen den dicken Wolken die am Himmel standen hervorzubrechen und den Tag in Helligkeit zu tauchen. Ich wanderte eine Weile umher und genoss meinen Kaffee, während ich die Straßen entlang lief und dann Jakes Villa wiedererkannte. Ich lief durch den überdimensionalen Vorgarten und wunderte mich über das Sofa, das seit seiner letzten Party immer noch verloren und vergessen in dem gigantischen Springbrunnen stand. Waren seine Eltern etwa immer noch nicht zurück aus Ihrem Urlaub? Die Eingangstür war geöffnet und ich konnte ohne Probleme in das Haus. Es war wie in den ganzen Klischeehaften Horrorfilmen. Reiche Leute die es nie für nötig hielten ihre Türen zu verschließen und sich dann wunderten, wieso der Serienkiller plötzlich in ihrem Wohnzimmer stand. "Jake?!" rief ich laut und lief weiter in das Haus. Ich stand bereits im Wohnzimmer, da bemerkte ich die Frau die sich in einer Robe, elegant die Treppe hinunter begab und ihre Hand hob in meine Richtung hob. Sie sah aus wie aus einem Gemälde entflohen. "Kann ich dir helfen, Kind?" fragte Sie und ließ mich ihre weißen, perfekten und geraden Zähne sehen. "Ich suche Jake", antwortete ich und fragte mich ob ich noch irgendeine Höflichkeitsfloskel hinzufügen sollte, weil sie mich so abwartend ansah. "Du kommst mir bekannt vor, Mädchen" sagte sie kühl, als sie die letzte Stufe hinter sich gebracht hatte. "Kenne ich dich?" "Nein", sagte ich und trat einen Schritt zurück. Diese Frau war definitiv gruselig. "Ich bin gerade erst hergezogen." "Wie ist dein Name? Ich richte meinem Sohn aus, das du hier warst." "Claire", murmelte ich und wischte mir die schwitzigen Hände an der Hose ab. "Claire" wiederholte sie. Sie sprach den Namen aus, als würde sie ihn Schmecken. "Ich glaube ich gehe jetzt besser" sagte ich dann und machte noch einen Schritt zurück.Unter ihrem Blick fühlte ich mich nicht wie eine neue seltene Entdeckung, Ich fühlte mich wie eine kleine Ratte die kurz davor war gehäutet zu werden. Jake's Mutter fing an zu lächeln. "War schön dich kennenzulernen", sagte sie. "Claire." Ich nickte. "Ja, fand ich auch." Dann machte ich kehrt und verließ, ohne mich noch einmal umzuschauen das Grundstück.

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Lost in a Perfect Nightmare
AcakWisst ihr wie es ist die Neue zu sein? Ganz von vorne Anzufangen und sein Altes Leben hinter sich zu lassen? Claire tut es, denn sie ist diejenigen, die ihr altes Leben hinter sich lassen muss, um neu anzufangen. Und eine Wahl hatte sie nicht .