Der lange Weg zurück zu Aylas Party kam mir vor wie ein seltsamer Traum, den man selbst nach stundenlangem nachdenken nicht richtig verstand, und als wir ankamen und das Auto zum stehen kam, liefen wir durch den Garten wie in Trance. Ich nahm nichts um mich herum mehr wahr. Und auch Ayla sprach kaum. Dröhnende Musik, stickige Luft und schwitzende Menschen umfingen mich. "Claire wo warst du die ganze Zeit? Ich hab dich überall gesucht!" Leyna kippte etwas Bier auf meinen Arm, als sie sich an mir stützte. "Ich war nur kurz auf der Toilette", sagte ich und Ayla schnaubte. "Wir reden später", sagte sie mir und drückte mir einmal Fest die Schulter. Als sich unsere Blicke trafen, musste ich mir fest die Tränen zurückhalten. "Ah!" stieß Leyna aus und fing an zu lachen, als Ayla sich entfernte. "Kein Wunder das ich dich nicht gefunden hab, auf der Toilette hab ich nicht gesucht!" Ich nahm ihre Hand von meinem Arm und fragte: "Hast du Noah gesehen?" Sie lehnte sich an die Wand und schaute sich um "Ne, schon eine Weile nicht mehr. Wieso fragst du?" Leyna kniff die Augen zusammen "Sag mal weinst du etwa?" Ich schaute ihr Ausdruckslos in die Augen. Es spielte gerade irgendein spanischer Song und Leyna schielte auf die Tanzfläche. "Nein, es war einfach kalt auf der Toilette." "Achso, na dann ist ja gut. Wenn ich du wäre, würde ich mal draußen nach ihm suchen. Oder schau einfach mal in den Zimmern nach" Sie warf mir einen belustigten Blick zu "Wenn du dich traust." Ich nickte. "Danke für den Tipp." Sie nahm einen schluck aus ihrer Bierdose und prostete dann einem Jungen zu, der sich einen Weg durch die Menschenmenge bahnte. "Leyna wo bleibst du!" rief er und kam neben mir zum stehen. Seine Haare klebten ihm auf der Stirn und er stank aus dem Mund wie eine Wodkaflasche. "Okay das ist dann wohl mein Stichwort" sagte ich. "Du willst schon gehen?" fragte Leyna und sah den Typen auffordernd an, der ganz offensichtlich zu alt für diese Party war."Ich denke, ich hatte noch nicht die Freude mich vorzustellen," sagte er dann und lächelte mich an. Ich lächelte zurück. "Dann belassen wir das doch am besten dabei." Sein lächeln erstarb. Ich warf Leyna einen entschuldigenden Blick zu und griff auf dem Weg nach draußen, um Leyna zu zeigen das ich noch nicht gehen würde, nach einem geschlossenen Bier das auf einem der Tische stand und hielt es hoch.
Im Garten setzte ich mich auf die selbe Stelle wie vor einigen Stunden und dieses mal spürte ich die Tränen, die Leyna zuvor bemerkt hatte, wie sie meine Wangen benetzten. Meine Wangen waren ganz klebrig und salzig. Ich stützte meinen Kopf mit den Händen und stieß einen Seufzer aus. Mein Kopf schwirrte buchstäblich und ich schrie in meine Handflächen. "Claire?" Ich schaute auf und strich mir durch die zerzausten Haare. "Die einzig Wahre" antwortete ich sarkastisch. Vor mir stand Josh. Er beugte sich zu mir herunter und stützte seine Ellbogen auf die knie "Was ist los?" fragte er besorgt. "Nichts ist los, Josh." "Ich sehe doch das es dir schlecht geht. Lüg mich nicht an. Hat dir jemand was getan? Ich wusste das diese Party nichts gutes mit sich bringt!" "Es hat nichts mit dieser scheiß Party zu tun!" Ich sprang aufgebracht auf die Beine. "Es ist nicht diese dumme Party! Es ist alles! Einfach alles okay? Ich halte das einfach nicht mehr aus." "Erklär es mir...-" sagte Josh vorsichtig und stand ebenfalls auf. "Ich möchte dir helfen." "Du kannst mir nicht helfen, Josh. Du machst alles nur schlimmer!" Ich machte einen schritt zurück und starrte ihm wutentbrannt in die Augen. "Du denkst du bist der Gute der allen hilft, immer verständnisvoll und darauf bedacht alles richtig zu machen." Ich sah ihn nur noch verschwommen, denn meine Tränen nahmen mir die Sicht. "Du bist doch überhaupt nicht du selbst!" Er wollte etwas sagen, doch ich ließ ihn nicht. "Ich weiß nicht was damals geschehen ist Josh. Ich weiß es wirklich nicht. Aber was ich weiß ist, das du nicht du selbst bist. Wie ein zur Seite gedrängtes Tier mit gefletschten Zähne in einem Käfig. Du bist so hasserfüllt und wütend weil du nichts tun kannst. Aber du bist kein Tier, Josh. Du bist ein Mensch." Er hatte den Mund geschlossen und starrte an mir vorbei. "Sag mir, was tust du, nachdem du allen geholfen hast? Wenn alle glücklich sind, außer du? Was machst du dann? Denkst du dann an deine Mutter? An deine Schwester? Suhlst du dich in Selbstmitleid, weil Noah sie nicht retten konnte? Oder weil du es nicht konntest? Was machst du, wenn Noah nicht mehr da ist. Hm, Josh? Wenn niemand mehr da ist, dem du die schuld geben kannst, um dich nicht selbst hassen zu müssen?"
"CLAIRE!" Ich drehte mich erschrocken um. Es war Noah. Er lief die Steintreppen zu uns herunter, sah mich dabei nicht an. "Noah .." begann ich, doch er unterbrach mich. "Halt den Mund, Claire." "Aber...-" "Geh jetzt..., bitte." Ich nickte und schaute zurück zu Josh. Sein Blick war auf den Boden gerichtet. Ich lief an Noah vorbei. "Es tut mir leid" flüsterte ich als die beiden außer Reichweite waren. Was hatte ich bloß getan? Ich schniefte und stieß auf dem Weg nach draußen wieder mit Ayla zusammen. "Hey.. was..?" fragte Sie doch ich ließ sie stehen und rannte los. Sie sagte nichts, als ich mir eine Flasche Whisky vom Tisch nahm und sie folgte mir nicht als ich ging.
Ich hörte auf zu Weinen, als ich zu Hause ankamen. Der Ort, den ich zu Hause nannte, weil ich keine andere Wahl hatte. Es hätte mich schlimmer treffen können, ich wusste das. Aber wer hatte nicht gern eine Wahl? Ich nahm einen Schluck als ich das Tor öffnete. Seufzend nahm ich den nächsten Schluck und den nächsten und den nächsten. Ich spazierte durch den Garten, und stoppte bei dem Pool. Ich nahm noch ein paar Schlucke aus der Flasche, schraubte sie zu und beobachtete das dunkle Wasser. Es sah so friedlich aus. So unecht. Ich lächelte, als ich mich fallen ließ. Das Wasser umschloss mich wie eine zweite Haut und ich fiel tiefer und tiefer. Das Wasser hielt mich mit seinem eisigen Griff umschlungen. Und obwohl ich ewig gebraucht hatte um es zu merken, rebellierte mein Körper. Und es war wunderbar. Eine Welle an Energie brach über mich herein. Meine Gliedmaßen brannten schmerzhaft und ich vergaß alles um mich herum. Meine Lungen füllten sich mit dem Wasser, das einige Sekunden zuvor noch auf meiner Seite stand. Und plötzlich kämpfte ich. Ich strampelte mit den Beinen und versuchte dem eisernen Griff des Wassers zu entkommen, während ich mich gleichzeitig dabei beobachtete. Mit aufgerissenen Augen sah ich mir beim verlieren zu. Ich gab auf. Und es war mir egal. Ich fühlte mich komplett und dafür schämte ich mich. Und dann wurde ich wieder eins mit meinem Körper. Es war plötzlich ganz einfach. Ich besiegte das Wasser und bekam Luft. Keuchend schwamm ich an die Wasseroberfläche. Ich drückte mich an dem Rand des Pools nach Oben und legte mich kraftlos mit meinem Oberkörper auf die kalten Steine. Dann robbte ich weiter vor und stand auf. Wackelig auf den Beinen lief ich auf das Haus zu, öffnete die Glastür und trat ein. Mein Kopf fühlte sich schwer an und ich konnte nicht klar denken. Das einzige was ich wusste war, das ich mich nicht allein fühlen wollte. Also ging ich nicht in mein eigenes Zimmer. Ich öffnete erneut die andere Tür und legte mich in das andere Bett. Und dann schlief ich ein.
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Lost in a Perfect Nightmare
RandomWisst ihr wie es ist die Neue zu sein? Ganz von vorne Anzufangen und sein Altes Leben hinter sich zu lassen? Claire tut es, denn sie ist diejenigen, die ihr altes Leben hinter sich lassen muss, um neu anzufangen. Und eine Wahl hatte sie nicht .