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Im Krankenhaus war mir schnell langweilig. Nachdem Noah gegangen war, hatte der Arzt mich einmal untersucht und mir eine Schiene für mein Bein gegeben, die ich tragen sollte um mein Bein zu entlasten, wenn ich lief. Das Pflaster auf dem Kopf konnte ich am nächsten Tag bereits entfernen. Und dann sagte man mir, sollte ich warten, bis ich von Petra abgeholt wurde. Man hatte sie angerufen, nachdem ich von Noah eingeliefert wurde, und sie hatte gesagt, sie würde etwas an Zeit brauchen um herzukommen und mich abzuholen. Ich war also alleine und hatte sonst nichts weiter zu tun, als zu warten. Schwester Nora kam einmal vorbei und brachte mir etwas zu essen und zu trinken, als hinter jemand durch die Tür schlüpfte und verschmitzt in das Zimmer trat. Josh setzte sich ohne Umschweife zu mir auf das Bett und sah angewidert auf das Essen das auf dem Tablett stand. Die Schwester hatte bloß mit dem Kopf geschüttelt, als er das Gesicht verzog, und ich in Gelächter ausbrach. Endlich hatte ich jemanden mit dem ich mir die Zeit vertreiben konnte. "Wie geht's dir?", fragte er, als die Schwester das Zimmer verlassen hatte und schaute mich abschätzend an. "Sehr gut eigentlich, ich habe kaum Schmerzen." Er nickte langsam und dann es wurde sehr still. Normalerweise sprachen wir sehr ungezwungen miteinander, aber dieses Mal war etwas anders und das merkten wir beide. Es herrschte bedrückendes schweigen. Ich dachte über das nach was die Schwester mir an dem Morgen erzählt hatte und war viel zu nervös und aufgeregt um Josh danach zu Fragen, trotzdem nahm ich mir meine Mut zusammen und tat es. Vielleicht hatte ich auch einfach nur Angst vor seiner Antwort. "Josh? Darf ich dich was fragen? Und du antwortest ganz ehrlich?" "Wieso habe ich das Gefühl das mir diese Frage nicht besonders gefallen wird?" Ich zuckte mit den Schultern und schaute ihn einfach nur an. "Na gut" sagte er misstrauisch. "Frag mich." Ich holte tief Luft. "An dem Tag, an dem du mich gefunden und hergebracht hast..." "Ja?" Josh's drängender Tonfall gefiel mir ganz und Garnicht. "Daran erinnerst du dich doch noch ganz gut, oder?" Ich reckte das Kinn in die Luft. "Ja, daran erinnere ich mich gut." "Wieso hast du mir dann verschwiegen, das Noah dabei war?" Kurze Zeit sagte Josh nichts, nur mein schneller aufgeregter Atem und das knarren des Betts waren zu hören. Er stand ganz plötzlich auf und fing an im Zimmer hin und her zu laufen. "Woher weißt du das? Hat Noah das erzählt?" Nach geraumer Zeit hatte er endlich seine Stimme wieder gefunden. Er klang gereizt. Ich schüttelte den Kopf obwohl er es nicht sehen konnte. "Nein, das hat er nicht. Schwester Nora hat es mir erzählt." frustriert stellte er sich, nach dem vielen Hin und Her, vor mein Bett und schaute auf mich hinab. "Ich wollte es dir sagen, ich hab es sogar versucht, aber du konntest dich nicht erinnern und da dachte ich...-" "Da dachtest du, du machst du es mir nicht noch schwerer, mich zu erinnern." Ich war so wütend auf ihn. "Wie oft hast du versucht es mir zu sagen? Ein Mal?" Er runzelte die Stirn und kratzte sich am Oberarm. "Ich wollte es dir nicht verschweigen, aber allem Anschein nach  fandest du Noah selbst nicht besonders wichtig und hast ihn vergessen. Das ist nicht meine Schuld." "Das kann nicht dein Ernst sein oder?" Ich war entsetzt. "Mir vorzuwerfen ich könnte mich nicht an Noah erinnern, weil er unwichtig ist? Du denkst also, das mein gesamter vorheriger Lebensinhalt nicht besonders wichtig war, und ich ihn deshalb vergessen habe? Ist es das was du damit sagen wolltest?" Josh atmete hörbar ein und aus bevor er: "Nein, das meinte ich nicht so. Es tut mir leid", sagte. "Du hast es mir nicht gesagt weil du Noah damit eins auswischen wolltest, oder? Du wolltest ihm das Gefühl geben, unwichtig zu sein. Ihm zeigen, das du der Held bist und nicht er." Josh Antwortete nicht. Wie konnte er so grausam sein, ohne es zu merken... "Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist und im Moment ist mir das auch völlig egal, aber weißt du was mir sorgen macht?" Ich fixierte ihn mit meine Augen, doch er sah mich nicht mehr an. "Es kommt mir so vor, als wärst du besessen davon, Noah zu hassen und ihm damit das Leben schwer zu machen." "Du hast recht, Claire", sagte er trocken. "Ich hasse ihn. Aber ich habe einen ,mehr als nur guten Grund dazu. Er hat es nicht anders verdient." Mit jedem Satz den Josh sagte wurde er lauter und ganz am Ende schrie er beinahe. Und das machte mir angst. Er war so voller Wut und unbändigem Zorn. Josh hatte so laut geschrien, das es mich nicht wunderte, als eine Krankenschwester, die ich nicht kannte, mit besorgtem Blick ins Zimmer gelaufen kam und fragend im Türrahmen stehen blieb. Sie schaute verwirrt zwischen Josh und Mir hin und her. Josh, der außer sich vor Wut war, und viel zu schnell und laut aus und ein atmete, bemerkte sie nicht einmal. "Weißt du was Josh..," sagte ich während die Schwester auf ihn zugelaufen kam. Josh schaute mich an. Das erste Mal, während dieses Gesprächs. Ich bemerkte den verletzten Ausdruck in seinen Augen. Er sah nicht Wütend aus, eher erschöpft und traurig. "...sich an Zorn festzuklammern ist so, als würde man glühende Kohle in der Hand halten, weil man sie nach jemandem werfen will..." Er sah verwirrt aus, als die Schwester ihn am Arm packte. "...Man verbrennt sich nur selbst"

Lost in a Perfect NightmareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt