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Kurz bevor sich meine Lippen mit Claires treffen konnten, riss mich ein lautes Krachen aus meiner Trance. Mein Kopf fuhr blitzschnell in die Höhe. Das Gefühl der Schwerelosigkeit, das ich zuvor verspürt hatte war komplett verloren. Auch Claire blinzelte einpaar mal und hob ihren Kopf. Ich setze mich auf und suchte nach dem Grund der Unterbrechung. Und dort lag er. Jake, auf dem Boden. Seine Züge zu einer mitleidigen Grimasse verzogen. "Ich wollte wirklich nicht stören", sagte er und legte den Kopf schief zur Seite, was lustig aussah, weil er auf dem Boden lag. "Bei was auch immer das gerade werden sollte." "Hast du dir wehgetan?" fragte Claire besorgt, die mühselig auf die Beine kam und auf uns zulief. "Ne, geht schon" erwiderte er als Claire sich runter beugte und versuchte ihm aufzuhelfen. "Du solltest dein Bein nicht auch noch mit mir belasten", sagte er und kam selbst hoch. Ich beobachte die beiden, ohne ein Wort zu sagen. Zum einen war ich froh das Jake uns unterbrochen hatte. Trotzdem wollte ein anderer Teil von mir, ihn dafür verfluchen, das er so ein Tollpatsch mit schlechtem Timing war.  Ich hob leicht meinen Kopf und schaute schweigend Claire dabei zu, wie sie voller Lebensfreude neben Jake herumhüpfte, um ihm zu beweisen, das sie keine schmerzen hatte. "Die anderen haben mich geschickt, sie wollten langsam los und niemand hatte so wirklich Lust länger zu warten. Tut mir leid, das ich gestört habe", flüsterte Jake, damit Claire unser Gespräch nicht mitbekam. "Du musst nicht flüstern, sie kann uns nicht hören" Ich schob meine Hände in die Hosentaschen. Claire war voraus gelaufen und interessierte sich nicht die Bohne für uns. Sie studierte jeden einzelnen Baum, an dem wir vorbei liefen, und führte Selbstgespräche. Da blieb ihr keine Zeit, auch noch uns zuzuhören. "Dann erklär mir mal, was das werden sollte?" Ich zuckte mit den Achseln, weil ich nicht verstand worauf er hinaus wollte. Alles woran ich denken konnte war Claire. -".. Und deshalb denke ich solltest du das lassen." "Hm?", machte ich und schaute Jake fragend an. "Sorry, hab grad nicht zugehört." Er seufzte "Wir reden später darüber." Dann zeigte er auf Claire, die gerade auf Said zu rannte. "Wo wart ihr denn so lange!" rief Wally, der jetzt auch auf der Bildfläche erschien und hektisch mit den Armen rumfuchtelte. "Beim Rummel am See soll schon richtig was los sein. " Said ließ Claires sich an seinem Arm abstützen. Sie bemerkte es nicht mal richtig. "Wally, was waren das noch mal für Drogen die du ihr da aufgedrängt hast?" fragte ich und nickte mit dem Kopf in Claires Richtung.  "Nur Weed, wirklich. Das gleiche was auch wir gegessen haben." Er hob abwehrend die Hände. "Antony bringt die Sachen gerade zum Wagen. Wir sollten ihm entgegen laufen." Said wechselte das Thema um einen Streit zu vermeiden. Wally nahm dieses Ablenkungsmanöver dankend an und lief ohne auf meine Erwiderung zu warten in  Richtung des Autos. Said schob Claire mit seiner Hand auf ihrem Rücken in die gleiche Richtung und ich schloss mich den Beiden an.

Claire

Jake stieg in das Auto und Noah setze sich auf den Beifahrersitz. Schnell öffnete ich die Hintertür und setzte mich auf den weichen Ledersitz, direkt hinter Noah. "Du solltest dich anschnallen", sagte er, ohne sich die Mühe zu machen, in meine Richtung zu gucken. Dann schaltete Jake seine Musik an, so das ich nichts von dem Gespräch mitbekam, dass die beiden führten und ich fragte mich, über was die beiden Sprachen, da wickelte mich Wally bereits in das nächste Gespräch, und ich vergaß die Noah und Jake, bis der Wagen zum halten kam. Wir stiegen aus und liefen eine kleine Strecke, da sah man schon die ganzen Lichter und hörte laute Gespräche von überallher. Beeindruckt lief ich weiter und scherte mich nicht mehr groß um die Jungs. Der Rummel war wie eine große Party im Freien, direkt neben einem wunderschönen See, in dem sich die verschiedensten Farben der Neonlichter wieder spiegelten. Ich sah eine Bar, die blau leuchtete, und eine riesige Tanzfläche rund um die Bar herum, auf der aber noch kein Mensch tanzte. Weiter hinten standen einpaar Imbissbuden dahinter mehrere Toilettenhäuschen. Eine menge Bänke standen in der nähe einer großen Bühne. Auf dieser Bühne stand eine jung aussehende Frau, die es aber bei genauerem hinsehen nicht war. Sie sah Hübsch aus, und hatte eine sehr überzeugende Art an sich, während sie über ein jährliches Sommerfes sprach, das wohl dieser Rummel sein sollte. Ich merkte kaum, das ich plötzlich mitten in der Menschenmenge stand, die sich begeistert vor der Bühne versammelt hatte, und wie gebahnt ich der fremden Frau lauschte. "Na, interessiert dich die Rede der Frau vom Bürgermeister?"Ich realisierte erst Sekunden später, das mich jemand angesprochen hatte. "Hm?" machte ich und drehte mich langsam um. Dort stand der Junge vom Wald, grinsend, und mit den Händen in den Hosentaschen vergraben. "Hey!" rief ich begeistert und fiel ihm in die Arme. Er gab ein lautes "Uff" von sich, als ich in seinen Armen landete, fing dann aber an zu lachen. "Hab dich doch auch vermisst" sagte er, nachdem ich mich von ihm gelöst hatte und ihn anlächelte. "Was machst du hier?" fragte ich begeistert, nahm ihn an der Hand und führte ihn aus der Menschenmenge. "Na ja" fing er an, wurde jedoch von einer neuen, mir bekannten Stimme unterbrochen. "Claire!" Wieder drehte ich mich herum, und dieses mal war es Leyna, die auf mich zu gerannt kam. "Du musst dir echt mal ein Handy zulegen! Ich hab erst durch Noah erfahren das du den ganzen Tag mit den Idioten verbracht hast und jetzt irgendwo hier alleine herumschwirrst. Die Jungs suchen dich schon überall. Aber anscheinend bist du garnicht allein." Sie stoppte mitten in ihrem Redeschwall, musterte den Waldjungen skeptisch, und hielt ihm dann die Hand hin. "Ich bin Leyna, und du?" Sie musterte ihn unverhohlen und sah dann mich fragend an. "Dylan, freut mich dich kennenzulernen." Er schüttelte Leynas Hand und erst jetzt fiel mir auf, das ich seinen Namen noch garnicht gekannt hatte. Dylan. "Claire, sag mal, ist das ein Fleck auf dem Kleid das ich dir geschenkt habe?!!" Ich machte ein ertapptes Gesicht und Dylan fing an zu lachen. Leyna verdrehte die Augen und packte mich und Dylan am Arm. Sie hatte ihn schnell als neuen Wegbegleiter akzeptiert.


Lost in a Perfect NightmareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt