Noah
Claire lag vor mir auf dem Krankenbett und schlief tief und fest. Man hatte ihr ein Mittel gegeben, bevor ihre Wunde am Knie genäht und die neue Wunde am Kopf verbunden wurde. Wie konnte man nur so stur sein? Ihr war doch klar, dass sie es nicht alleine schaffen würde, und trotzdem musste sie sich unter Beweis stellen. Die Wunde war nicht tief gewesen, musste aber genäht werden. Die Prellung würde sich von allein heilen, solange sie das Bein eine weile nicht zu sehr belastete. Ich sah ihr dabei zu, wie sie friedlich ein und aus atmete und bemerkte die Blätter in ihrem zerzausten Haar. Was hatte sie da draußen nur getrieben? "Noah?" Zuerst dachte ich, ich würde mir ihre Stimme bloß einbilden, aber dann streckte sie ihre Hand nach mir aus und berührte mich am Arm. "Ja, ich bin hier", antwortete ich, und sie murmelte etwas unverständliches vor sich hin. Kurze Zeit wurde es wieder leise, und ich dachte, sie würde wieder schlafen. "Noah?" Ich beugte mich vor, um ihre Antwort besser verstehen zu können. "Ich will nicht allein sein", hauchte sie, die Augen immer noch geschlossen. "Du bist nicht allein, ich bin hier und ich werde auch nicht gehen, versprochen." Sie nahm meine Hand, und unsere Finger verschränkten sich ineinander. Sie murmelte wieder etwas, das ich nicht verstand, und ich drückte ihre Hand leicht zur Antwort. Daraufhin wurde ihre Atmung wieder regelmäßiger. Sie war wieder eingeschlafen.
Claire
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dachte ich, ich wäre in meinem Zimmer und alles wie immer, dann bemerkte ich das viel zu grelle Licht und schaute mich verwirrt um. Ich war nicht zuhause. Ich war in einem Krankenhauszimmer... Und da fiel es mir wieder ein. Ich war gestürzt und hatte mir den Kopf aufgeschlagen. Ich seufzte und wollte mich aufsetzen, da spürte ich etwas Schweres auf meinem Arm liegen. Es war Noah, dessen Kopf auf meinem Arm ruhte. Wie konnte er in dieser Position so fest schlafen? Ich ließ unsere Finger ineinander verflochten und rüttelte ihn langsam wach. Verschlafen blinzelte er, wurde dann jedoch von einem Schlag auf den anderen hellwach. Sein Kopf fuhr in die Luft, und ich spürte das Kribbeln in meinem Arm, als würden tausend kleine Ameisen darüber laufen. "Ich hab geschlafen?", fragte er verwirrt. "Was meinst du?", wollte ich ebenfalls verwirrt wissen, obwohl ich jedes Wort verstanden hatte. Was war so seltsam daran, das er eingeschlafen war? "Ach nichts", antwortete er. "Wie geht es dir?" "Mein Kopf fühlt sich schwer an." Noah nickte und stand auf. "Was ist gestern Nacht noch alles passiert?" Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. "Du bist hingefallen & hast dir den Kopf gestoßen, dann habe ich dich hergetragen und du wurdest am Knie genäht. Dein Kopf wurde verbunden und dann hab mich zu dir geschlichen und dafür gesorgt, dass dich keine Monster holen." Ich lächelte über seine Anspielung von damals. "Und jetzt muss ich los. Wir wollen ja nicht, dass ich erwischt werde." Ich beobachtete ihn dabei, wie er zum Fenster lief und es öffnete. "Es ist richtig warm draußen", sagte er abwesend, und dann wurde die Tür geöffnet, und Schwester Nora trat ein. "Claire", sagte sie besorgt, als sie mich sah. "Was machst du bloß immer für Sachen, Schätzchen?" Ich lächelte verlegen und zuckte mit den Schultern. "Und du Junge, was fällt dir ein hier aufzutauchen und das arme Mädchen zu belästigen?" Sie hob mahnend den Finger. "Tut mir leid, Schwester Nora", sagte er mit reuevoller Stimme und trat einen Schritt zur Seite. "Er hat mir aber wirklich sehr geholfen, Schwester Nora", verteidigte ich ihn. "Weiß ich doch," Sie lächelte ihn liebenswürdig an. "Es ist ja nicht das erste Mal." Ich runzelte verwirrt die Stirn. Gerade als ich etwas erwidern wollte, kam Noah mir dazwischen und sagte; "Okay, ich gehe dann jetzt mal. Tschüss, Schwester Nora, Tschüss, Claire." Er war so schnell verschwunden, dass ich nicht mal mehr die Zeit hatte zu blinzeln. Verwundert wandte ich mich an die Schwester. "Wie war das gemeint mit 'das war nicht das erste Mal' ?" Sie sah sich gerade mein Knie an. "Weißt du das denn garnicht, Schätzchen?" Ich schüttelte den Kopf und wartete neugierig auf mehr Einzelheiten "Damals trug der Junge dich auf dem Arm in dein Zimmer." "Hä?" Machte ich verwirrt, denn ich verstand rein gar nichts. Was meint Sie? "Joshua und der junge Mann haben dich damals gemeinsam hergebracht", erklärte sie und mein Kiefer klappte mir beinahe herunter. Noah war da gewesen? Wieso hat Josh denn nichts gesagt? "Wieso war nur Josh da, um nach mir zu sehen? Wo war Noah?" Ich dachte an den Abend, als ich wachgeworden war und dachte ein Mitarbeiter des Krankenhauses hätte mich auf dem Flur bei meiner Flucht erwischt. Das war Noah gewesen. Die Schwester tätschelte meine Hand. "Die beiden haben sich fürchterlich gestritten und dann musste einer der beiden gehen." Ich schluckte schwer, als sie sich meinem Kopf zuwandte. Immer noch schockiert starrte ich auf meine Hände. Noah wusste also die ganze Zeit über Bescheid und hatte nichts gesagt.

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Lost in a Perfect Nightmare
AcakWisst ihr wie es ist die Neue zu sein? Ganz von vorne Anzufangen und sein Altes Leben hinter sich zu lassen? Claire tut es, denn sie ist diejenigen, die ihr altes Leben hinter sich lassen muss, um neu anzufangen. Und eine Wahl hatte sie nicht .