Kapitel 70

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--- Kakashi ---

Kakashi verließ Danzous Büro und eilte davon, als müsste er sich davor retten. Als wäre dort ein Abgrund, dem er entfliehen musste. Und er hatte ein Ziel. Er musste mit ihr reden und er wusste, wo er sie finden würde. Sein Weg führte ihn aus dem Versteck heraus und den Felsen gleich daneben herauf. Noch immer stand die Sonne hoch am Himmel und niemand erwartete ihn oben. Niemand außer einem sanften, kühlen Wind, der ihm den Kopf klarte. Es schenkte ihm für einen Moment Frieden. Stumm saß er an der Kante und blickte nach Konoha herunter. Yuki war nun irgendwo dort unten. Er musste eine Weile warten, bis sie in der Gestalt einer Vierzehnjährigen mit braunen Haaren den Weg herauf kam. Sie hatte ein Buch und eine Tüte bei sich. Ihr Gesicht war nach langer Zeit hinter der Maske, einmal nicht verborgen und so sah er fast schon ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen. Sie wirkte glücklich, trotz all der Dinge, die sie in den letzten Wochen hatte ertragen müssen. Die Todesangst. Die Verletzungen. Der Abschied. Nichts an ihr ließ vermuten, das sie durch die Hölle gegangen war. Sie war einfach nur glücklich über die Mitbringsel vom Bäcker und ihr neues Buch. Als sie die Felswand erreichte, blickte sie hoch, als wusste sie das er dort war. Ihre Augen fanden seine Gestalt und für einen Moment wurde ihr Lächeln noch etwas deutlicher. Statt das Buch und die Sachen ihrer Reise wegzubringen, verstaute Yuki das Buch in ihrem Rucksack und kletterte mit der Tüte im Mund die Wand herauf. Mittlerweile war sie darin so geschickt geworden. Die letzten Meter nutzte sie sogar ihr Chakra, ehe sie mit einem Satz an Kakashis Seite landete. „Hast du was gutes gefunden?" Begrüßte er sie ruhig und sie nickte. Setzte sich an seine Seite. Ohne Furcht ließ sie ihre Beine über die Kante baumeln. Sie verwandelte sich wieder. Diesmal in eine kleinere Gestalt. Fast so alt, wie sie wirklich war. Nur ihr Gesicht und ihre Haare waren anders. „Es gab noch Bohnenbrötchen." Wieder klang dort eine Fröhlichkeit aus ihr heraus. Sie war dankbar für eine so kleine Tatsache. „Und das Buch?" Fragte er weiter, während sie eines der Brötchen aus der Tüte zog. Kurz konnte er einen Blick hinein erhaschen. Sie war über und über mit den Brötchen gefüllt. Dann reichte sie ihm eines und zog sich ihr eigenes hervor, legte die Tüte neben sich und blickte auf ihr Brötchen. Doch sie biss noch nicht hinein. „Es ist ein Roman. Ryuuichi sagte, sie heiraten am Ende." Sie sah auf und strahlte regelrecht. Sie hatte den Bibliothekar also um eine Liebesgeschichte gebeten. Es war das erste Mal, das sie sich für so etwas interessierte. Atsuko hatte einen bleibenden Eindruck bei Yuki hinterlassen. Langsam kannte Kakashi Yukis Denkweise. Die Bücher, die sie nach einem Auftrag wählte, hatten immer eine Verbindung zu dem Auftrag. Es war für sie, wie eine Erinnerung an das, was sie erlebt hatte und für einen Moment fragte er sich, warum sie sich an diese Kämpfe erinnern wollte. Doch so sehr sie nur ihre Fehler sah, bei ihren Abenteuern sah sie nur das Gute, das sie dabei erlebt hatte. Jede Qual war für sie vergessen, kaum das sie überstanden war. Auch das war eine besondere Eigenschaft. Kakashi beobachtete, wie Yuki in ihr Brötchen biss, während er seines nicht anrührte. Er musste es ihr sagen und doch fürchtete er sich davor. Nicht, das sie Angst davor hatte, sondern davor, das sie keine hatte. Er wusste sie würde es akzeptieren und ausführen, als wäre es das Leichteste auf der Welt. „Snow." Begann er zögerlich, ohne sich dieses Zögern anmerken zu lassen. Es würde sie verunsichern. Sie sah auf und dort lag Neugier in ihrem Blick. „Danzou ist von deiner Entwicklung beeindruckt. Er möchte, das du morgen einen Trainingskampf mit Sai bestreitest." Kurz drehte sich ihr Kopf etwas seitlich, weil sie die Worte nicht ganz begriff. Dann kam die Quintessenz bei ihr an und sie begann zu strahlen. „Ich werde euch nicht enttäuschen, Sensei!" Noch immer hatte Kakashi sein Brötchen nicht angerührt, während er seine freie Hand hob und sie auf ihren Kopf legte. „Das weiß ich. Sei trotzdem vorsichtig, ja?" Sie nickte eifrig. Begriff nicht, was in ihrem Sensei gerade vor sich ging. Kakashi war froh darüber. Er wollte nicht, das seine Gefühle ihre Stimmung trübte. Sie hatte sich diesen Moment von Erholung verdient. Kakashi ahnte nämlich, das sie schon bald in den nächsten Kampf geschickt wurde. „Er bat mich noch um etwas anderes. Morgen wirst du mit all deinen Fähigkeiten kämpfen. Er möchte vor allem deine Wolfsgestalt sehen." Kurz glitzerte etwas in ihren Augen. Er wusste es schon lange. Sie liebte es in ihrer Wolfsgestalt zu wechseln und mit ihr zu kämpfen. Sie hatte eine besondere Verbindung zu ihr. Etwas, das sie nicht für ihre anderen Fähigkeiten fühlte. Sie hatte schon einmal vom Wolf geredet. Etwas, das in ihr vor sich ging. Sie wirkte nie verängstigt, wenn sie davon erzählte. Sondern viel mehr glücklich. Er hätte es hinterfragen sollen, doch weil er die Vergangenheit kannte, fragte er nicht. Er fürchtete sich davor die falsche Antwort zu bekommen. Das sie wie Naruto war. Ein Dämonengeist, der in ihrem Inneren eingesperrt war und ihr seine Kräfte lieh. Sie vielleicht drohte zu übernehmen. Einzig die Tatsache, das sie diese Fähigkeit über Fingerzeichen rufen konnte, sagte ihm, das es eigentlich kein Dämonengeist sein konnte. Doch er war sich nicht sicher. Nicht sicher genug. Auch wenn die Tore in Araishima das Naturchakra angedeutet hatten. „Wenn wir aufgegessen haben, geh dich ausruhen, Snow. Du musst fit sein." Yuki zögerte keinen Moment. „Ja, Sensei." Sensei. Hatte er diesen Namen wirklich verdient?


Falling Snow - Ich beschütze dich || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt