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Im ewig gleichen Takt meines Alltags hieve ich das Tablett gegen meine Hüfte, um die schwere Tür zu seinen Gemächern zu öffnen. Was mir anfangs noch schwer fiel, geht inzwischen von leichterer Hand und es macht mir Angst, dass ich mich fast all...
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Ich habe mit dutzenden anderen auf Feldern gearbeitet, Früchte geerntet, oder auch sowas wie Baumwolle gepflückt. Die Sonne brannte auf uns nieder, auf die anderen Kinder und mich, und wir hatten nichts, um unsere Körper zu schützen, nur dünne Hemdchen und kurze Shorts, bis sich die Haut schälte und neue rosa Haut zum Vorschein kam, die wieder verbrannte. Es war furchtbar und einige wurden krank, alles war entzündet und blutete und eiterte. Schrecklich. Nachdem Sklaven schließlich komplett ausfielen, bekamen wir dicke Leinenhemden mit langen Ärmeln. Sie war weich und sauber und kühlten unsere erhitze Haut. Ich hatte noch nie so etwas Angenehmes getragen. Bis heute.
Das blaßblaue Kleid ist so weich, als würde es aus flüssiger Seide bestehen. Ärmellos hält es durch zwei Broschen aus Messing auf der Schulter. Ohne Spiegel kann man sich selbst schlecht betrachten, und dennoch hoffe ich, nicht all zu albern auszusehen, mich den anderen irgendwie anpassen. Auffallen ist das letzte, was ich will. Auffallen werde ich jedenfalls nicht durch meine Schritte. Die weichen Lederschuhe erinnern mich eher an Turnschläppchen mit der weichen Sohle und machen so gar keine Geräusche beim Gehen. Es fühlt sich eher an, als hätte ich Socken an - befremdlich, weil ich seit Monaten keine eigenen Socken mehr hatte.
In Asgard ist es recht warm und angenehm, jedenfalls jetzt während der Nacht, sodass meine Haare schon fast trocken sind, als ich sie flechte und über meine Schulter werfe um die Tattowierung zu verdecken, die meinen Hals ziert - drei dicke schwarze Balken, die längs übereinander liegen. Sie markieren mich als Sklaven dritter Ordnung. Es schaudert mich bei den Gedanken daran. Mit Sklaven dritter Ordnung darf man machen, was man will und selbst wenn man sie tötet, wird man nicht bestraft. So wurde es mir jedenfalls erklärt.
"Was... machen wir jetzt?", versuche ich vorsichtig zu fragen. Die zwei Frauen lächeln mich an. "Wir bringen dich zurück zum Prinzen. So lautete seine Anweisung."
"Und dann?"
"Das obliegt ihm.", antwortet Alanya.
Ich erschaudere erneut.
Still und leise laufen wir wieder durch den Palast. Es ist deutlich stiller geworden und der Korridor ist leer, als wir schließlich vor Lokis Tür stehen. Ich will das nicht. Ich hätte fliehen sollen, als ich hier ankam. Ich könnte jetzt fliehen, jetzt, doch...
Die Tür öffnet sich und wir treten ein. Das Zimmer ist fast zu dunkel für meine Augen, nur ein paar kleine Öl-Laternen erleuchten den Raum, vor allem den Schreibtisch.
"Hoheit.", sagen meine zwei Begleiterinnen. Sie knicksen, drehen sich um und verlassen den Raum. Lassen mich allein hier stehen. Mit ihm.
Loki sitzt an seinem Schreibtisch und hält einen Kelch in seiner Hand, schaut hinein und dreht ihn langsam hin und her.
"Komm näher."
Widerwillig trete ich näher an ihn heran. Loki betrachtet mich von Kopf bis Fuß und es unangenehm, dass er dabei schweigt. Ich bin es eigentlich gewohnt, dass man mich kommentiert, jeden Fehler an mir auflistet.