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Noch bevor ich einen Atemzug nehmen kann, stürmen Soldaten Asgards den Raum, in dem wir gefangen genommen wurden

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Noch bevor ich einen Atemzug nehmen kann, stürmen Soldaten Asgards den Raum, in dem wir gefangen genommen wurden. Chaos bricht aus. Das Schiff wankt gefährlich zur Seite und trotz meines Unwissens vermute ich, dass es bald auf die Stadt stürzen oder auseinander brechen wird.

"Raus hier!", ruft einer der Soldaten und sie greifen nach den Frauen, führen sie nacheinander aus dem Raum. Ich rappel mich hoch und kann nur mit Mühe und Not das Gleichgewicht halten. Doch schon schlingt Loki seinen Arm um meine Taille. Seine Nähe, nach dem er totgeglaubt war, lässt meine Beine schwach werden Und mein Herz stolpern.

Augenblicklich nehme ich seinen Geruch war. Und zum ersten Mal, seitdem ich entführt wurde und nur noch nach Hause wollte, merke ich, dass ich diesen Mann mehr brauche. Dass ich meine Prioritäten verschoben habe. Diesen Mann lebend zu wissen, ist mir wichtiger geworden, als meine Eltern zu sehen. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Stein im Magen und obwohl ich mich freue, dass es ihm gutgeht, dass es mir auch offensichtlich gut geht, beißt mich das schlechte Gewissen wie ein tollwütiger Hund. Ich habe meine Eltern verraten, meine Freunde und alle anderen New Yorker, die damals mit mir entführt wurden.

"Du bist verletzt." Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Mein Kleid ist mittig zerrissen, alles ab Taille abwärts ist mit meinem Blut getränkt und ich ertaste mit der Zunge meine aufgeplatzte Lippe.

"Es geht mir gut."

Loki zieht die Augenbrauen zusammen, mustert mich, als könne er mich röntgen.

"Solltest du nicht irgendwo versteckt auf mich warten?" Der eisige Unterton, gepaart mit dem finsteren Gesicht lässt Loki wie einen tragischen, grausamen Ritter aussehen, der für den Tod zahlloser Dorfbewohner verantwortlich sein könnte und trotzdem die zarte Prinzessin bekommt. Aber er ist mein Ritter und mein Herz kann sich gar nicht beruhigen, also: was soll's. Dann spiele ich eben die Prinzessin, ob nun zart oder nicht.

Das Schiff wankt bedrohlich zur Seite und ich kralle mich an Lokis Arm fest.

"Müssen wir das wirklich hier besprechen?!", rufe ich über den dröhnen Lärm hinweg, den das verfallenes Schiff von sich gibt.

"Sicher nicht."

Weiterhin mit seinem Arm um meiner Taille, und damit fest an seine Rüstung gepresst, eilen wir duch das beschädigte Schiff. Himmel, diesen langen Weg haben Nuala und Alanya mich getragen? Ich muss ihnen unbedingt danken, dass sie mich nicht zurück gelassen haben, was wohl meinen sicheren Tod bedeuted hätte.

Teilweise müssen wir über Trümmerteile klettern und ich schneide mir die Schienbeine am scharfen Metall auf, aber es ist die Mühe wert, als ich das Licht am Ende sehe. Der Geruch von Feuer steigt mir die in Nase, als wir am Ausgang stehen und Loki zuerst aus dem Schiff springt, nur um mich dann auffangen zu können. Die Löscharbeiten in der Stadt haben die Feuer zum größten Teil Einheit geboten und die Sonne steht hoch oben am Himmel. Dennoch vermisse ich ihre Wärme, die nun vollständig vom Herbst verdrängt wurde.

"Noa." Loki knurrt, als ich noch immer am Ausgang stehe und über die Stadt schaue. Es sind gut 3 Meter bis zu ihm und als Kind hatte ich immer Höhenangst, aber jetzt springe ich ohne zu zögern. Auch, weil ich darauf vertraue, dass er mich auffängt, aber auch, weil ich meine gesamten Ängste aus der Kindheit vergessen habe. Sie wurden durch die Schrecken ersetzt, die ich auf meinem langen Weg bis in Lokis Arme erlebt habe.

Dennoch ist die Landung härter als gedacht, als mein Körper gegen das harte Metall von Lokis Rüstung prallt. Ich keuche, als er mich auf die Füße stellt und sich dem Schiff zuwendet, welches sich bedrohlich und vor allem riesig auf die Stadt zuneigt. Sollte es wirklich fallen, werden wir alle unter ihm begraben!

Loki streckt seine Armen aus und ich sehe einen grünen Nebelfilm, der über das Raumschiff der Dunkelelfen gleitet und den Sturz durch lautes Knacken und Ächzten verhindert. Zu dem grünen Magieschimmer gesellt sich ein goldener und ich erkenne in der Ferne Königin Frigga, mit ausgestreckten Armen. Niemals hätte ich gedacht, dass auch sie Magie beherrschen kann!

Sie nicken sich zu, schwingen synchron mit ihren Armen aus, als würden sie Schwung holen wollen und pressen das Schiff mit hohem Druck weg von der Stadt. Der Lärm ist ohrenbetäubend und ich halte meine Arme über den Kopf, schütze mich und gehe in die Hocke. Trümmerteile fallen ab, landen im Meer, aber das meiste fliegt zusammen mit dem Schiff weit in das Universum.

Die Asen jubeln, aber ich hocke noch immer hinter Loki. Das Adrenalin versiegt aus meinem Körper, der zu zittern anfängt. Mein Herz klopft mir gehen die Rippen und Müdigkeit drescht auf mich ein. Ich plumpse auf meinen Hintern, als meine Neine nachgeben und mein Sichtfeld sich verdunkelt.

Nicht ohnmächtig werden, jetzt nicht ohnmächtig werden!, sage ich in meinem Geist, wie ein Mantra, aber es hilft kein Bisschen; alles wird schwarz.

...

Blinzelnd öffne ich meine Augen und starre an eine mir unbekannte Decke. Ich bin definitiv nicht in Lokis Zimmer und schon gar nicht in meinem. Obwohl ich mich aufrichten möchte, tue ich es nicht. Ich bin im Palast, ich erkenne den Stein der Mauern, die Verzierungen an der Decke und die Sonnenstrahlen, die links von mir durch das offene Fenster fallen; ich drehe meinen Kopf in das Licht, um meine Haut wärmen zu lassen. Das ist alles, was ich im Dämmerschlaf will: Frieden und Wärme auf meiner Haut.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht, weil ich immer wieder einschlafe, aber es dauert, bis mein Geist zurück kommt und die Umgebung wahrnimmt.

Ganz offensichtlich bin ich auf einer Art Krankenstation. Sie Geräusche von leisen Gesprächen, Stöhnen und das Geklapper von Gegenständen holt mich schließlich vollends zurück. Mit auf den Unterarm gestützten Oberkörper spähe ich durch den großen Raum. Bett an Bett stehen hier und beherbergen Asen. Soldaten, Frauen, Männer und Kinder liegen hier. Einige sind schwer verletzt, andere kaum. Aber die meisten schlafen.

Ich schaue an mir herunter, aber das Kleid, welches mehr rot als blau war, ist weg. Stattdessen trage ich eines dieser totschicken weißen Nachthemdchen. Mit einer Hand fahre ich über den Stoff und taste nach meinem Bauch. Der Bauch, der aufgeschlitzt und später zusammengenäht wurde. Der Bauch, dessen Nähte rissen und dann durch kalte, eisige Magie wieder zusammen geflickt wurde. Was mache ich hier eigentlich? Ich bin weder verletzt, noch krank.

Mit Schwung schlage ich meine Bettdecke zurück und rutsche aus dem Bett. Der Sandsteinboden unter meinen nackten Füßen fühlt sich kalt an, obwohl die Sonne darauf scheint. Ich brauche meine Schuhe. Und ich brauche definitiv meine Kleidung.

Leise schleiche ich mich aus dem Zimmer.

Loki | NoaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt