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Ich dämmere in einen leichten Schlaf, als sich mein Herz langsam beruhigt

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Ich dämmere in einen leichten Schlaf, als sich mein Herz langsam beruhigt. Lokis Körperwärme zieht so tief an mir, dass ich meine Augen gar nicht mehr offen halten kann. Mit sanften Händen schiebt er meinen Oberkörper vorsichtig nach hinten und streift meine schlappen Arme von seinen Schulter. Ich blinzel bei der Berührung, als er die provisorischen Fesseln von mir löst.

"Es tut mir leid.", flüstert er, während er meine Handgelenke sanft massiert.

"Was denn?", hauche ich müde.

"Die Fesseln.", sagt er mit belegter Stimme. "Du warst in Fesseln, als ich dich fand. Ich habe nicht nachgedacht."

Ich auch nicht.

Ich zucke mit den Schultern, will gar nicht darüber sprechen, was alles passiert ist, bevor ich ihn fand.

"In Grunde genommen," ich unterdrücke ein Gähnen, "bin ich in dich reingelaufen. Also habe ich dich gefunden."

Es gibt ein schmatzendes Geräusch, als ich aufstehe und das Kleid mir zu den Knöcheln fällt. Mit müden Fingern befestige ich die Spangen an meinem Schultern.

Loki schaut mich an und sein Blick ist... resigniert, bis er schließlich seufzt und sich seine Hose zuknöpft.

"Noa." Seine Hände umfassen mein Gesicht. "Wenn ich morgen weg bin, handel dir bitte keinen Ärger ein. Bleibt am besten hier."

Was soll das?

"Und, Noa," ein Schatten huscht über sein Gesicht und lässt es härter als vorher aussehen. "Sollte hier irgendetwas passieren, solltet ihr angegriffen werden, sei nicht mutig."

"Ein Angriff?" Die Luft entweicht aus meinen Lungen.

"Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme und es verbleiben genügend asische Soldaten hier. Aber ich will nicht, dass du kämpft. Hast du mich verstanden? Ich weiß, dass du mutig bist, aber du sollst dich, verdammt noch mal, verstecken."

Ein Schauer fährt mir dem Rücken hinab. Und instinktiv greife ich nach meiner Schleuder, die in der verstecken Tasche meines Kleides liegt. Loki folgt meinem Blick, seine Arme lassen von meinem Gesicht ab und er fährt mit seiner Hand meinem Arm entlang, bis zu meiner Hand, die die Schleuder fester umschließt.

"Versprich es mir."

Mit großen Schritten geht er zu der Stelle neben der Tür, an der mich genommen hat, greift nach dem Dolch und zieht ihn mit einer Leichtigkeit aus der Wand, als wäre sie Butter.

"Nimm ihn.", sagt er und hält ihn mir hin. Der Griff ist schwarz mit grünen Akzenten und der Dolch an sich lang und spitz. Ich greife danach und er fühlt sich leichter an, als ich dachte. Mit dem Zeigefinger fahre ich über das glatte Metall und die Klinge scheint unter meiner Berührung zu summen.

"Er ist magisch." Loki streckt seine Hand danach aus, berührt den Dolch aber nicht. Dann Summen nimmt zu und meine Fingerspitzen prickeln, als würden sie gleich einschlafen. "Er erkennt Magie."

"Ich spüre es." Meine Augen schauen in seine und ich kann die grünen Sprenkel seiner Iriden sehen. Vor Monaten wäre ich von ihm zurück gewichen. Okay, vielleicht doch nicht, dafür bin ich viel zu stur. Aber ich hätte vor ihm zurück weichen sollen. Uns jetzt verzerrt sich jede Faser nach diesem Mann, dass es fast wehtut.

"Du weißt, dass du dich verstecken sollst richtig?" Ich nicke kaum merklich. "Und ich weiß, dass du nicht auf mich hören wirst. Also nimm ihn. Er hat mehr..." Loki stockt und scheint nach dem richtigen Wort u suchen, "Aussagekraft als deine Schleuder."

Er dreht seine Hand und grüne Magielichter umwabern seine Haut, als er etwas erschafft und mir schließlich ein Lederfutteral hinhält. "Er ist für den Oberschenkel. Dann hast du ihn immer bei dir."

Noch bevor ich ihn antworten kann, klopft es an der Tür und ich weiche von Loki zurück.

Erneut tritt ein Trupp von Bediensteten herein, die zuerst eine Büste und dann die Rüstung bringen, die mich nun auch visuell daran erinnert, dass er morgen in den Krieg ziehen wird. Ein Knoten bildet sich bei dem Gedanken in meinem Magen.

Die Dienerschaft verneigt sich kurz, bevor sie sich zurückziehen.

Das einst blanke und makellose Metall ist zerkratzt und stumpf. Stoffe und Leder wurden größtenteils ausgetauscht und dennoch spiegelt sich die Brutalität wider, den diese Rüstung bereits erlebt hat.

Barfuß husche ich über den ungewöhnlich warmen Steinboden, der einen harten Kontrast zu dem kühlen Herbstwind, der mir vor wenigen Momenten um den Nacken gewehrt ist, bildet. Mit ausgestreckten Finger fahre ich eine der tiefsten Rillen entlang, die zweifelsohne von einem Schwert hinterlassen wurde. Sie waren ihm so dicht, so dicht, dass er hätte sterben können, wenn ihm diese Rüstung nicht geschützt hätte.

"Du... kannst sterben?" Fragend drehe ich mich zu ihm um. Loki steht noch immer an der gleichen Stelle. "Natürlich."

"Aber du bist ein Gott."

"Ich glaube, wir haben eine andere Definition von Gottheiten in Asgard, als ihr auf Midgard. Wir werden geboren, wir leben und sterben. Wenn man uns sticht bluten wir. Und wenn man dies mit einem Schwert macht, sterben wir."

Ich weiß nicht, ob mir diese Antwort gefällt.

Musik und Stimmen hallen von der Stadt bis hier hoch auf Lokis Balkon. Asgard feiert und verbringt die letzten Stunden zusammen, aber mir ist nicht zum Feiern zumute.

"Wir sollten schlafen.", sage ich schließlich und Loki nickt. Die Ausgelassenheit, die wir für einen kurzen Moment teilten, ist weg, zurück bleibt lediglich die Schwere des bevorstehenden Krieges.

"Schlaf bei mir." Lokis Worte sind sanft und passen gar nicht zu seinem harten Blick; ich nicke, ziehe mich in meinem Zimmer um und schlüpfe dann zu ihm unter die Decke.

In dieser Nacht liegen wir nebeneinander, er schmiegt sich an meinem Rücken, hält mich mit seinem Armen und sein gleichmäßiger Atem ist mir so vertraut, als hätte ich nie woanders geschlafen.

*
Es ist Vormittag, als sich sie Soldaten Asgards vor dem Palast versammelt haben. Mir tun meine Hände weh, als ich vom Balkon hinunter schaue und sie mir massiere. Die Lederriemen an Lokis Rüstung waren fest und schwer und ich musste meine gesamte Kraft aufwenden, um sie alle schließen zu können. Er wollte jemanden rufen lassen, der ihm hilft, aber ich hatte darauf bestanden, es allein zu machen - das ist meine Aufgabe.

Nun steht er unten, vor dem Soldaten, neben Odin und Thor und sie werden von Königin Frigga verabschiedet. Stadtbewohner, Zofen und andere Frauen jubeln und rufen, schwenken Fahnen, als sich der Trupp langsam im Bewegung setzt. Die Traurigkeit hat einen dicken Kloß gebildet, den ich zwanghaft runterzuschlucken versuche, als Loki ein letztes Mal nach oben schaut und sich unsere Blicke treffen.

Ich fühle mich klein und schwach und gar nicht mutig, als der magische Strahl die gesamte Truppe von Asgard wegbringt und wir allein zurück gelassen werden. Selbst der Dolch, welcher im Futteral steckt und sich fest an meinen Schenkel schmiegt, kann das Gefühl der Hilflosigkeit nicht verdrängen.

Loki | NoaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt