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An dem Tag, als Asgards Armee ging, wurde meine Garderobe gewechselt

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An dem Tag, als Asgards Armee ging, wurde meine Garderobe gewechselt. Stumme Diener kamen, brachten meine feinen, fließende Kleider weg und brachten neue. Das gleiche Lichtblau, aber fester im Stoff, mehrere Lagen sowie lange Ärmel. Auch Nuala und Alanya tragen sie inzwischen auch. Der Wind frischt weiter auf und die Blätter an den Bäumen verfärben sich langsam golden, was die Stadt noch goldiger macht, als eh schon - kaum zu glauben.

Seit zwei Tagen sind wir schon alleine, und alle machen einfach weiter, wenn auch nicht so streng wie vorher, weil kaum jemand da ist, für den wir arbeiten, sodass wir die meisten Tage vertrödeln. Es ist später Nachmittag, als Nuala und ich auf den Stufen zum Trainingsplatz sitzen, der geisterhaft leer ist, und ich bin dankbar für das dickere Kleid mit dem langen Ärmeln. Denn obwohl die Sonne scheint, hat sie an Kraft verloren und wärmt unsere Haut mit nur halber Kraft. Nuala seufzt leise. Es vergeht noch einige Zeit, in der wir schweigend sitzen, bis Alanya mit einem kleinen Tablett erscheint. Sie hat Tee und etwas Gebäck aus der Küche geholt und setzt sich zu uns. Seit Tagen habe ich Keto gemieden. Offensichtlich bin ich nicht bereit für eine Konfrontation.

"Mir ist langweilig.", seufzt Nuala erneut und Alanya gähnt leise. Die Langeweile ist wirklich erdrückend, wenn ich nicht ständig an den Krieg denken würde, der irgendwo ist. An die Schlacht, die geschlagen werden muss, an verletzte oder tote Soldaten. An Loki, der verletzt sein könnte, oder.. Nein, daran denke ich nicht!

Alanya reicht uns die Teetassen und ich setzte sie gerade an meine Lippen, als ein Donnergrollen die Erde beben lässt. Ich erstarre sofort und reiße meine Augen auf.

"Was war denn das?", haucht Alanya und sie schaut uns fragend an.

"Ich weiß..", will gerade Nuala antworten, als es erneut grollt und wir aufspringen. Wolken ziehen auf und der Himmel wird grau. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, setzt aber aus, als ich den ersten Schrei höre.

Nuala schlägt sich die Hand vor den Mund, als weitere Schreie aus der Stadt kommen.

"Kommt!", sage ich. "Wir müssen reingehen!"

Wir eilen durch den Palast, uns kommen weitere Bedienstete entgegen, sie laufen durcheinander, aber ich habe nur ein Ziel: Lokis Zimmer. Es ist hoch genug, um einen Überblick auf die Stadt zu haben. Völlig außer Atmen stürmen wir sein Zimmer und eilen direkt auf den Balkon.

Ich kann gar nicht ausmachen, was überhaupt los ist. Asische Soldaten stürmen durch die Gassen tief unter uns. Schreie hallen bis hier hoch und meine Lungen brennen, als ich die Luft scharf einsauge. Was ist da los? suchend blicke ich in jeden Winkel der Stadt, aber ich sehe nur Asen, die chaotisch umherlaufen.

"Seht ihr was?", frage Nuala, die Arme auf die Brüstung gestützt und den Oberkörber nach vorne gebeugt; im Augenwinkel sehe ich, wie Alanya den Kopf schüttelt.

"Was ist da los?", murmel ich leise vor mich hin, bis meine Augen an etwas hängen bleiben. Es ist sehr schwer zu fixieren, und nicht wirklich ein 'Etwas'. "Da!" Mit ausgestrecktem Arm zeigee ich darauf, was eher ein Schimmern ist, wie von Sommerhitze hervorgerufen. Nur, das wir kein Sommer haben und heiß ist es schon gar nicht.

"Wo?", frage Nuala und versucht zu sehen, was ich sehe.

"Dort, das Flimmern. Es muss... riesig sein!" Mit zusammen gekniffenen Augen folge ich den Umrissen, die bis in den Himmel reichen und wage es nicht, zu blinzeln, aus Angst, dieses Ding erneut zu verlieren. Aber das muss ich auch nicht mehr, denn dieses Ding öffnet sein scheinbares Schutzschild und zeigt sich in ganzer Pracht - ein riesiges Schiff!

"Nein!" Alanya weicht zurück, als sich Luken öffnen und sich Soldatan abseilen lassen und in der Stadt unter uns langen. Und ich kenne sie, denn ich habe selbst gegen einen gekämpft und ihn getötet: Dunkelelfen.

"Wie können sie hier sein, wenn Odins Armee gegen sie kämpft?" Furcht spielt sich in ihren Augen wider. Aber es kann nur eins heißen: Die Asen haben verloren. Ein Knoten bildet sich in meinem Magen, schnürt mir die Luft zum Atmen ab und ich taste nach Lokis Dolch. Loki. Der nicht mehr lebt. Trauer breitet sich aus und lähmt alles an mir.

'Sei nicht mutig, sondern versteck dich.'

"Jete.." Nuala weint. Sie scheint zu dem gleichen Schluss gekommen zu sein.

"Wir müssen uns verstecken.", keuche ich atmenlos, und schüttel meine Trauer ab. Die Sonne verdunkelt sich, weil das sich Schiff dem Palast nähert und weitere Dunkelelfen sich auf Balkone über uns abseilen. Schreie hallen durch den Palast und jetzt bin ich panisch. Ich greife nach meinen Freundinnen und eile durch Lokis Zimmer. Von den oberen Etagen hallen Kampgeräusche, Dinge werden umgeworfen und ich weiß nicht, was ich tun soll. In den Schrank? In mein Zimmer? Zurück auf den Flur? Der Dienstbotengang!  Ich greife nach Nuala oder Alnaya, keine Ahnung, irgendjemanden bekomme ich zu packen und reiße ihm mit. In der anderen Hand halte ich meinen Dolch und er summt magisch auf meiner Haut.

"Wir bleiben zusammen!" raune ich die beiden an, ohne mich nach ihnen umzudrehen. Doch bevor ich die Tür öffnen kann, um einen Blick auf den Flur zu werfen, landet jemand stampfend auf Lokis Balkon. Alanya schreit auf.

Mit dem Dolch weit vor mir gestreckt wirbel ich herum und schaue in die gleichen schwarzen Augenhöhen, wie schon vor Monaten. Der Dunkelelf trägt ein Langschwert ins einer Hand und kommt mit großen Schritten auf uns zu.

Sei nicht mutig, hat Loki gesagt. Aber wie kann ich jetzt nicht mutig sein, wenn es doch das letzte ist, was ich sein kann.

Das ist mein Ende, aber wenigstens sterbe ich, indem ich meine Freundinnen verteidige. Ich sterbe nicht kampflos. Irgendwie habe ich mir vorgestellt, dass mein Tod graumsam sein wird. Das es demütigend ist, das ich kraftlos irgendwo zu Tode geprügelt werde oder an einem Baum gebunden ausgeweidet werde. Niemals hätte ich gedacht, dass ich sterbe, und dabei mutig bin, weil ich verteidige was mir wichtig ist.

"Auf den Flur!", brülle ich, doch der Dunkelelf ist schneller und schwingt sein Schwert. Mit meinem Dolch, ob nun magisch, oder nicht, habe ich nicht einmal den Hauch einer Chance. Also werfe ich ihn und treffe den Elf an der Schulter - wo der Dolch an der Rüstung abprallt. Nuala schreit und Alanya weint. Das Langschwert trifft zielsicher.

Und der Schmerz verdrängt meine Gedanken und alles, was ich wirklich darüber bemerke, ist, wie kalt mir ist und wie schwer es ist, zu atmen. Meine Gedanken schweifen ab und meine Augen schließen sich.

Das ist das Ende.

Ich fühle, wie der Tod in meine Knochen kriecht. Hier im Palast sammeln sich die Asen und kämpfen um ihr Leben. Das tue ich nicht. Ich gebe auf.

Loki | NoaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt