Männer halt...

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Das sanfte Auf und Ab eines weichen, wiegenden Schrittes lullte mich in einen leichten Schlaf und so bekam ich nur am Rande mit, wie ein weiterer Mann sich uns anschloss.
„Was ist mit der Kleinen?"
Türkischer Akzent?
Oh, vielleicht war es Lichtschaltertyp!!! Ich mochte sein Lächeln... es war eine Mischung aus Sexy und süß.
Na, ganz toll...
Anscheinend kam meine Libido in Schwung, wenn ich völlig erledigt war. Bislang war ich eher asexuell gewesen, doch wie es aussah waren Kerle in größerer Ansammlung toxisch.
„Unsere little one geht es nicht so gut. Ich wollte sie gerade zu Luke bringen."
Lichtschaltertyp streichelte mir über die Wange und ich brummelte leise vor mich hin. Das tiefe Lachen zweier Männer erfüllte die Luft um uns.
„Das ist also der Grund, warum unsere Gruppe nicht bei der Suche mit dabei ist!" sagte der niedliche Türke.
„Hmhm..." summte Seb und dann ging es eine Treppe hinauf.
„Is keine Suche... Männer jagen, suchen nicht..." maulte ich schläfrig und dann traf ein Hauch warme Luft auf uns, als sich eine weitere Tür öffnete und eine bekannte Stimme erstaunt sagte: „Sophie? Verdammt, wo habt ihr sie gefunden? Schnell, leg sie hier auf die Liege!"
Ich wurde abgelegt und Seb strich mir kurz durch die wirren blonden Haare.
„Hey, little one... Are you still with us?"

Seufzend verabschiedete ich mich aus der süßen Wolke der Schläfrigkeit und öffnete meine Augen. Drei Männer sahen auf mich herunter und nur bei einem zeigte sich dabei kein sexuelles Interesse.
Luke lächelte und schüttelte aber dann mit einem tadelnden Ausdruck im Gesicht den Kopf.
„Soph... was sollte der Blödsinn? Durch die Klappe im Dach abzuhauen, Schätzchen... das war wirklich leichtsinnig! Aber, da du jetzt nun mal hier bist... Rate mal, was ich jetzt gerne mit dir machen möchte?!"
Och, nööö... echt jetzt?
Wollte mich der Doc tatsächlich untersuchen? Also, darauf hatte ich erstens, keinen Bock und zweitens, keine Zeit!
Finster dreinblickend versuchte ich mich von der Liege zu wälzen, doch Seb schüttelte ernst den Kopf und schnalzte tadelnd mit der Zunge.
„Tststs... be a good girl... lass den Doktor nachschauen, sonst gibt er keine Ruhe! Please, sweetheart?!"
Dreck!
Anscheinend beherrschte der Winter Soldier den Dackelblick.
Wenn Camis Hunde mich so anschauten, hatte ich ihnen direkt die Hälfte meines Essens gesponsert, ein Trick, den diese diebischen Pelzträger sehr schnell rausgehabt hatten.
„Na, schön..." grummelte ich und ließ mich wieder zurücksinken.
Zufrieden nickte Sebastian und machte mit den Worten „Good girl!" Luke Platz, der bereits das Ultraschallgerät heranrollte.
Grinsend schob der Arzt mein Shirt hoch und Lichtschaltertyp zog scharf die Luft ein!
„Holy crap! Kleines, was ist da passiert?" fragte er geschockt. Luke gab Ultraschallgel auf das Hämatom und murmelte, während er den Schallkopf behutsam darüber hin und her bewegte: „Das würde mich auch sehr interessieren!"
Ich atmete tief ein und antwortete: „Vor zwei Nächten sind wir von einer Bärenhorde angegriffen worden.. eins der Drecksviecher hat sich von hinten an meine Freundin herangeschlichen und ich bin ihm dann auf den Rücken gesprungen. Ein paar Messerstiche später ist der Bär umgefallen und ich bin auf einem Stein gelandet."
„Hm..." Nachdem Luke den Monitor noch einige Herzschläge lang scharf angesehen hat, griff er neben das Gerät und nahm ein sauberes Tuch, um mir damit behutsam den Bauch abzuwischen.
„Du hattest Glück, Kleines. Keine innere Verletzungen.. und für das Hämatom gebe ich dir eine Salbe, damit es schneller abheilt.
So... nun zum Bärenangriff! Eine Horde? Wie weit entfernt? Und wo ist deine Freundin? War das Penicillin für sie? Hat ein Bär sie verletzt?"
Ich blinzelte unter dem Bombardement von Fragen und versuchte mich auf den Arzt zu konzentrieren.
„Äh.." bekam ich recht überzeugend raus, vermutlich auch, weil sich die Tür just erneut öffnete und Henry eintrat.
„Jo, Luke... what i wanted to.. Little one? What happend?"
Besorgt eilte nun auch er auf mich zu und ich stöhnte gequält auf. Luke lachte, schnippte dann mit seinen Fingern vor meinen Augen und sagte: „Sophie... hier spielt die Musik. Wir waren bei der Horde... wo war das und was ist mit deiner Freundin passiert?"
Cami...
Scheiße!
Wie konnte ich sie nur vergessen!
Ich war die schrecklichste Person der Welt!
Leise vor mich hinfluchend hüpfte ich von der Liege und kippte im selben Moment nach vorne.
Wupsi!!
Akuter Wassermangel! Mir war so verteufelt schwindelig.
„Das reicht," sagte Lichtschaltertyp, hob mich unter den Achseln hoch und verfrachtete mich zurück, während Luke einen Infusionsständer aufbaute. Als er mit der Nadel kam, war ich drauf und dran so richtig agro zu werden.
„Steck das Ding in mich und ich beiße dir die Finger ab!!!" fauchte ich, schnappte mir die Tube Ultraschallgel und warf sie drohend in seine Richtung. Seb fing das Ding ab und legte es mit einer hochgezogener Augenbraue außer Reichweite.
„Jetzt sei vernünftig, Sophie! Das ist eine Kochsalzlösung, um deinen Flüssigkeitshaushalt wieder auf Zack zu bringen. Arm her! Los!"
Ich blinzelte erneut und gehorchte. Wer hätte das gedacht, dass der ruhige, sanfte, schwule Arzt eine so dominante Ader hatte!
Zufrieden nickte Luke und desinfizierte meine Armbeuge. Ich drehte den Kopf um nicht sehen zu müssen, wie die Nadel in meine Haut einstach - das war immer schon das schlimmste für mich gewesen! Ich hatte nie Angst vor Blut oder auch eigentlich nicht vor Nadeln... aber ich konnte den Einstich einfach nicht ertragen, ohne das mir blümerant wurde.

„Sophie? Die Bären? Deine Freundin?" fragte Seb ruhig und lehnte sich gegen die Wand.
Richtig...
„Wir sind nach dem Angriff etwa eine Stunde galoppiert... und weitere drei im Trab und zwei im Schritt... das neue Bären-Territorium hatten wir nach dem Galopp hinter uns, also solltet ihr sicher sein.."
Henry nickte langsam und fragte: „Könntest du es auf einer Karte zeigen?"
Ich schüttelte den Kopf.
Nope!
Kartenlesens war definitiv keine meiner Fähigkeiten. Ich wusste ja noch nicht mal, wo genau ich hier war!
„Deine Freundin?" fragte der niedliche Türke mit dem strahlenden Lächeln.
„Ihr Name ist Camelia, aber nennt sie niemals so! Dann bekommt ihr einen Todesblick ab, der tatsächlich auch funktioniert. Sie bevorzugt Cami oder Cam... sie ist unsere Jägerin und echt gut mit dem Bogen... sie hat zwei Hunde, wahre Riesen und ist gestern beim Fischen von einer alten Reuse gefallen und hat sich einen rostigen Nagel in den Arm gerammt. Ich hab die Wunde mit gekochten Wasser und einem Sud aus Knoblauch, Salbei und Kamille ausgewaschen. Aber es hat sich trotzdem entzündet und sie hat eine Blutvergiftung bekommen und dann musste ich in die Stadt und als ich zurück war, war sie verschwunden und ... und alle unsere Sachen, die beiden Hunde und.. meine anderen beiden Hengste und die Stuten wurden abgeschlachtet..."
Ich wurde immer schneller, während ich ihnen die Ereignisse der letzten Tage entgegen schleuderte und zum Schluss heulte ich wie ein Schlosshund, der unfreiwillig auf Diät gesetzt worden war.
Alle vier Männer waren sofort bei mir und Henry zog mich an seine Brust.
„Alles wird gut, Kleines... wir werden dir helfen, deine Freundin zu finden! Aber erst päppeln wir dich wieder auf..."

Das VirusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt