Die Jagd

56 4 2
                                    

"Du bist aber früh wach." lächelt mich Hanseok an, als er am nächsten Morgen runter kommt und sich an die Küchentheke setzt. "Ich habe gar nicht erst geschlafen. Der Anruf hat zu sehr aufgewühlt." antworte ich ziemlich übermüdet und warte wieder drauf, dass er es runter spielt. Doch zu meiner Überraschung tut er es nicht. "Hanseo und ich wollen heute Jagen gehen und zu unserer Ferienhütte am Wald fahren. Hast du zufällig Lust mitzukommen? Etwas raus aus der Stadt würde dir sicher gut tun." lächelt er, steht auf und kommt auf die andere Seite der Theke wo ich stehe. Er zieht mich in seine Arme und küsst meine Stirn. "Das klingt wundervoll. Sehr gerne." lächle ich ihn an und schlinge meine Arme um ihn. "Dann pack ein paar Sachen. Wir fahren gegen Mittag." erklärt er und küsst mich nochmal.

Es fühlt sich so gut an, mal aus der Stadt raus zu sein und wirklich nur die Vögel zu hören. Keine nervigen Autos, kein huben, kein schreien und vor allem kein Empfang. Nach dem ich mir entspannt die Blockhütte angesehen habe und wir unsere Sachen in unsere Zimmer geschafft haben, gehen Hanseok und Hanseo auch schon mit zwei Jagdgewehren los. "Wir sind gegen Abend wieder das. Mach es dir bequem, entspann dich etwas, genieße die Ruhe." flüstert Hanseok, als er auf mich zu kommt um sich bei mir zu verabschieden. "Baut aber keine scheiße. Ich brauche dich im ganzen." "Wenn Hanseo sich benimmt, bauen wir keine scheiße. Stimmts kleiner Bruder?" fragt er ihn über meinen Kopf hinweg. "Natürlich. Keine Sorge, Soojin." bestätigt mir Hanseo nochmal. Mit unwohlem Gefühl nicke ich nur zustimmend und lasse die zwei ziehen. 

Mit einem guten Buch und was kalten zu Trinke, lege ich mich draußen auf eine Liege in der Sonne und genieße es in vollen Zügen, dass ich wirklich mal Zeit für mich habe. Immer wieder höre ich aus der Ferne ein paar Schüsse, was mir immer wieder ein Schauer über den Rücken jagt, weil ich weiß, dass Hanseok gerade mit einer Waffe herum spielt und ich weiß, dass er schon mehr als einmal gesagt hat, dass er Hanseo töten will. Jetzt wär die perfekte Gelegenheit dafür. Doch ich versuche den Gedanken abzuschütteln und mich nur auf das Buch zu konzentrieren. Jedoch hält diese Ruhe nicht ewig als ich an mir ein Krankenwagen vorbei fährt. 

"Hanseok." flüstere ich sofort und renne dem Krankenwagen hinter her. Als ich angekommen bin, sehe ich wie sie Hanseok auf eine Trage legen. Sofort renne ich auf ihn zu und merke wie er bewusstlos ist und Blut aus seiner Seite tritt. Hanseo, was ist passiert?" frage ich ihn, als ich ihn am Rand stehen sehe. Er schaut vollkommen benebelt und schockiert, als könnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen können. "Hanseo, ich habe dich etwas gefragt. Was. Ist. Passiert?" frage ich mit Nachdruck. "E...Es war ein Unfall." stottert er nur geistesabwesend und mir ist klar, dass ich aus ihm nicht rausbekomme. Sofort renne ich wieder auf den Krankenwagen zu. "Darf ich mitfahren? Ich bin seine Freundin." "Steigen Sie ein." sagt einer der Sanitäter und ich setze mich neben ihm. Ihn so zu sehen, zerreißt mir das Her und ich ergreife seine Hand. 

Als er in die Notaufnahme gebracht wird, fühlt es sich wie Ewigkeiten an, bis einer der Ärzte zu mir kommt und sagt, ich darf zu ihm. In der Zeit ist auch Hanseo dazu gekommen, doch ich habe mehr Freude als er, als gesagt wurde, ich darf zu ihm. Sofort renne ich in sein Zimmer wo er an mehreren Geräten in seinem Bett liegt und an die Decke starrt. "Hanseok." flüstere ich und gehe auf ihn zu. "Da ist ja mein Stern." lächelt er noch etwas benebelt und streckt seine Hand nach mir aus. Ich ergreife sie und setze mich an seine Bettkante. "Was ist passiert?" frage ich ihn und streichle seine Hand. "Hanseo hat mich angeschossen, dieser kleine Bastard. Ich weiß nur noch nicht ob mit Absicht oder Ausversehen." nuschelt er und sieht aus dem Fenster. Mir wird klar, dass das Vertrauen zwischen den beiden jetzt offiziell vorbei ist. 

Two FaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt