Kapitel II

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Dante

Meine Gesichtsmuskeln waren wie versteinert und auch mein Körper bewegte sich keinen Millimeter.
Meine Präsenz überschattete die von Ivan um ein weites, sodass ich meine Stimme nicht benutzen musste.
Er würde meinen Standpunkt auch so verstehen, was ich von seinem jedoch nicht sagen konnte.
Der Sturm in seinem Kopf ließ keinen klaren Gedanken zu und ich musste die Arbeit für uns beide übernehmen.
"Dann sag mir was ich machen soll! Gib mir einen Ausweg und wenn du keinen hast, dann halt die Klappe und lass mich meine Frau retten." Ivans Stimme triefte nur so vor Verzweiflung und das selbe Gefühl spielte sich in meinem Inneren wieder, jedoch hatte ich keine andere Wahl.
Wir mussten es auf meine Weise tun, wenn wir nicht in noch schlimmere Verhältnisse abrutschen wollten.

"Jetzt hör mir gut zu. Ich bin im Gegensatz zu dir ein Don und habe die Macht und die Stellung eine Entscheidung zu treffen." Ich hielt die Stimme ruhig und gleichmäßig, auch wenn ich langsam die Geduld verlor.
Wie konnte er etwas so offensichtliches nicht erkennen? Ich wusste, dass die Suche nach Isabella uns alle fordern wird und, dass Ivan noch zu einem Problem werden würde. Er war nur ein paar Jahre jünger als ich, jedoch reicht das bereits aus, um unterschiedliche Ansichten zu haben.

Ivan reagierte wie ein Anfänger, den man in die Ecke getrieben hatte, viel zu impulsiv und unbedacht.
Er war bereit ins offene Feuer zu laufen!
Was er dabei jedoch außer Acht ließ, war die Tatsache, dass er uns dabei alle mit hinein zog.
Wenn es nur um mich gehen würde, dann hätte ich keinen weiteren Gedanken verschwendet und wäre als erster in die Flammen gesprungen, doch ich habe eine Stellung in dieser Welt und eine Verantwortung für das Leben anderer zu tragen, die er bis jetzt nicht innehatte.

"Entweder du beugst dich meinen Anweisungen, oder aber du holst dir deine Stellung als Boss der russischen Mafia und befiehlst deine eigenen Männer. Anderseits bist du nur mein Schwanger und nicht berechtigt mir ein Ultimatum zu stellen." Meine Geduld neigte sich langsam dem Ende zu und ich verlor die Lust an dieser Diskussion. Wenn er die einzelnen Umstände selbst nicht erkennen konnte, dann brachte ihm meine Erklärung auch nichts. Dies war auch der Grund, wieso ich meine Position als Argument nutzte.

"Don, das ich nicht lache. Was für ein Don bist du, wenn du es nicht einmal schaffst deine Schwester zu befreien." Das hätte er nicht sagen sollen! Meine Wut erreichte einen Punkt, an dem ich mich nicht mehr zügeln konnte. Wer war er, dass er mich belehrte! Und dann auch noch das Verschwinden meiner Schwester ausnutzt!
Anstatt an meine zu denken, sollte er auch mal einen Gedanken an seine Schwester verschwenden!

"Ein Don, der seine Frau und sein Kind beschützt!" Meine Stimme zitterte und ich ballte meine Hände zu Fäusten.
Wenn er die Situation jetzt immer noch nicht begriffen hatte, dann würde ich Gewalt anwenden und es ihm einprügeln.
Er liefert meine Frau ans Messer und merkt es nicht einmal!!

Gerade, als ich erneut zu sprechen ansetzen wollte, hörte ich ein Geräusch, sodass ich in meiner Bewegung innehielt. Es klang wie das Parkett im Flur vor meinem Büro. Mein Kopf drehte sich augenblicklich in die Richtung meiner Tür und zu meinem erstaunen stand diese einen Spalt breit offen.
"Was soll das heißen, du beschützt Anas.." Weiter kam Ivan nicht, denn ich brachte ihn mit meinem Blick zum Schweigen.
Ohne ein Geräusch von mir zu geben, ging ich zu der Zimmertür herüber. Mit einem Ruck zerrte ich am Henkel und riss sie auf.

Der erschrockene Gesichtsausdruck meiner Frau begrüßte mich und hätte ich sie nicht gerade beim lauschen erwischt, hätte mich dieser Anblick zum Lachen gebracht.
"Äh ich...ich wollte fragen, ob ihr heute zum Essen zuhause seid?" Stotterte sie verwirrt vor sich her.
Ich verengte meine Augen und starrte eindringlich in ihre, doch sie blieb bei der Geschichte.
Ich entschied mich dazu sie nicht wegen der offensichtlichen Lüge auflaufen zu lassen, sondern nickte als Antwort einfach.
"Gut, ich gebe es Caroline weiter." Anastasia lächelte mich aufgezwungen an und huschte dann den Flur entlang, Richtung Küche.
Ich sah ihr noch einen Moment nach, ehe ich die Tür schloss. Diesmal ging ich sicher, dass sie auch wirklich zu war, ehe ich mich wieder Ivan zuwandte.

Der angehende Boss der russischen Mafia guckte mich mit einem schwer zu beschreibenden Gesichtsausdruck an. Es war eine Mischung aus Einsicht und Furcht.
Ich schätze Anastasias Präsenz, wenn auch nur für kurze Zeit, hatte ihm klar gemacht, dass er auch noch andere Menschen zu schützen hat.
"Sie wäre sein nächstes Ziel." Ivan schritt zur anderen Seite meines Büros herüber und ließ seine Wut an meiner Couchlehne aus, auf welche er hasserfüllt einschlug.
Ich wusste nicht genau an wen er seine Wut richtete, seinen Vater, der mit seinen Kindern spielte wie mit Schachfiguren, oder an sich selbst, weil er diesen offensichtlichen Zug nicht hat vorgesehen können.
Im Endeffekt lief es sowieso aufs gleiche hinaus.
Wasili Petrov war schuld!

"Verstehst du jetzt, wieso du dein Anrecht auf den Thron nicht abtreten kannst?" Meine Frage rief eine erneute Wutwelle bei Ivan hervor, denn meine Couch musste ein weiteres mal unter seinen Fäusten leiden.
"Dieser Bastard! Er lässt mich wählen."
Na endlich schaffte er es seinen Vater zu durchschauen. Ich wurde es schon leid ihm immer wieder daran zu erinnern, dass wir hier mit dem Teufel tanzten und, dass wir jede Entscheidung dreifach überprüfen müssen, ehe wir sie fällen.
Seine naive Sichtweise und das blinde Vertrauen eines Kindes in seinen Vater hindert ihn daran die Wahrheit zu sofort zu erkennen.
Hoffentlich würde das ab jetzt kein Problem mehr darstellen.

Mit einer Sache hatte Ivan jedoch recht, Wasili würde ihn zwingen eine Wahl zu treffen. Und so gern Ivan das zunächst auch glauben wollte, diese wird nicht aus seiner Frau und dem Posten des Dons bestehen.
So einfach würde es ihm der alte Hund nicht machen.
Er wird ihn zwingen zwischen Isabella und Anastasia zu wählen.

Entscheidet er sich dafür meine Schwester zu retten, dann tritt er freiwillig sein Recht als nächster Don ab und übergibt es automatisch Anastasia, sodass die Jagd auf sie eröffnet wäre.
Entscheidet er sich für den Posten, dann tötet Wasili meine Schwester.

Der Vertrag, der unsere beiden Familien vor der Vernichtung hätte bewahren sollen, war gerade dabei uns zu zerstören.

Ace of Hearts IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt