Kapitel XXI

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Dante

Ich zog meine Frau fest in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. Die Kleidung in ihrer Hand, welche sie für meine Reise vorbereitete, fiel zu Boden.
Ich hatte mir das jetzt lang genug angesehen.
"Amore, ich werde nur zwei oder drei Tage weg sein. Ich brauch nicht so viele Sachen."
Abwesend ließ sie sich von mir halten. Ich wusste nicht, was geschehen war, doch seit einigen Stunden war sie wie in Trance. Anastasia verhielt sich zurückhalten, sprach kaum und war die ganze Zeit abgelenkt.
Ob es mit der Mission zu tun hatte? Vielleicht macht sie sich sorgen um Isabella, oder um uns.
"Amore?" Ich umfasste sie an den Schultern und drückte ein paar Zentimeter von mir weg, sodass ich ihr in die Augen sehen konnte.
"Was ist los?"
Ihr Blick war trüb, unfokussiert und ich konnte einen Schleier an Feuchtigkeit in ihren Augen bemerken.
Das konnte nicht von meiner bevorstehenden Abreise kommen, sie hatte sich noch nie vor einer Rettungsmission so verhalten.
Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. In Trainingstraum war alles noch in Ordnung.

Anastasia senkte den Blick und löste sich aus meinem Griff.
"Nichts, ich bin nur müde."
Sie begann sich herunter zu beugen und streckte ihre Hand nach meinem Shirt aus, welches immer noch auf dem Boden lag. Ehe sie das Stoffstück erreichen konnte, hielt ich sie auf.
"Lass das, ich mach das. Geh und ruh dich aus." Ich führte sie zu unserem Bett herunter und setzte sie auf die Matratze.
Ohne Widerworte lehnte sie sich gegen das Kopfteil und ich deckte sie mit der Tagesdecke zu, bevor ich mich weiter ans Packen meiner Tasche machte.
Die Tatsache, dass meine Frau sich einfach von mir hatte führen und herumkommandieren lassen bereitete mir mehr Kopfschmerzen, als ihr zombieartiger Zustand.

Während ich meine Kleidung zusammen suchte, sah ich immer wieder zu ihr herüber. Anastasia hatte das Buch von ihrem Nachtisch vor sich aufgeklappt, auch wenn sie nicht einen Satz darin las.
Ihre Augen fixierten einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand und ihr Verstand geisterte abwesend durch die Gegend.
Als ich alles fertig verstaut hatte, stellte ich mein Gepäck neben der Tür ab und ging zu ihr herüber.
Ich ließ mich auf das Bett fallen und die Matratze gab unter meinem Gewicht nach. Unwissend, ob sie mich noch nicht bemerkt hatte, oder nur so tat, als würde sie mich nicht sehen, strich ich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Ich muss los, mia cara. Die Jungs warten schon auf mich. Willst du noch mit runter kommen?"
Erst beim Klang meiner Stimme wandte sie ihren Blick ab und sah mich an.
Ihre Hände umfassten liebevoll mein Gesicht und ihre Augen schenkten mir einen tiefen Blick.
"Ich verabschiede mich hier von dir. Ich leg mich hin und versuche ein paar Stunden zu schlafen."
Die Tonlage und ihre zärtliche Geste beruhigten mich.
Ihre Laune hatte also nichts mit mir zu tun.
Ich umfasste ihre Hände und befreite mein Gesicht, ehe ich die Handlung bei ihr kopierte. Ich legte meine Handflächen an ihre Wangen und zog sie langsam zu mir, so lange, bis meine Lippen ihre berührten.
Ein süßer Geschmack umhüllte meine Geschmacksnerven und ließ einen Hauch von Traube auf meiner Zunge zurück.

Als wir uns wieder lösten setzte ich eine erstere Miene auf.
"Ich will, dass du dich ausruhst während ich weg bin. Kein Stress oder wilde Aktionen. Giovanni ist wie nur immer nur einen Anruf entfernt und Mama wird auch nach dir sehen."
Ihr Gesichtsausdruck änderte sich nach meinen Worten schlagartig und es war, als hätte ich sie durch diesen Vortrag endlich geweckt.
Doch wie schon vor einigen Minuten sah sie auch diesmal von Widerworten ab.
Sie nickte nur knapp und ich ließ das Thema, wenn auch misstrauisch, ruhen.
Dann drückte ich ihr einen weiteren Kuss auf die Lippen und stand auf.

Ich nahm meine Tasche und öffnete die Zimmertür, doch bevor ich den Raum verlassen konnte, blieb ich stehen.
"Wehe du verletzt dich!"
Sie klang schroff, fasst schon befehlend, als sie diese Worte sagte und ich musste mir ein Grinsen verkneifen.
Meine Frau wurde mir von Tag zu Tag ähnlicher. Anstatt mich mit liebevollen Worten zu verabschieden, ließ sie mir eine besorgte Drohung da.
Ich warf ihr noch einen letzten Blick zu und nickte einmal als Antwort, ehe ich die Tür schloss.

Ace of Hearts IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt