Vollkommen erschöpft öffnete ich meine Augen. Meine Lider waren geschwollen, was es schwer machte, sie offen zu halten.
Ein morgentlicher Lichtschimmer erhellte die Umrisse unseres Schlafzimmers und ermöglichte es mir, meine Umgebung wahrzunehmen.
Die Erkenntnis, dass ich mich in meinem Bett befand, traf mich überraschend.
Wie war ich hier her gekommen?
Verwundert zog ich die Augenbrauen zusammen.
Dann fiel es mir wieder ein.
Ich war gestern Abend in Dantes Armen eingeschlafen, während ich weinend auf Ivans Schlafzimmerboden saß.Ein leichten Druck in meinem linken Armbeuge zog meine Aufmerksamkeit auf sich und mein Blick flog sofort dort hin. In meiner Haut steckte ein Zugang, welcher zu einer Infusion führte. Wie es aussah, hatte Dante Giovanni gerufen, um mich zu untersuchen.
Automatisch wanderte meine Hand zu meinem Bauch.
Sorge und Panik erfassten mich.
Meine Finger erfüllten die Kugel, welche mit jedem Tag größer wurde. Ich befand mich mittlerweile im sechsten Monat und mein Bauch spielte dies wieder. Gerade, als ich mich aufsetzten wollte, erklang eine tiefe Stimme. Sie
ertönte rechts von mir.
"Dem Baby geht es gut. Die Infusion ist nur Flüssigkeit um dich aufrecht zu halten."
Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der Dantes Stimme kam.
Anders als gestern, saß er jetzt auf seiner Seite des Bettes und stütze sich mit dem Rücken an der Kopflehne ab.
Er trug ein anderes T-Shirt als in der Nacht, er muss sich also bereits umgezogen haben.
Ich wandte meinen Blick wieder von ihm ab.Gerade, als sich die Angst um die Gesundheit unseres Kindes auflöste, erfasste ein anderer Gedanke meinen Verstand.
Ich legte meinen Kopf zurück ins Kissen und starrte an die Decke. Meine Augen füllten sich mit Tränen, als die Erinnerungen erbarmungslos auf mich einströmten.
Ich konnte es immer noch in meinen Ohren rauschen hören.
Die Worte meines Bruders waren wie ein Fluch, der sich an mich geheftet hatte.
Sie würden mich niemals mehr in Ruhe lassen.
Ich tue das für sie.
Obwohl ich nicht wusste, was genau er damit meinte, hielt mich das nicht davon ab in Schuldgefühlen zu ertrinken.
Meine Sicht wurde, durch die Wasseransammlung in meinen Augen, verschwommen und ich versuchte sie weg zu blinzeln, erfolglos.
Die erste Kugel löste sich von meinem Wimpernkranz und rollte seitlich an meinem Gesicht herunter.
All der Schmerz in meiner Brust trat wieder zum Vorschau und ich fing an nach Luft zu schnappen.
Bevor mich Dante aufhalten konnte, zog ich rücksichtlos die Nadel aus meinem Arm und setzte mich auf.
Ich musste meine Position ändern, um wieder zu atmen.
"Amore, atme!"
Dante versuchte mich am Arm zu packen und wieder zurück ins Bett zu legen, doch ich wich ihm aus.
Ich konnte seine Berührung jetzt nicht ertragen.Ich setzte mich an den Rand, mit dem Rücken zu ihm und versuchte meine Tränen zu verstecken.
"Anastasia, sieh mich an."
Seine Stimme sollte fest klingen, doch ich konnte die Verzweiflung raus hören. Genau wie gestern hatte er diesen Blick, als wollte er mir etwas erzählen, nur konnte er nicht.
Mit meinen Fingern wischte ich die Tränen aus dem Gesicht, doch egal wie oft ich es tat, der Wasserfall hörte nicht auf zu fließen.
Die Luft kam nur noch stockweise in meine Lungen und ich fing an zu hyperventilieren.
Es tropfte etwas Blut von der Wunde aus meiner Armbeuge aufs Bettlaken, doch ich ignorierte es.
Das einzige, womit ich mich beschäftigte, war meine Atmung.
Dante tauchte vor meinem Blickfeld auf, doch ich hielt den Kopf gesenkt.
Er kniete sich hin und legte beide Hände auf meinen Oberschenkeln ab.
"Atme!"
Diesmal war es ein Befehl und wie ein Reflex, gehorchte mein Körper.
Meine Brust hob und senkte sich langsamer und auch der Sauerstoff strömte tiefer in die Bronchien.
Nachdem ich mich einiger Maßen beruhigt hatte, befreite ich mich von seinen Händen und stand auf.
Ich hatte immer noch kein Wort über meine Lippen gebracht, doch ich wusste, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm war.
Eine Unruhe, mit der ich alles und jeden in den Abgrund reisen würde, wenn ich das Siegel um meinen Mund brechen würde.
Also schwieg ich.
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Ace of Hearts III
ChickLitBand III -Eine Welt voller Zweifel, falschen Tatsachen und leeren Versprechen- Die Ehe zwischen Anastasia und Dante wird mit jeden Tag fester, doch die Probleme der Außenwelt lassen sie nicht in Ruhe. Während die beiden sich auf die Geburt ihres ers...