Kapitel IX

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Dante

Wie vom Blitz getroffen machten wir uns alle auf den Weg zu den Autos. Riccardo und Timur blieben zurück und organisierten unsere Mission vom Kontrollraum aus. Wir hielten über Handy und Funk mit ihnen Kontakt.

An der Fahrbahn angekommen stand der Flieger schon zum Abheben bereit. Nachdem ich dem Piloten die wichtigsten Anweisungen gegeben hatte, hob das Flugzeug dreißig Minuten nach unserer Ankunft ab.
Dieses Mal führte uns die Suche nach Bulgarien, an den Rand der Hauptstadt. Laut Riccardo habe einer unserer Verbündete in Sofia das Gerücht aufgeschnappt, Wasili soll sich dort aufhalten. Auch soll er in weiblicher Begleitung reisen.
Riccardo und Timur überprüften die neu gewonnene Information sofort, doch auch wenn wir nicht hundertprozentig davon ausgehen konnten, dass sie hier war, so mussten wir es versuchen. Die letzten Monate der Suche hatte uns so weit an die Grenzen getrieben, dass alleine ein Gerücht ausreichte, damit wir los liefen.

In meinem Sitz angekommen, lehnte ich meinen Kopf zurück und schloss die Augen. In all der Eile und Hektik, hatte ich vergessen meine Frau zu informieren. Zögernd starrte ich auf mein Handy, unsicher, ob ich sie anrufen sollte, oder, ob ich ihr meine Abwesenheit bei der Rückkehr erklären sollte.
Egal, für was ich mich entschied, sobald ich wieder Zuhause wäre, würde ich mir eine Predigt von ihr einholen, doch solange sie nicht darauf bestand mit kommen zu können, war ich für jede Konsequenz bereit, die mich erwarten würden.
Wenn ich ehrlich war, dann war ihre Neugier auch eines der Gründe, wieso ich ihr nicht Bescheid gegeben hatte. Mir gefiel ihre Detektiv Arbeit bereits nicht, als sie noch nicht schwanger war, doch jetzt, wo sie mein Kind erwartete, konnte ich nicht zulassen, dass sie wieder mitmischte.
Auch wenn sie sich im Moment ruhig verhielt.
Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass ich sie für die Suche nach Isabella in unserem Zimmer einsperren müsste, damit sie sich nicht in Gefahr brachte, doch entgegen meiner Vorstellung hatte sie das Thema nicht einmal hervorgebracht. Sie hielt sich zurück und ließ mich meine Arbeit machen, ohne sich einzumischen.
Sie ging auch ihren Nachforschungen nicht weiter nach, was mich enorm beruhigte.

Ich hatte es zwar nicht laut ausgesprochen, doch es passte mir nicht, als sie versuchte jedes Rätzel zu lösen, was sich ihr in den Weg stellte. Ein Familiengeheimnis hatte sie schon fast das Leben gekostet, ich konnte nicht zulassen, dass sich die Geschichte wiederholte.
Aus diesem Grund hielt ich sie so gut es ging von der Suche nach Isabella und den anderen Seiten unseres Geschichtsbuches fern.
Als sie heute morgen das Gemälde entdeckte und danach fragte, sah es in ihren Augen.
Sie hatte wieder diesen Ausdruck, wie damals, als wir das Gedicht am Grab ihrer Mutter fanden. Wenn Anastasia sich an einem Gedanken festbiss, dann ließ sie erst los, wenn sie eine Antwort bekam. Ich war nur froh, dass sie ihre Zeit in der Bibliothek mit dem Lesen von Romanen verbrachte. Je weniger Kontakt sie mit unseren Missionen und der Mafia hat, desto ruhiger schlafe ich.

Zu beginn unserer Ehe hatte ich mir vorgenommen, sie nicht wie ihr Vater zu behandeln. Ich wollte, dass sie nicht nur eine Partnerin im Leben, sondern auch bei den Geschäften wird. Jedoch änderte ich meine Meinung nach dem Schuss auf sie schnell wieder. Auch wenn Wasili und ich unterschiedliche Abschichten verfolgen, so bleibt der Effekt am Ende der selbe und diese Last bin ich nur zu gerne gewillt zu tragen. So lange sie und unser Kind da durch sicher sind, fessle ich sie auch ans Bett, wenn es sein musste.

"Worüber denkst du so angestrengt nach?"
Luca Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich öffnete meine Augen und sah zu meinem Bruder herüber, der sich neben mir auf den Sitz fallen ließ.
"Nichts, hast du das Gelände schon begutachtet?"
Ich wollte jetzt nicht über meine Frau sprechen, besonders nicht mit Luca, da er meistens ihre Seite annahm und zu ihrem ganz persönlichen Anwalt wurde.
Im Augenblick sollten sich alle darauf konzentrieren Isabella zu finden.
Alles andere konnte warten.
"Ja, Riccardo hat mir die Aufnahmen geschickt. Es ist eine verlassene Fläche, auf der es weit und breit nichts gibt, bis auf ein Gebäude. Wenn ich das richtig verstanden hab, dann ist es ein altes Kloster, welches seit Jahren leer steht. Wasili muss sich dort verstecken."
Ein Kloster?
Näher würde dieser Teufel Gott auch nicht kommen.
Unfassbar und dann auch noch in Bulgarien.
Konnte er kein anderes Land als Versteck wählen?

Kaum bemerkbar sah ich zu meinem Bruder, neben mir. Er ließ es sich nicht anmerken, doch ich konnte sehen, dass ihn der Flug nervös machte.
Er hatte sich versprochen, dass er nie wieder zurück nach Sofia kommen würde.
Und jetzt saß er im Flugzeug auf dem Weg dort hin.
"Riccardo hat bereits die Autos organsiert, die auf der Landebahn auf uns warten werden." Teilte mir Leonardo mit und lenkte meine Gedanken damit wieder in die richtige Richtung.
Ich blendete alle anderen Probleme aus und fokussierte mich auf Isabella.

Mein Blick fiel auf Ivan, welcher still am anderen Ende der Sitzfläche platz genommen hatte. Neben ihm saß Vlad, doch die beiden schwiegen sich nur an. Die angespannte Situation, welche seit Wochen herrschte, ließ keinen von uns aus. Jeder einzelne spürte sie und war ihr betroffen.
"Wir landen in zwanzig Minuten."
Lorenzo kam aus dem Cockpit zurück und setzte sich gegenüber von mir hin.
Ich warf den Kopf ein weiteres Mal zurück und schloss die Augen.
Noch zwanzig Minuten, in denen ich mich sammeln und meine Strategie durchdenken konnte.

Nach der Landung teilten wir uns auf die Autos auf und machten uns auf den Weg zu dem Kloster.
Lorenzo und Leonardo übernahmen jeweils das Fahren, während die anderen ihre Waffen und Munitionen ordneten.
Ich und Vlad machten uns daran die Karte zu studieren. Mein SIC zeichnete unsere Fluchtwege ein, falls etwas schief lief, und ich konzentrierte mich auf die Angriffstaktik.

Es dauerte nicht lange, da parkten wir an einem einsamen Feldweg, der zur Auffahrt des Klosters führte.
"Von hier aus macht sich ein Teil von uns zu Fuß auf den Weg zum Gebäude. Leonardo und Marco fahren, nachdem wir uns positioniert haben, unbemerkt die Auffahrt hoch und stellen die Autos an die Markierung, die Vlad eingetragen hat." Ich reichte Marco und Leonardo die Karte, damit sie sich mit der Region bekannt machen konnten.
"Wenn ihr fertig seid, dann sichert den Fluchtweg ab, damit wir problemlos abhauen können."
Dann drehte ich mich zu den anderen um.
"Lorenzo und Luca werden die Deckung übernehmen. Luca nimm eine erhöhte Position ein und sichere uns als Scharfschütze ab, während du Lorenzo uns Rückendeckung vom Boden aus gibst."
Als letztes blieben noch Vlad und Ivan übrig.
"Ihr beide kommt mit mir ins Innere." Ich wusste, dass ich keine andere Wahl hatte, als Ivan mitzunehmen. Sein Temperament hatte sich bereits in den letzten Tagen mehrfach gezeigt und ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er in die Luft ging und die Mission gefährden würde.
Die beste Option war es also, ihn dicht bei sich zu behalten, um seinen Ausbruch gegeben falls kontrollieren zu können.

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