Kapitel XXVIII

1.3K 89 15
                                    

Die Trauer nach dem Verlust eines geliebten Menschen war wie eine Infektion, die sich langsam aber stetig ausbreitete. Es befällt den ganzen Körper, bis die Organe aufhören zu funktionieren und man seinen letzten Atemzug nimmt.

Schlaue Köpfe sagen, dass man sechs Stufen der Trauer durchläuft, um sie zu bewältigen.
Aber keiner verspricht, dass man sie bewältigt.

Ein Zucken durchfuhr meinen Körper und ich schreckte auf. Kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn und in meinem Dekolleté. Meine Atmung kam stockend und ich fasste mir an die Brust. Der Traum hatte mir die Angst bis in die Knochen getrieben, sodass ich immer noch zitterte. Es hatte sich so real angefühlt, dass das Wach werden eine wahre Gnade war.

Die Dunkelheit der Nacht breitete sich im Raum aus, jedoch spendete der Mond genügend Licht, damit ich die Gestalt meines Mannes neben mir wahrnehmen konnte. Dante war in dem Sessel neben unserem Bett eingeschlafen und bekam von all dem nichts mit.
Seid wann war er wieder hier?
Wieso hatte er mich nicht geweckt?

Mein Alptraum tauchte wieder vor meinem Innerem Auge auf, wieso ich hektisch die Bettdecke von mir warf und aufstand. Schnell griff ich nach meinem Handy und suchte in meinen Kontakten nach Ivans Nummer.
Ich musste jetzt einfach seine Stimme hören!
Der Rufton ging durch, jedoch klingelte es nur, ohne, dass jemand abnahm.
Mein Blick sah zur Uhr auf meinem Handy und ich realisierte, dass es erst zwei Uhr Nacht war.
Mit Sicherheit schlief er und hörte sein Telefon nicht.
Ich griff nach meinem Morgenmantel und legte ihn mir über die Schultern, ehe ich zur Zimmertür ging.
Ich musste nachsehen, mich vergewissern, dass er schlief!
Ansonsten könnte ich mich von meinem eigenen Schlaf verabschieden.

Zügig schritt ich aus unserem Schlafzimmer und machte mich auf den Weg. Die Wände des Flurs flogen an mir vorbei, während ich meinem Ziel näher kam.
Das Nachbeben meiner Gefühle hatte mich vollkommen unter Kontrolle und zwang mich schneller zu gehen.

Erst, als ich vor der sehnsüchtigen Zimmertür ankam, konnte ich aufatmen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte.
Vorsichtig umfasste ich die Türklinke und drückte sie herunter. Ich verzichtete aufs Klopfen, da ich niemanden wecken wollte. Mein Plan bestand darin, nur einen kurzen Blick hinein zuwerfen, um meine Nerven zu beruhigen.
Die Tür gab ein schrilles Quitschen von sich, als ich sie öffnete.

Leise machte ich einen Schritt ins Innere und ließ meinen Blick zum Bett gleiten.
Ich würde Lügen, würde ich behaupten, dass ich mich bei der Sache vollkommen wohl fühlte. Ich stand mitten in der Nacht vor einem fremden Zimmer und spähte, wie ein gruseliger Stalker hinein.
Doch ich hatte meine Gründe.

Meine Augen suchten die Umrisse ab, doch ich konnte niemanden ausmachen.
Schlief er nicht?
Es war doch schon so spät, eigentlich müsste er bereits im Bett sein.

Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass ich wirklich niemanden erkennen konnte, schaltete ich das Licht an.
Wie befürchtet war niemand zu sehen.
Wo war er?

Nun war mir das beunruhigende Gefühl wegen seiner Privatsphäre egal, denn ich durchquerte den Raum und ging zu den anderen Türen rüber.
Ehe ich die Badezimmertür öffnete, klopfte ich zweimal kurz dagegen, doch als keine Amtwort kam, zog ich sie auf.
Auch dieser Raum war leer.

Verwundert blickte ich mich um.
Wo zum Henker trieb er sich mitten in der Nacht herum?
Ich wollte grade nach meinem Handy greifen, als mir einfiel, dass ich es in meiner Panik im Zimmer vergessen hatte.

Ich ging nochmal durch den Raum, doch wie beim ersten Mal, war niemand zu sehen.
Das ungute Gefühl breitete sich wieder in meinem Körper aus und mein Alptraum schwirrte durch meinen Verstand.

Plötzlich ließ ich mich auf den Boden nieder und setzte mich ungläubig in die Mitte des Raums.
Eine unerklärbare Schwäche hatte meinen Körper eingenommen und zwang mich in die Knie.
Der Fußboden war kälter als erwartet, jedoch hielt mich das nicht ab.
Mein dicker Bauch hinderte mich daran eine gemütliche Pose im Schneidersitz einzunehmen, weshalb ich etwas improvisieren musste.

Ace of Hearts IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt