Kapitel XIV

2.1K 116 29
                                    

Dante

Endlich!
Wir hatten es lebend aus der Möbelabteilung geschafft, auch wenn nur knapp.
Wer hätte gedacht, dass meine Frau so passiv aggressiv sein kann?!
Selbst ich hatte etwas Angst vor ihr bekommen, doch zum Glück fokussierte sie ihren gesamten Zorn auf die Frau und hielt mich raus.

Von ihren Hormonen geleitet, stellte sie sich vor mich und versperrte der Verkäuferin so die Sicht.
Dann schaute meine Frau sie so lange abwertend an, bis diese die Flucht ergriff. Zum Glück lief sie erst davon, nachdem unser Kauf abgewickelt war. So konnte ich die Mitarbeiter dazu veranlassen das Bettgestellt und die übrigen Sachen in unserem Auto zu verstauen, während ich meine Frau zu dem Teil mit der Babykleidung führte. Dies war die beste Idee, die mir auf die schnelle einfiel, um ihre Laune wieder zu heben.
Die Welle an Stimmungsschwankungen, welche sie heute durchlebte, ähnelte einer Achterbahn und ich hatte Angst ebenfalls unter diese Räder zu gelangen.
Besonders, nachdem ich die Wette über das Geschlecht des Babys gewonnen hatte.
Nicht, dass ich unbedingt einen Sohn wollte, es war mir eigentlich egal, welches Geschlecht das Kind haben würde, es wäre unsers und das war das wichtigste, doch mein Gefühl sagte mir, dass es ein Junge sein würde und mein Instinkt ließ mich noch nie im Stich.
Dennoch breitete sich ein Anflug von Schuldgefühlen in mir aus, sodass ich versuchte diese dumme Wette wieder gut zu machen.
Was hatte mich nur geritten einen so selbstmordgefährdeten Schritt zu wagen und auf das Geschlecht des Babys zu setzten?!
Ich verstand erst jetzt, dass ich bei egal welchem Ausgang verlor. Und in dem Fall, indem ich eigentlich gewinnen sollte, wie in diesem, verlor ich sogar mehr, als wenn das Kind ein Mädchen geworden wäre und Anastasiaals Siegerin aus der Wette getreten wäre.
Und jetzt, wo ich nachgegeben hatte, war sie das auch.

Nach einer Stunde, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, und fünf Tüten voll mit Babysachen, machten wir uns auf den Weg zurück zum Anwesen.
Ich hatte Vlad und Luca bereits darüber informiert, dass sie meine Termine verschieben sollten, da ich nicht wie geplant nach dem Arzttermin zurückkehren würde.
Auch, wenn diese Planänderung einen enormes Durcheinander für meinen Tagesablauf bedeuten wird, war ich froh, dass ich diese Entscheidung getroffen hatte.
Aufgrund der Suche nach Isabella und den Don Pflichten, welche ich trotz der akuten Situation managen musste, hatte ich nicht wirklich Zeit für meine Frau.
Gerade jetzt, wo sie eigentlich jede Sekunde meines Tages ausmachen sollte, und all meine Aufmerksamkeit verdiente, konnte ich sie ihr nicht geben. Somit machte ich nicht nur meine dumme Idee mit der Wette wieder gut, sondern kompensierte auch noch die verlorene Zeit, die wir nicht zusammen verbringen konnten.

Die Fahrt verlief ohne weitere Komplikationen und wir kamen bald am Anwesend an, doch hätte ich gewusst, was uns dort erwarten würde, dann hätte ich noch mehr Zeit in der Stadt verbracht.
Als wir die Haustür öffneten, begrüßte uns ein Schwall an Stimmen, die sich wie wild anschrien.
"Cazzo!" (Scheiße) war alles, was ich von mir gab.
Ich hielt meiner Frau die Tür auf und wir traten ins Innere des Hauses. Anastasia hielt immer noch das Kuscheltier in der Hand, mit welchem wir den anderen mitteilen wollten, dass wir einen Jungen bekommen. Wie konnten diese Dummköpfe uns einen solchen Moment nur zerstören!

Bereits im Flur konnte ich die Stimme meines Bruders aus dem Chaos von Gespräch heraushören.
"Ich soll mich beruhigen? Es ist alles seine Schuld! Erst zerstört er das Leben von Luca, dann zwingt seine Familie Dante eine Petrova zu heiraten und jetzt fehlt von unserer Schwester jede Spur. Von der, die du geschworen hast zu beschützen!" Lorenzos wütende Stimmen drang durch die Wände und ließ alles erbebben.
Aber nicht nur das Haus bebbte, sondern auch in mir fing alles an aufzukochen. Das er Hass Teraden gegen sie Petrovs schwingt war nichts neues, doch jetzt zog er auch noch Luca hinein.

"Bruder, er ist nicht für die Tat seines Vaters verantwortlich und was Anastasia angeht.. Die beiden lieben sich, also lass sie endlich in Ruhe." Nun trat auch Marco dem Streit bei und verteidigte meinen Schwager und meine Frau vor meinem älteren Bruder.
"Das ist ja schön und gut, dass sie sich lieben und wenn er ein normaler Mann wäre, dann würde ich beiden die Hand schütteln und ihnen Glück wünschen, aber das ist er nicht. Er ist der Don der verdammten italienischen Mafia! Und seine Frau sollte nicht unser Feind sein!"
Erneut schleuderte Lorenzo mit Anschuldigungen bezüglich der Familienfede gegen Anastasia. Das er diese Leier noch nicht satt hat.
Jetzt reicht es mir!
Ich hatte ihn das letzte Mal klar gewarnt, dass ich so ein Verhalten nicht länger dulden würde.
Wenn er nicht hören will, dann muss er eben fühlen.

Ich formte meine Hände zu Fäusten und machte einen Schritt nach vorne, um ins Wohnzimmer zu stürmen und meinem aufgeblasem Bruder das Gesicht zu pullieren, doch wurde ich mitten im Gang gestoppt.
Anastasia hielt mich an meinem Hemd zurück und hinderte mich so daran, weiter zu gehen.
Als ich sie fragend ansah, schüttelte sie nur mit dem Kopf und ich gab ihrer Bitte, mich rauszuholen, nach.
Erstmal..
"Mein Gott, niemanden interessiert ihr Nachname mehr, nur du denkst daran. Sie hat so viel getan, um zu beweisen, dass sie jetzt eine Martinelli ist. Oder hast du schon vergessen, wie sie Dante vor der Yakuza gerettet hat. Sogar Vater hat gleich nach seinem Test gesagt, dass sie nun eine von uns ist. Wenn er keine Zweifel an ihrer Loyalität hat, wie kannst du welche haben?"
Wieder versuchte Marco Lorenzo die Augen zu öffnen, doch ich bezweifelt, dass dieses Argument ihn überzeugen würde.
Dennoch trat kurz Stille ein.
Anastasia und ich standen weiterhin im Flur und ihrem festen Griff nach, welcher immer noch an meinem Oberteil verweilte, würden wir diesen so schnell auch nicht verlassen.

Wie von mir geahnt handelte es sich bei der Stille nur um die Ruhe vor dem Sturm.
"Und das Massaker in Sofia? Trägt er dafür auch keine Schuld?" Die Stimme meines aufgebrachten Bruders wurde immer lauter und ich hatte wirklich Mühe, mich zurückzuhalten. Damit ging Lorenzo einen Schritt zu weit. Lucas Wunden aufzureißen, nur um seinen Standpunkt klar zu machen war mehr als nur gedankenlos, es grenzte an brüderlichen Verrat.
Vorsichtig löste ich Anastasias Hand von meinem Hemd und löste mich aus ihrem Griff.
Kein Blick der Welt, so flehend er auch war, würde mich jetzt davon abhalten dort reinzustürmen und meinen Bruder auf seinen Platz zu verweisen.

Gerade als ich das Wohnzimmer betrat, erklang eine weitere Stimme. Diesmal rechnete ich nicht damit, denn ich hätte nicht gedacht, dass sich diese Person einmischen würde.
"Es reicht!" Luca packte nicht so viel Kraft in seine Stimme wie Lorenzo oder wie ich es tun würde, aber seine Betonung auf jedem Wort reichte aus, dass niemand mehr sprach.
"Lorenzo hör endlich auf meinen Schmerz als Schild für deine Wut zu verwenden. Was ich erlebt habe und was ich an diesem Tag verlor gehört nur mir und nur ich darf eine Anschuldigung aussprechen."
Endlich machte er unserem Bruder klar, dass er selbst für sich und seinen Verlust einstehen konnte.
"Und du!" Nun drehte sich Luca zu Ivan um, welcher die ganze Zeit über geschwiegen hatte und die Beschimpfungen einfach hinnahm.
"Hör endlich auf deine Wut an Gegenständen auszulassen oder deine Hilflosigkeit in Alkohol zu ertränken. Meine Schwester braucht dich, also reiß dich zusammen und rette sie!"

Nach diesem Satz wandte er sich ab und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Ich spürte Anastasias Präsenz neben mir und ich konnte die Fragezeichen förmlich von ihrem Gesicht ablesen.
Alle bis auf sie wussten, was mit Luca in Sofia passiert war und sofern er es ihr nicht selbst erzählt, würde es so bleiben.
Diese Geschichte wird nur aus seinem Mund erzählt, aus keinem anderen.

Meine schlauer Frau muss dies ebenfalls verstanden haben, denn sie folgte Luca aus dem Raum.
Da ich wusste, dass sie ihn zu nichts zwingen würde, ließ ich sie gehen. Wenn jemand ihm jetzt helfen könnte mit den Erinnerungen klar zu kommen, dann sie.
"Was zum Teufel habt ihr hier veranstaltet?"
Endlich konnte ich meiner aufgestauten Wut Luft machen. Diese Säcke haben es wirklich gewagt erneut zu streiten und dann auch noch an so einem Tag.
Alle schwiegen und ich konnte ihre Schuldgefühle in der Atmosphäre riechen.

Gerade, als ich erneut los legen wollte, um alle zusammen zufalten, ging die Haustür schlagartig auf.
"Dante! DANTE!"
Die Stimme meiner Großmutter hallte durchs Haus und ich zuckte vor Überraschung leicht zusammen. Was tat sie hier? Sie sollte doch in Rom sein.
Oma Martinelli kam ins Wohnzimmer geteilt, zusammen mit meiner Mutter und meinem Vater, ein geschockt ängstlicher Gesichtsausdruck zierte ihre Züge und sie sah mich an, als hätte sie einen Geist gesehen.
Was in aller Welt war jetzt wieder passiert?

"Du musst sie retten, Dante. Du musst unser Mädchen retten, sonst stirbt sie."

Ace of Hearts IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt