Kapitel XII

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"Herzlichen Glückwunsch....
.......es ist ein Junge."

Ungläubig starrte ich auf den Monitor.
Wie kann das sein?
Nein, da muss ein Fehler vorliegen.
"Doktor, sehen Sie nochmal nach, bitte."
Auf diesem Ultraschallmonitor kann man doch nichts erkennen, überall nur unklarere Linien und Schatten. Mit Sicherheit hat sie sich geirrt.
"Wollen Sie keinen Jungen, Seniora?" Die Stimme der Gynäkologin klang vorsichtig, als würde sie sich auf einem Mienenfeld befinden und jeder weiterer Schritt wäre ein Risiko.
"Nein, meine Frau will nur die Wette nicht verlieren."
Dantes ruhige Stimme ertönte an meiner rechten Seite. Mein Blick wanderte zu ihn herüber und was ich sah, machte mich noch wütender.
Entspannt saß er da, hielt die Arme vor der Brust gekreuzt und starrte auf den Monitor.
Er war so von sich selbst überzeugt, dass es schon nervte.
Außerdem ging es mir nicht um die Wette!
Also ein wenig schon, aber deshalb hatte ich nicht gefragt.
Die ganze Schwangerschaft über war ich mir sicher, dass es ein Mädchen werde würde. Und ich war die Mutter, ich sollte sowas spüren können.

Die Ärztin grinste und fuhr mit dem Ultraschallgerät erneut über meinen Bauch. Aufmerksam musterte ich die grauen Wellen, die in einem Kontrastspiel immer hin und her sprangen.
Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis sie ihren zweiten Befund mitteilte.
"Ich bin mir sicher Seniora Martinelli, es ist ein Junge."
Ich ließ den Kopf in den Nacken fallen.
Wie konnten mich mein Gefühle nur so täuschen?
Oh Gott, was, wenn ich mich nicht mehr auf mein inneres Gespür verlassen konnte?
Ich wusste nicht, wie man eine gute Mutter ist und jetzt fällt auch noch mein Bauchgefühl weg.
Wie sollte ich das alles machen?

Langsam stieg mein Puls an und ich atmete schneller.
Dante bemerkte sofort, dass ich anfing zu hyperventilieren. In einem Wimpernschlag stand er an meiner Kopfseite, die eine Hand umfasste er meine, mit der andere umgriff er meine Wange.
"Amore, atme!" Ruhig und fest strich er mit dem Daumen an meinen Konturen lang, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen.
"Doktor, lassen sie uns alleine!"

Wie naive von mir, dass ich mir bis jetzt keine Gedanken darüber gemacht hatte. Ich würde bald Mutter werden und alles worüber wir bis eben gesprochen hatten, war das Geschlecht des Kindes. Dabei war das genau das unichtigste an der ganzen Situation.
Wir hatten keinen Namen, kein Zimmer und noch kein Bett.
Oh Gott, wir haben noch kein Bett!
Wo soll das Baby nur schlafen?
"Beruhig dich!" Dante strich mir die vereinzelten Tränen vom Gesicht, die sich unbemerkt von meinem Wimpernkranz gelöst und meine Schläfen hinunterliefen.
"Das Geschlecht ist doch egal. Wenn du willst anullieren wir die Wette."
Dieser Idiot, er dachte immer noch es ginge mir darum.
Plötzlich tauschte sich die zerstreute Panik in mir gegen aufkommende Wut aus.
Meine Tränen versiegten und auch mein Gesichtsausdruck änderte sich.
Wie kann er nur so sorglos sein?! Bei ihm ist alles immer so einfach.
Eine Wette abschließen, eine annulieren, alles kein Problem, er ist ja Dante Martinelli.
Ich setzte mich auf und bereite mich von seinen Hand, die immer noch meine Wange streichelte.
"Anstatt sich Sorgen um den Ausgang der Wette zu machen, solltest du dir lieber überlegen, wo unser Kind schlafen wird!" Fauchte ich ihn an und ließ auch die andere Hand los.
Überraschend zog er die Augenbrauen zusammen.
"Äh, in seinem Bett?!"
Zum ersten Mal sah ich Dante völlig verwirrt und planlos vor mir stehen.
Man konnte es in seiner Miene lesen, er hatte keine Ahnung wovon ich sprach.
"Wie denn, wenn er noch keins hat!"
Ich steigerte mich immer weiter hinein und langsam aber sicher konnte ich mich nicht mehr beruhigen.
"Mia cara, wovon redest du? Wir haben noch mehr als drei Monate Zeit, um alles einzurichten."

Ich machte mich mit einem Tuch sauber und zog mich wieder an. Die Untersuchung war bereits beendet, sodass wir gehen konnten. Dante behielt mich die gesamte Zeit über im Auge, als hätte er Angst ich könnte jede Sekunde explodieren.
Und auch, wenn mir bewusst war, dass 90% meines Anfalls den Schwangerschaftshormonen zu verdanken war, wollte ich trotzdem meinen Standpunkt klar machen!
Ohne was zu sagen nahm ich meinen Mantel und ging aus dem Untersuchungsraum. Brav folgte mein Mann mir, ebenfalls schweigend.
Die Ärztin wartete an der Rezeption auf uns.
Sie hielt bereits mein Rezept für die Eisentabeltten in der Hand.

Nach einer knappen Verabschiedung und der Vereinbarung eines neuen Termins gingen wie zurück zum Auto.
Ich hatte immer noch kein Wort mit ihm gesprochen und es sah auch nicht so aus, als würde Dante die Stille zwischen uns brechen.
Jedoch war mir das recht, denn im Augenblick könnte mich jeder seiner Kommentare zum explodieren bringen.
Dante startete den Wagen und wir machten uns auf den Weg zurück zum Anwesen.

Oder zumindest dachte ich das. Wir verließen den Parkplatz der Arztpraxis und Dante manövrierte den Wagen in die entgegengesetzte Richtung.
Kurz überlegte ich, ob ich es ansprechen sollte, entschied mich dann aber dagegen.
Soll er doch machen, was er will.
Gott, diese scheiß Hormone!

Ich beschäftigte mich einfach mit meinem Handy, um die Konversation mit ihm zu vermeiden. Mein Hormonhaushalt war gerade so durcheinander, dass ich selbst keine Kontrolle darüber hatte. Zum ersten Mal in der Schwangerschaft spürte ich die Auswirkungen des Gefühlschaos, von dem man immer hörte. Ich hatte so gehofft, dass ich davon verschont bleiben würde, doch wie bei der Morgen Übelkeit kamen die Symptome bei mir später zum Vorschein.

Nach ungefähr zehn Minuten stiller Autofahrt hielten wir vor einer Einkaufsstraße an. Die Zufahrt war uns mit dem Auto verboten, sodass man Zufuß weiter musste.
Stur blieb ich im Auto sitzen. Soll er seine Besorgungen alleine erledigen!

Dante stieg aus und als er bemerkte, dass ich ihm nicht folgen würde, lehnte er sich wieder ins Innere des Autos.
"Amore."
Er klang fordernd, jedoch weicher, als wollte er mich bitten, ohne es wirklich auszusprechen.
Schlauer Fuchs, doch darauf ließ ich mich diesmal nicht ein.
Ich will ein bitte hören!

Ich ließ meinen Blick auf dem Handy und ignorierte ihn weiter.
"Amore!"
Dieses mal sprach er den Kosenamen strenger aus, doch ich blieb standhaft.

"Gut, du lässt mir keine andere Wahl." Dante stellte sich aufrecht hin, schloss seine Autotür und kam zu meiner herüber.
Er wird doch nicht...

Er riss meine Tür auf und stellte sich dazwischen. Ich umfasste meinen Sitz feste, um ihn daran zu hindern mich herauszuheben, doch entgegen meiner Annahme machte er keine Anstalt mich hoch zu heben. Stattdessen sah er mich mit angezogenen Augenbrauen an.

"Ich benutzte meinen Gefallen."
Verdammt, so ein Arsch!

Geschlagen stieg ich aus.
Na warte Dante Martinelli, das bekommst du zurück!

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