Kapitel XIII

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Widerwillig folgte ich Dante die Straße entlang.
Meine Laune beherrschte mich immer noch vollständig, sodass ich etwas Abstand zwischen uns beibehielt.
Besser ich treibe es mit dem Streit nicht ganz so weit, dann muss ich mich nicht entschuldigen, wenn sich der Hormonnebel in meinem Kopf lichtet.
Ich würde einfach weiter still vor mich hin schmollen, mit dieser Taktik komm ich ans Ziel.

Wir passierten eine Allee und bogen in die nächste ein. Ein paar Meter später erreichten wir eine wunderschöne Promenade. Der graue Herbsthimmel setzte sich farblich kaum von dem des Meeres ab und erschuf so eine horizontarme Landschaft. Ein paar Möwen kreisten um das Wasser, auf der Suche nach Nahrung und boten einen interessanten Anblick.
Das Schauspiel zog mich in seinen Bahn und lenkte mich vollkommen von meinem Stress ab. Ich vergaß alles um mich herum und sah den Vögel dabei zu, wie sie ihre Beute von der Wasseroberfläche schnappten. Sie waren aggressiv und glitten dennoch elegant durch die Lüfte.

Plötzlich tauchte eine Hand in meinem Blickfeld auf und versperrte mir die Sicht aufs Meer. Die Hand hielt eine Waffel mit Eis und schwenkte damit vor meiner Nase herum.
Ein wissendes Grinsen zierte Dantes Züge und ich nahm ihm das Eis ohne Widerworte ab.
Wann hatte er es geschafft mir ein Eis zu holen?
Er stand doch gerade noch neben mir.
Dieser Mann war immer noch ein Geheimnis für mich.

Ich probierte die erste Kugel und der feine Geschmack von Schokolade überwältigte meine Geschmacksnerven. Die süße Note der oberen Kugel mischte sich mit der cremigen Konsistenz der unteren und erzeugte eine Explosion auf meiner Zunge.
"Mmmh." War alles, was ich über die Lippen brachte.

"Geht es dir besser?" Dante stellte sich neben mich, in der Hand ein Kaffebecher.
Gott, wie sehr ich ihn für diesen Becher beneidete. Eine Tasse Kaffee war genau das, was ich jetzt gebrauchen könnte.
"Seit wann trinkst du Kaffee to go?" Ich ignorierte seine Frage absichtlich, denn eine Antwort von mir würde nur zu einer neuen Diskussion führen.
Spekptisch beäugte ich ihn. Für gewöhnlich trank er seinen Kaffee oder Espresso immer aus einer Tasse, sitzend am Tisch oder in seinem Büro.
Es war Tabu einem Kaffee so wenig Respekt entgegen zu bringen, dass man ihn in Eile und ohne Genuss zu sich nahm. Allein bei dem Gedanken musste ich die Augen verdrehen.
Italiener und ihre Angewohnheiten..

"Seit ich dich kenne." Antworte er knapp und nahm meine freie Hand. Das Eis hatte mich so weit gemildet, dass ich es zu ließ.
Dante führte mich ein paar Meter weiter die Straße hinauf, während das Meer und strets begleitete.
Dieser Spaziergang tat mir wirklich gut und ich hatte meinen Wutanfall schon ganz vergessen, als wir vor einem Geschäft stehen blieben.
Dante warf seinen leeren Becher in einen Mülleimer, der am Straßenrand stand und auch ich beendete gerade meine Eiswaffel.

Ohne etwas zu erklären zog Dante mich ins Innere des Ladens.
"Warte, was machst du?"
Ich versuchte ihn daran zu hindern weiter zu gehen, doch mein Mann war einfach zu stark. Es war ein Leichtes für ihn mich mit zuziehen. Er schaffte es sogar seinen Willen durchzusetzen, ohne mich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Seine Hand umfasste fest meine, jedoch zog und drückte er nicht, es ähnelte eher einem führen.
"Schon vergessen Amore? Ich hab meinen Gefallen eingelöst."
Wir bogen in einen Gang mit Lampen und Lichtern ab.
Wie lange wird sein Gefallen noch dauern?
Wenn er denkt, dass er das den ganzen Tag durchziehen kann, dann irrt er sich aber gewaltig.

Wir erreichten das Ende der Abteilung und gingen über in die nächste.
An meinen Schritten konnte man erkennen, dass ich überhaupt keine Lust hatte. Meine Beine schleifte ich hinter her, fast wie ein bockiges Kind, dass nicht bekam was es wollte.
Dann blieb er endlich stehen.
Nein, nicht nur stehen..
Er hielt vor einem Bett an.
Einem Bett mit blauen Gardinen an der Kopfende und einem feinen Gitter an den Seiten.
Das edle Holz verlieh dem ganzen eine magische Aura und ich konnte sie Augen nicht von dem Möbelstück nehmen.
Es war ein Babybett.

Meine Finger streichten über die Konturen und ich folgte den Linien auf der Oberfläche. Das glatte Holz war weicher als erwartet und seine Teile gingen markellos in einander über.
Im Inneren lag eine weiße Matratze, auf der kleine Bären abgebildet waren, sowie ein Kissen mit dem selben Motiv.

"Gefällt es dir?"
Ich hatte Dante vollkommen vergessen. Als ich mich zu ihm umdrehte, sah ich, dass er ein paar Meter hinter mir stand und mich aufmerksam beobachtete.
Vor Freude sprang ich ihm in die Arme und drückte ihm zahlreiche kurze Küsse auf beide Wangen.
Er hatte mir doch zugehört!
Dantes Hände lagen zärtlich an meinen Hüften und er war sehr bedacht meinem Bauch während unserer Umarmung nicht zu nah zu kommen.

"Wenn ich gewusst hätte, dass du dich so darüber freuen würdest, dann hätte ich das Bett schon vor Monaten gekauft."
Immer noch die Arme um seinen Nacken, drückte ich mich etwas ab, um ihm in die Augen zu sehen.
"Gekauft? Du hast das Bett schon gekauft?"
Ich legte meinen Kopf schief und wartete gespannt auf eine Antwort.
"Ich hab es reserviert. Ich war mir sicher das Modell würde gefallen, doch ohne deine Einverständnis wollte ich nichts entscheiden.
Für diese Antwort hatte er noch eine Belohnung verdient, doch diesmal nahm ich seine Lippen in Angriff.

Dante ließ diese Möglichkeit nicht verstreichen und küsste mich innig zurück.
Seine Hände wanderten zu meinem Rücken und er drückte mich instinktiv näher an sich.
Plötzlich spürte ich einen kurzen Druck im Bereich meines Bauches.
Es war kein Schmerz, mehr ein Drücken.
Vor Schreck ließ ich Dante los und legte meine Hände auf meinem Bauch ab.
Es war nicht das erste Mal, dass ich etwas im Inneren meines Bauchs spürte. Vor einem Monat fing es an , jedoch dachte ich mir nichts dabei. Es war nur ganz leicht, kaum merkbar. Ehrlich gesagt dachte ich anfangs, ich würde es mir einbilden.
Es ähnelte dem Gefühl, wenn man Schmetterlinge im Bauch hatte.
Doch diesmal war es viel intensiver. Der Punkt konzentrierte Druck hielt nicht lange an und dennoch schaffte er es, mich völlig aus der Bahn zu werfen.

Dann tauchte der Stoß erneut auf und diesmal spürte ich ihn auch mit der Hand.
"Was Amore? Was ist los?" Dantes Stimme hatte sich schlagartig verändert. Von einem spielerischen freudigen Ton, hin zu purer Panik.
Er legte seine Hand behutsam neben meine und in dem Moment tauchte der Druck erneut auf. Diesmal zuckte ich nicht zusammen, sondern genoss das Gefühl an meiner Bauchoberfläche und meiner Hand.

Da die Stöße nie lange anhielten verstand ich erst beim dritten Mal was sie wirklich waren.
"Dein Sohn, er...er tritt." Sagte ich mit einem Grinsen auf den Lippen.
Nun leuchteten Dantes Augen auf, heller als ich jemals zuvor bemerkt hatte und auch die Panik verschwand von seinem Gesichte augenblicklich.

Meine Ärztin hatte mich darüber informiert, dass es jetzt, wo ich mich der 30. Schwangerschaftswoche näherte, zu solchen Tritten kommen würde, da sich das Kind mehr bewegte, jedoch hatte ich nicht so schnell damit gerechnet.
Dante zog mich mit dem einen Arm zurück an sich, ließ die andere Hand aber auf meinem Bauch Liegen und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
"Gott, ich hatte noch nie so viel Angst wie gerade." Beichtete er mir mit leicht zitternder Stimme.
Ich wanderte mir meiner Hand zu seiner und legte sie über seine.
So verweilten wir einige Minuten und genossen die kurzen Tritte unseres Kindes grgen meinen Bauch, welche immer mal wieder auftraten.

"Senior Martinelli, sei qui per ritirare la culla?" (Senior Martinelli, sind sie hier, um das Babybett abzuholen)

Mein Mann und ich drehten uns gleichzeitig um und sahen eine junge Verkäuferin, welche uns neugierig ansah.

Ne, momentan mal!
Sie sah nicht uns an, sondern sie hielt ihren Blick direkt auf meinen Mann gerichtet!
Und in ihrem Blick war nicht nur Neugier...

Und schon war meine Laune wieder im Keller!

Oh, die kann was erleben!!!

Ace of Hearts IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt