Kapitel XXXVII

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"Hat das Programm schon was gefunden?"
Marco ließ sich ungeduldig auf einen Stuhl fallen.
"Das geht nicht so schnell. Das letzte mal konnten wir ihn nur durch einen Hinterhalt ausmachen." Timur gab meinem Schwager seine Antwort, ohne dabei den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
"Und trotzdem sind wir in einen Hinterhalt geraten."
Nun ertönte Riccardos Stimme, aus welcher die unterdrückte Wut förmlich heraussprang.
"Diesmal wird es noch komplizierter Wasili zu finden. Jetzt, wo Ivan nicht mehr die Gegenwelle anführt, sind die meisten auf Wasilis Seite übergegangen. Die wenigen, die Ivan noch treu sind, befinden sich in Italien und sind genauso wie wir abgeschottet von der Bratva. Wir haben keinen Insider, der uns bei der Suche helfen könnte."
Wie immer hatte Timur es auf den Punkt gebracht. Nur irrte er sich mit einer Sache, dies war keine Suchaktion.
"Wir suchen meinen Vater nicht. Er wird selbst zu uns kommen, wenn es so weit ist."
Alle Köpfe drehten sich in meine Richtung und ich legte die Dokumente nieder, welche ich zuvor studiert hatte.
"Timur, hast du die Standorte markiert, nach denen ich dich gefragt habe?"
Der IT Spezialist nickte und so gleich tauchte eine Karte der östlichen Erdhälfte auf. Die Markierungen verliefen von Russland, über die ehemaligen UDSSR Staaten herunter zur Türkei und den Baltikstaaten. Ich prägte mir die Routen gut ein und suchte nach den besten Taktiken für die Realisierung meines Plans.
"Es gibt nur eine Möglichkeit ihn aus seinem Versteckt zu holen und zwar, indem wir ihm den Krieg erklären."

"Warte mal, du willst seinen Geschäften schaden?" Marco klang gleichzeitig verwirrt und aufgeregt, hatte mit seiner Vermutung aber vollkommen recht. Jetzt, wo mein Vater kein Druckmittel mehr hatte, konnten wir die Attacken problemlos auf seine Geschäfte lenken und ihn damit schwächen.
Ich würde ein Land nach dem anderen einnehmen und die Kontrolle über die Waffenlieferungen an mich reißen, so lange, bis es sich mir direkt stellen würde.

"Anastasia, bist du sicher, dass du Dante nicht einweihen willst?" Onkel Boris setzte sich nehmen mich und ich konnte die Sorge in seinem Blick erkennen.
"Ich halte nichts vor ihm geheim, oder habe ich euch verboten ihm davon zu erzählen? Dass ich ihn nicht mit einbezogen habe heißt nicht, dass ich meinen Vorhaben vor ihm verberge."
Es stimmte, ich tat das nicht absichtlich. Ob er hier von wusste oder nicht würde nichts an meiner Entschlossenheit, diesen Plan umzusetzen, ändern. Doch musste ich zugeben, dass es so viel leichter war zu handeln. Dantes Anwesenheit würde mich mit Sicherheit einschränken, was zu einem Konflikt zwischen uns führen würde, der mich nur vom Ziel ablenkt.

Riccardo ließ den Blick zum Boden fallen, während Marco standhaft blieb. Er hatte, im Gegensatz zu Riccardo, kein Problem damit ohne Dantes Wissen zu agieren.
Ich hatte beiden oft gesagt, dass, nur weil ich meinem Mann nichts erzählte, es nicht hieß, dass sie schweigen müssten.
Für Marco war es ähnlich wie für mich. Seit Isabellas Tod war er voller Wut und Rachedurst, was in erster Linie auch der Grund war, wieso ich ihn hier her brachte. Ich hatte angst, dass er ohne ein Ziel, in welches er all seine Gefühle fließen lassen konnte, selbst loszieht und sich in Gefahr bringt.
Die passive Haltung von Dante, welche er im Moment einnahm, stieß bei ihm auf Verständnislosigkeit, denn Marco wollte nicht trauern, er wollte Blut sehen.

Riccardo hingegen war anders.
Er trauert.
Doch ohne ihn und Timur könnte ich meinen Plan nicht umsetzten, weshalb ich ihn mit einbeziehen musste.
Onkel Boris wiederrum stieß durch Zufall zu uns. Er war mir eines Abends hier her gefolgt und schloss sich gleich meiner Sache an.
Ich schätze um mich davon abzuhalten eine Dummheit zu begehen.

Mein Blick wanderte wieder zur Karte. Ungarn und Serbien waren die Länder im Gebiert der Bratva, die uns am nähersten waren.
"Timur, konzentrier dich auf Belgrad. Die Lagerhallen meines Vater sind mit Sicherheit noch die selben. Gleich die Routen der Lieferungen ab und finde die besten Strecken. Ich brauch alle Details der Landschaft, Einheimischen und bezüglich der Waffen."
Dann wanderte mein Blick zu Riccardo.
"Du nimmst dir Budapest vor und machst das selbe. Danach entscheiden wir, wo wir zuerst angreifen."

Ich würde mir solange einen Angriffsplan überlegen. Die wenigen Männer meines Bruders, die noch hier waren, würden kaum ausreichen, um ein ganzes Lager zu überfallen. Ich musste meine Strategie den Ressourcen anpassen und mir was einfallen lassen, um dieses Problem zu umgehen.

Der Stift in meiner Hand kreiste auf der Karte die Orte ein, von denen ich wusste, dass sich dort Lagerhallen meines Vaters befanden. Einige von ihnen waren abgelegener als die anderen, doch jeder einzelne von ihnen war gut versteckt. Die Lokations, welche mein Vater sich kurz vor meiner Hochzeit angeeignet hatte, markierte ich mit einer anderen Farbe.
Diese Orte würde ich zunächst beschatten lassen, zusammen mit den ältesten Hallen. Dort hatten wir die beste Möglichkeit einen erfolgreichen Angriff zu starten.

Onkel Boris ergänzte meine Liste mit den Plätzen, von deren Existenz ich nichts wusste. Dadurch hatten wir eine Vielzahl von Varianten, es fehlte nur noch eine ausgeklügelte Strategie.
Mit dieser würde ich mich aber an einem anderen Tag beschäftigen.

"Wie spät ist es?" Ich suchte nach einer Uhr, konnte aber keine erkennen.
Die Morgendämmerung stand bereits vor der Tür, der morgen war also nicht weit entfernt.
"Fünf Uhr."
Marco griff nach seiner Jacke und auch ich zog meinen Mantel an. Auch sie anderen packten ihre Sachen zusammen. Für heute hatten wir genug getan.
Ich warf den Autoschlüssel Marco zu und wir machten uns gemeinsam auf den Weg nach draußen.

"Okay, es wird Zeit den verrückten Zwilling einzusammeln.

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