Kapitel XXIV

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Anastasia

Nach einem erholsamen Schlaf zog ich mich etwas wärmer an und machte einen Spaziergang durch den Garten. Die Sonne war gerade dabei auf zu gehen und der kalte Spätherbst erfrischte meine Sinne.
Ich hatte den halben Tag und die Nacht durchgeschlafen und fühlte mich nun um einiges besser.
Meine Beine trugen mich an die Grenze und ich öffnete die Zauntür, um das Grundstück zu verlassen. Ich trat auf den dünnen Pfad des privaten Strandabteils der Martinelli und ging den Abschnitt ab. Meine Gedanken waren ein komplettes Durcheinander.

"Ich wollte nicht, dass du ohne Liebe in eine Ehe rutscht, die so ausgeht wie bei unseren Eltern."

Meine Augen sahen zum Himmel und suchten dort nach Antworten. Das satte Rot der Morgendämmerung schmückte die Wolken und erhellte die Umgebung.

"Du warst in Sofia, damals als die Explosion hoch ging?"

Ich wünschte ich hätte ihm diese Frage nicht gestellt. Zum ersten Mal hätte ich die Unwissenheit bevorzugt.

"Ich konnte dich nicht retten, egal was ich getan hätte, es hätte dich nicht vor deinem Schicksal bewahrt."

Erneut fanden seine Worte ihren Weg in meinen Verstand und ich konnte nicht anderes, als mir die Schuld dafür zu geben. Auch, wenn es seine Entscheidung war, er tat es für mich...

"Wer hat die Bombe gezündet?"

Eine Gänsehaut erfüllte meine Arme, als ich an den Teil unseres Gesprächs dachte.
Wie konnte es nur so weit kommen? Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ich seinen Worten nur schwer glauben konnte, oder daran, dass ich es nicht wollte, aber der Sinn in ihnen blieb mir verwehrt.
Ich verstand es einfach nicht.... nicht die Logik hinter seinem Handeln, die war mir klar.
Er tat es, um mich zu retten, um mir aus einer Situation zu helfen, aus der es keinen anderen Ausweg gab.
Was ich aber nicht begriff war, wie mein Bruder eine solch moralische Grenze überschreiten konnte.
Klar, er gehörte schon immer zu den Menschen, die schnell wütend wurden und sich mehr von ihren Gefühlen als vom Verstand leiten ließen, aber ich hätte nie gedacht, dass er in seiner Rage so weit gehen würde.
An dem Tag starb nicht nur Lucas Freundin, viele Männer der Martinelli Mafia verloren ihr Leben, geschweige denn die hohe Anzahl an Passanten, die zufällig an dem Platz vorbei gingen.
All diese Opfer nur für einen erfolglosen Versuch meine Hochzeit zu verhindern.

Ich konnte einfach nicht aufhören daran zu denken, dass die Wurzel dieser Tragödie in meiner und Ivans Schwäche für sich selbst einzustehen, zu finden war. Hätten wir uns unserem Vater nur früher widersetzt, uns ihm viel offener entgegen gestellt, dann wäre das alles vielleicht nie passiert.
Natürlich konnte ich nicht leugnen, dass ich Dante in dieser Theorie wahrscheinlich nicht kennengelernt hätte und wenn doch, wären wir dann noch die, die wir jetzt waren?

Ich wagte einen Blick auf meine Armbanduhr und stellte fest, dass ich mich bereits seit Stunden hier aufhielt. Meiner Berechnung nach war ihr Flugzeug schon vor Stunden gelandet.
Ich sammelte alle meine Gedanken, die nichts mit Isabella zu tun hatten zusammen und versteckte sie ganz weit hinten in meinem Verstand.
Zu ihnen würde ich zurück kommen, wenn die Zeit gekommen war. Im Augenblick ging es nur um Isabella.
Ich machte mich auf den Weg zum Kontrollraum.
Es wird Zeit, dass ich zu meinem alten Ich zurück finde und die Worte meines Mannes ignoriere, um meinen eigenen Willen durchzusetzen.
Er hatte gesagt, dass ich mich ausruhen sollte, aber nicht wo genau ich das tun konnte.
Und ob ich nun in unserem Schlafzimmer wartete, oder im Kontrollraum, machte keinen großen Unterschied.

Als ich den Raum betrat, saß Timur am Schreibtisch, während Riccardo sich auf einem Sofa ausruhte. Leise, um meinen Schwager nicht zu wecken, trat ich zu Timur herüber.
Ich nahm neben ihm, auf einem freien Stuhl, platz und sah zu dem Monitor.
"Im Augenblick ist alles ruhig. Sie melden sich, sobald sie Nachrichten haben.
Ich nickte meinen Freund zu und machte es mir auf dem Stuhl gemütlich.
Nun hieß es abwarten.

Ace of Hearts IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt