Anstatt direkt ins Wohnzimmer zu gehen, nahm ich den Weg durch die Küche zur Terrasse.
Das Treffe würde ich auf der Veranda abhalten, die kalte Herbstluft war perfekt für ein Gespräch mit meinem Onkel. Auch brauchte ich aus strategischen Gründen einen Ortswechsel.
Ich war die Dreistigkeit meines Onkels bereits gewohnt, doch wenn er wirklich glaubte, er könnte mich in meinem Haus zu sich bestellen, dann hatte er sich geirrt. Die Spielregeln gab ich hier vor!In der Küche traf ich auf Caroline, die ich wissen ließ, dass sie drei Tassen Kaffee fertig machen und zum Platz bringen soll.
Anschließend öffnete ich die Tür zur Veranda und setzte mich auf einen der Stühle.
Die Luft draußen war bereits kühl und auch der Himmel änderte sich jahreszeitgemäß in einen Grauenton. Ein frostender Windzug wehte an mir vorbei und ich konnte den kommenden Winter bereits auf der Haut spüren. Es verging nur knapp fünf Minuten, da öffnete sich die Terrassentür und Luca führte unseren Gast zu mir herüber.
Mein Onkel sah wenig erfreut über meine Platzwahl aus, doch es war mir mehr als nur egal!
Der Sitz gegenüber von mir wurde von ihm eingenommen und Luca nahm den übrigen Stuhl zwischen uns ein.
Mögen die Spiele beginnen!"Was ist passiert, Onkel? Unangemeldete Besuche sagen nichts Gutes voraus." Luca eröffnete das Gespräch und unterbrach damit das Blickduell, welches unser Onkel und ich uns boten.
Ich wusste genau, wieso er hier war.
Kaum erschnüffelte er eine Möglichkeit seinen Willen durchzusetzten, schon stand er auf meiner Matte und die Abwesenheit meines Vaters bot ihm genau das, eine Möglichkeit.
Ich kannte sein genaues Anliegen zwar nicht, doch das brauchte ich auch nicht, um zu wissen, dass dieser Mann versuchen würde seine Stellung zu sichern.
Als mein Vater den Don Titel noch inne hatte, konnte nur er seinen Bruder bändigen. Wie ein gehorsamer Pudel richtete er sich an die Entscheidungen meines Vaters und bellte nicht einmal in dessen Richtung.
Sein Sohn Fabio hingegen hatte nicht so viel Selbstkontrolle. Er ließ sich von mir nicht klein halten, ihm hätte der Knochen, den ich ihm zuteile, niemals ausgereicht, was am ende auch der Grund war, wieso er sein wahres Gesicht zeigte und sich gegen mich stellte. Wenn sein Vater eine Geier ist, dann gehörte Fabio zu den Hyänen.
Was jedoch keine von den beiden Tierarten war, ist der König des Dschungels!
Dieser Titel gehörte nur meinem Vater und jetzt mir!
Und es war an der Zeit, dass sie dies auch begriffen."Glaubt mir, ich wünschte ich könnte zu einem anderen Moment kommen und das Thema ansprechen, besonders nach dem, was wir durchmachen mussten die letzten Monate, doch mir bleibt keine andere Möglichkeit." Mein Onkel sprach erstmal um den heißen Brei herum, was nur bedeuten konnte, dass mir das Thema nicht gefallen wird.
Sowas von nicht gefallen wird.
"Onkel, sprich es einfach aus!" Meine Geduld neigte sich dem Ende zu und mein Körper spannte automatisch an.
Luca bemerkte meine fallende Stimmung, weshalb er unsere Aufmerksamkeit auf Caroline lenkte. Unser Hausmädchen betrat mit einer Tablett in der Hand die Veranda und stellte eine Tasse nach der anderen neben uns ab. Die kurze Unterbrechung hinderte mich aber nicht daran, meinen Onkel weiterhin eindringlich anzustarren.Ich wartete bis Caroline wieder im Haus war, ehe ich meinem Onkel ein Zeichen gab zu antworten.
"Dein Vater und ich haben die Mafia stets mit Stolz und Ehre regiert."
Es lag mir auf der Zunge ihn zu korrigieren und darauf hinzuweisen, dass mein Vater sie regiert hat und er lediglich dessen Cape war. Jedoch schwieg ich erstmal, um zu erfahren, was er alles noch sagen würde.
"Und Gott weiß, es war nicht immer einfach. Unsere Feinde gönnten uns keine Sekunde ruhigen Schlaf. Wir trafen Entscheidungen, die wir nie bereuten und nach denen wir handelten, mehrere Jahrzehnte. Doch die Zeiten haben sich geändert und die alten Regeln müssen der neuen Zeit angepasst werden."
Da war es.
Der Grund für sein Kommen.
Eigennutz! Es stand im förmlich auf der Stirn geschrieben, dass dieser alte Hund seine eigenen Interessen verfolgte."Von welchen Änderungen sprichst du?"
Ich lehnte mich nach vorne und griff nach meiner Tasse.
"Durch den Fall der Japaner blieb uns ein großer Teil unserer Lieferungen nach Asien aus. Die Aufträge von den Chinesen reichen kaum aus, um unseren ursprünglichen Stand zu decken. Besonders, weil sie ihre Bestände auch durch die Russen auffüllen."Er sprach immer noch nicht Klartext, weshalb es Zeit wurde ihn zu hetzen. Flach, aber ausreichend kraftvoll, schlug ich auf die Tischplatte, sodass ein dumpfes Geräusch ertönte.
Die Stimme meines Onkels verstummte augenblicklich und alle Augen waren auf mich gerichtet.
"Komm zum Punkt!"
Die Mimik meines Onkels änderte sich und auch die Atmosphäre am Tisch wurde schlagartig kälter.
Ich ballte meine flachen Hand zu einer Faust und ließ sie demonstrative auf dem Tisch liegen.Mein Gegenüber hustete einmal, eher er wieder zu sprechen anfing.
"Ich will, dass wir das Drogengeschäft wiederbeleben und die alten Routen und Verträge nutzten um unsere Stellung im Weltgeschäft zurück zubekommen."
Drogenhandel? Das muss ein Scherz sein! Mein Vater hatte nicht ohne Grund den Drogenhandel abgeschafft. Es gab nie einen Moment, während der gesamten Amtszeit meines Vaters nicht, indem mein Vater seine Regeln oder die seines Vaters brach. Egal wie prekär die Lage auch war, man macht keinen Schritt zurück!Und jetzt sitzt dieser Mann vor mir und schlägt mir wirklich vor, ich sollte über das Gesetz meines Vaters hinweg entscheiden und den verbotenen Geschäftszwei wieder aufleben lassen.
Was folgt danach? Menschenhandel?
So weit wird es niemals kommen! Weder unter meiner Leitung, noch unter der meines Sohnes!"Nein!" Ich hielt meine Antwort kurz. Zwar verdient es jedes Mitglied meiner Mafia eine Erklärung zu erhalten, doch ich wollte das Thema so schnell wie möglich beenden und zu meinen anderen Verpflichtungen übergehen.
Ich wollte schon aufstehen, als mein Onkel sich im Stuhl zurück lehnte und mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen ansah.
"Was?"
Es wäre auch zu schön gewesen, wenn wenigstens eine Sache sich heute problemlos geklärt hätte.
"Die italienische Mafia wird nicht ins Drogengeschäft einsteigen!" Ich hoffe meine Aussage war diesmal etwas klarer und die Nachfragen würden sich damit erledigt haben.Nur leider hatte ich den Plan nicht mit meinem sturen Onkel gemacht.
"Du bist genau wie dein Vater! Hörst dir nicht einmal an was ich zu sagen habe!"
Natürlich versuchte er sein Glück bei mir. Mein Vater hätte ihm nicht einmal erlaubt das Thema zu eröffnen, aber bei mir hatte er die Hoffnung, dass ich mich von seinem Gelaber überzeugen lasse.
Nur zu schade, dass ich mit festen Prinzipien erzogen wurde."Danke!" Das war alles was ich sagte, ehe ich von meinem Stuhl aufstand.
"Luca, bring unseren Gast hinaus."
Mein Bruder tat wie von mir verlangte und stellte sich an die Seite unseres Onkels, was diesem deutlich signalisierte zu gehen."Das wird noch ein Nachspiel haben Dante!"
Er schrie mir die Drohung hinterher, während ich mich bereits ins Innere des Hause machte.War ich denn wirklich nur von Idioten umgeben??
Plötzlich klingelte mein Handy.
Ich holte das Telefon aus meiner Tasche und sah auf den Display.
Vlad
Mit Sicherheit wollte er sich melden, um mir zu sagen, dass er und Anastasia am Friedhof angekommen waren.
Gerade als ich annehmen wollte, hörte ich einen Schrei aus dem ersten Stock.
Das war die Stimme meiner Schwester und sie klang alles andere als glücklich.
Mit zwei Fingern massierte ich meine Schläfen, ehe ich mich auf den Weg zur Treppe machte.Wann würd dieser Wahnsinn eines Tages endlich enden!!!
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Ace of Hearts III
ChickLitBand III -Eine Welt voller Zweifel, falschen Tatsachen und leeren Versprechen- Die Ehe zwischen Anastasia und Dante wird mit jeden Tag fester, doch die Probleme der Außenwelt lassen sie nicht in Ruhe. Während die beiden sich auf die Geburt ihres ers...