Kapitel XVIII

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Ohne den anderen ein Wort zu sagen, verließ ich mit Timur den Trainingssaal. Ich wusste, dass mein Auftreten den Russen immer noch einschüchterte, jedoch konnte ich keine Rücksicht auf dessen Gefühle nehmen, weshalb ich ihn erwartungensvoll anstarrte.
Er verstand meine Aufforderung und fing sofort an zu sprechen, während wir den Flur entlang gingen.

"Riccardo und ich konnten das System von Wasili nicht hacken, weil sie keinen festen Standort mehr haben. Das System, welches ich in Moskau programmiert hatte, nutzen sie nicht mehr, sodass wir ihn auf diese Weise nicht finden können. Er lebt jetzt wie eine Flüchtiger, der nie lange an einem Ort verweilt. Unsere einzige Chance ihn zu fassen besteht darin, ihn herauszulocken. Wenn wir nur nah genug an ihn heran kommen könnten, beziehungsweise an sein Telefon, dann könnte Riccardos Programm sein Handysystem infizieren."

Einen ähnlichen Gedanken hatte ich auch schon, nur war mir noch keine geeignete Strategie eingefallen, wie man diese Idee umsetzten könnte. Wenn sie ihr System umgestellt hatten, musste Wasili davon ausgehen, dass Timur sich uns angeschlossen hatte. Ihn als Geheimwaffe zu benutzten war somit nicht mehr möglich.
Das einzige, mit dem wir Wasili aus seinem Loch heraus bekommen und dazu bringen können einen Fehler zu begehen, wäre Ivans Antwort auf die Thronfolge.
Wenn wir Wasili zu einem Treffen einladen, um ihm Ivans Entscheidung bezüglich des Mafiasitzes mitzuteilen, könnten wir so eine Chance bekommen.

Am liebsten hätte ich den Gedanken sofort weiter besprochen, doch der Anblick meines verschwitzten Körper ließ mich inne halten. Ich brauchte eine Dusche.
"Gebt mir 10 Minuten, dann komm ich in den Kontrollraum und wir besprechen alles weitere."
Ich wartete auf keine Antwort von ihm, sondern machte mich sofort auf den Weg ins Schlafzimmer.

Schnell sprang ich, in dem Badezimmer unseres Zimmer, unter die Dusche und wusch mir den Schweiß vom Training ab. Gemeinsam mit all dem Schmutz, spülte ich auch die Reste meines Blutes in den Abfluss. Die Knöchel meiner rechten Hand waren leicht aufgeschlagen, doch ich schenke ihnen keine große Aufmerksamkeit.

Nachdem ich fertig war, schaltete ich das Wasser aus und trocknete mich ab. Das alles tat ich in kürzester Zeit, um so schnell wie möglich den Plan zu besprechen. Ich zog mir eine lässige Jogginghose und ein normales weißes T-Shirt an.
Kurz bevor ich die Zimmertür öffnete, hielt ich inne und drehte mich noch mal um. Erst jetzt fiel mir die Abwesenheit meiner Frau auf, wieso ich mich noch einem in dem Raum umsah. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie sich in unserem Schlafzimmer aufhalten würde, jedoch muss sie eine andere Beschäftigung für sich gefunden haben. Ich ließ meine Augen nochmal an den Wänden entlang laufen und ging dann aus dem Zimmer.

Meine Haare waren immer noch etwas nass, als ich den Kontrollraum betrat. Riccardo und Timur steckten mitten in einem hitzigen Gespräch, weshalb ich schweigend auf einem Sessel, der an der anderen Seite des Raums stand, Platz nahm.
"Das wird nicht funktionieren. Wie sollen wir an sein Telefon kommen?"
Riccardo strich sich durch die chaotische Frisur und zeigte auf den Bildschirm.
"Wir schaffen es nicht einmal seinen Aufenthaltsort zu finden, da fällt eine Kontaktaufnahme von vornherein weg."
Es schien, als wäre mein Bruder weniger überzeugt von der Idee als es Timur war.
Die beiden waren so vertieft in ihre Diskussion, dass sie meine Anwesenheit nicht wahrnehmen. Ich nutzte diese Gelegenheit und spielte verschiedene Szenarien in meinem Kopf durch.
Die einzige Möglichkeit, wie wir an Wasilis Handy kommen könnten, wäre ein persönliches Treffen.
Doch um ein solches durchzuführen, benötige ich einen Grund und einen geeigneten Ort.
Unser Gebiet, sowie das der Russen fiel als Treffpunkt weg, da eine Partie immer im Nachteil wäre. Das einzige, was in Frage kam, war ein neutraler Ort.
Der Grenzpunkt in Polen, an dem wir uns damals für die Übergabe von Isabella und Anastasia getroffen hatten, war viel zu unbeschützt und ungeeignet für ein längeres Treffen.
Meine Gedanken arbeiteten auf Hochtouren, bis die Lösung, wie ein Geistesblitz, in mich einschlug.

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